Themenfonds – Der Preis ist heiss
Trotz kritischen Stimmen haben sich Themenfonds in den vergangenen Jahren in der Anlagelandschaft etabliert. Was steckt hinter deren Beliebtheit, und welches Investorenverhalten hilft, um davon zu profitieren?
Text: Christian Haller
Aktive Aktienthemenfonds erfreuen sich grosser Beliebtheit am Markt. Die Nettoinflows von in der Schweiz verfügbaren Gefässen betrugen gesamthaft CHF 69,3 Mrd. über die vergangenen drei Jahre. Zusammen mit den Marktbewegungen führt dies aktuell zu verwalteten Vermögen in der Höhe von CHF 225,8 Mrd. Im Vergleich zu 2020 kommt dies einem Anstieg der Assets um jährlich 9,3% gleich. Der übrige aktive Fondsmarkt konnte in derselben Zeitperiode «bloss» 3,1% p.a. zulegen.
In dieser Erhebung sorgt das Thema Nachhaltigkeit für die Musik. So verzeichneten aktive Aktienthemenfonds, die eine Nachhaltigkeitswirkung anstreben oder ein bestimmtes Nachhaltigkeitsziel verfolgen (SFDR Art. 9), das stärkste Wachstum. Gemäss den Daten von Morningstar konnten sie pro Jahr um rund 18,6% an Volumen zulegen.
Was Themenfonds beliebt macht
Die Popularität von Themenfonds kennt verschiedene Treiber: Erstens verliert die traditionelle Einteilung der Anlagen nach Sektoren oder Regionen zunehmend an Relevanz, weil zahlreiche der heute grosskapitalisierten Unternehmen wie Google oder Alibaba in unterschiedlichen Industrien in verschiedenen geografischen Märkten tätig sind. Um die Wachstumstreiber von Unternehmen ganzheitlich zu erfassen, berücksichtigen Investoren zunehmend thematische Ansätze.
Zweitens ist bekannt, dass Themenfonds v.a. bei Privatanlegerinnen und -anleger auf fruchtbaren Boden fallen. Ursache hierfür ist unter anderem die Etablierung von einfach zugänglichen Handelsplattformen. Diese begünstigten Investitionsflüsse von Privatanlegerinnen und -anlegern in Themenfonds massiv. Schliesslich wird auch das Diversifikationspotenzial von Themenfonds zunehmend geschätzt. Die Überschneidung von Thementiteln mit Titeln aus globalen Aktienindizes ist oftmals sehr gering, was eine breitere Risikostreuung im Gesamtportfolio erlaubt.
Kritik unter der Lupe
Themenfonds stossen gleichwohl immer wieder auf Kritik. Sie umfasst etwa erhöhte Wertschwankungen. Wer in Themenanlagen investiert, ist sich bewusst, dass sie strukturell stärker von kurzfristigeren Zyklen beeinflusst werden. Je nachdem ob das Thema im gesellschaftlichen oder politischen Diskurs gerade en vogue ist oder abgestraft wird. Langfristig gesehen folgen vielversprechende Themen aber einem übergeordneten Trend, der die Innovationskraft vieler Thementitel vorantreibt und ihnen attraktive Wachstumschancen bietet. Um die Volatilität von aktiven Themenfonds zu kontrollieren, ist hingegen ganzheitliches Risikomanagement unabdingbar. Anzustreben ist dabei ein Gleichgewicht zwischen der Nutzung des thematischen Wachstumspotenzials und dem Management der damit verbundenen Risiken. Durch die strukturierte Themendefinition, die Konstruktion diversifizierter Portfolios, die fortwährende Überwachung der Titelauswahl oder die Durchführung von Stresstests und Szenarioanalysen können aktive Themenfonds einen langfristigen Kapitalzuwachs anvisieren und gleichzeitig die Auswirkungen potenzieller Risiken mindern.
Ein zweiter Kritikpunkt stellen unerfüllte Performanceerwartungen dar. Meist unerwähnt bleibt dabei das Anlageverhalten selbst, das der Performance nicht immer zuträglich ist. Die nachstehende Abbildung zeigt den Unterschied zwischen der zeitgewichteten Rendite (TWRR) und der geldgewichteten Rendite (MWRR) des Themas «Green Transition» (mit Referenzwährung USD), die dem in der Realität erzielten Erfolg der Anleger näherkommt. Das Ergebnis ist beeindruckend: Während das Thema über die vergangenen fünf Jahre eine positive annualisierte Rendite von über 3% verzeichnet, zeigt die geldgewichtete Rendite, dass das durchschnittlich in den Fonds investierte Geld mehr als 4% p.a. verloren hat. Diese Diskrepanz zeigt, dass Anlegerinnen und Anleger oft erst nach der guten Performance einsteigen und überdurchschnittlich an der Korrektur partizipieren. Investitionsthemen zeichnen sich am Aktienmarkt nämlich oftmals durch besonders zyklisches Verhalten aus. Anlagehypes mit entsprechenden Gegenbewegungen sind die Folge.
Preis ist mitentscheidend für langfristige Rendite
Wer sich für Themeninvestitionen interessiert, darf sich nicht allein vom Thema leiten lassen. Der Preis, den ein Investor bezahlt, ist für die langfristige Rendite ebenso wichtig . Es ist darum ratsam, stets ein Auge auf die Bewertung zu richten. Beim Thema «Clean Energy» war diese bis Ende 2018 relativ attraktiv und hat sich im Laufe des Jahres 2019 erhöht, bevor sie 2020 komplett durch die Decke ging. Im weiteren Verlauf hat sich das KGV, mit dem die Bewertung gemessen wird, bis heute wieder erholt und liegt aktuell erneut unter dem langfristigen Durchschnitt. Marktteilnehmer sehen sich folgenden Umständen gegenüber:
- Wer Ende 2018 ins Thema eingestiegen ist, liegt weiterhin vor der Rendite globaler Aktien (MSCI World Net TR).
- Wer Ende 2019 investiert hat, hält mit dem Vergleichsindex mit.
- Wer erst Ende 2020 in die Euphorie einstimmte, wird den eingehandelten Rückstand zum Vergleichsindex auch langfristig kaum mehr wettmachen (vgl. nachfolgende Tabelle).
Fazit
Aktienthemenfonds schiessen wie Pilze aus dem Boden, wobei viele eine Nachhaltigkeitswirkung anstreben. Echte Anlagethemen folgen säkularen Trends und verdienen nicht nur eine langfristige Betrachtungsweise, sondern auch ein diszipliniertes Anlageverhalten. Wer dies nicht behelligt, riskiert, dass wertvolle Rendite auf der Strecke bleibt. Es reicht nicht aus, attraktive Anlagethemen zu identifizieren. Das Aufspüren geht immer einher mit dem zugehörigen Preis. So besteht für einen Investor nicht selten die grösste Herausforderung darin, sich dem Hype zu widersetzen und achtsam die richtige Kaufgelegenheit zu erkennen, die früher oder später auftaucht.