«Was nichts kostet, ist nichts wert», so ein landläufiges Sprichwort. Etwas abgewandelt kann man genauso gut sagen, «Was nichts kostet, wird nicht geschützt». Wie zum Beispiel die Atmosphäre.
Aus ökonomischer Sicht macht es wenig Sinn, sich jetzt über verantwortungslose Unternehmen oder gar den Kapitalismus als Ganzes zu echauffieren. Aus ökonomischer Sicht muss einfach eines her: ein Preis. Diesen Weg hat die EU eingeschlagen und 2005 ein Emissionshandelssystem (EHS) für Treibhausgase etabliert.
Bislang sind die Energiewirtschaft und die Industrie Teile des EHS; die Schifffahrt wird aktuell gerade aufgenommen. Ab 2026 sollen auch Gebäude und Strassentransport in das System eingegliedert werden, sodass das EHS dereinst 70 Prozent aller EU-weiten Emissionen umfassen wird.
Emissionshandelssystem – künstliche Kosten
Anders als die fixe Besteuerung pro abgegebener Emissionseinheit funktionieren die etablierten Emissionshandelssysteme nach dem «Cap-and-Trade-Prinzip». Staaten oder überstaatliche Jurisdiktionen definieren dabei eine Obergrenze (Cap) an Verschmutzungsrechten. Diese können über Zertifikate unter den Unternehmen gehandelt werden (Trade). Der Preis für die Zertifikate ergibt sich aus dem Handel zwischen den Unternehmen. Somit ist das Handelssystem marktorientiert und kosteneffizient. Die Obergrenze für die Emissionen wird regelmässig gesenkt, was das Angebot an Verschmutzungsrechten graduell verkleinert. Stetig steigende Emissionskosten sollen Unternehmen einen Anreiz geben, auf emissionsarme Technologien umzusteigen, und so dafür sorgen, dem Ziel einer dekarbonisierten Wirtschaft näherzukommen.
So weit, so gut. Doch welche Wirkung kann europäischer Emissionshandel in einer globalisierten Welt erzielen, in der Produktionsstandorte einfach über die EU-Aussengrenze verschoben werden können?