Green Bonds im Höhenflug
Im Zuge der Klimadebatte haben Green Bonds ein exponentielles Wachstum erfahren. So haben sich die Emissionen in den letzten fünf Jahren mehr als versechsfacht. Erfahren Sie mehr im Kommentar von Jens Schweizer, Anlagespezialist Anlagethemen und -trends bei der Zürcher Kantonalbank.
Text: Jens Schweizer
Die Zinswende ist eingeläutet. Die Kombination aus steigenden Inflationserwartungen und restriktiveren Zentralbanken hat die Obligationenrenditen global auf lange nicht gesehene Höchststände katapultiert. Das deutlich höhere Zinsumfeld bietet so zunehmend Anlagemöglichkeiten.
Als Alternative zu konventionellen Anleihen verdienen sogenannte Green Bonds einen genaueren Blick. Green Bonds sind Anleihen, deren aufgenommene Gelder explizit für Projekte oder Aktivitäten verwendet werden, die ökologische Ziele verfolgen. Im Zuge der sich intensivierenden Klimadebatte haben sie in den letzten Jahren ein exponentielles Wachstum erfahren. In den letzten fünf Jahren hat sich die jährliche Emission von Green Bonds auf über USD 564 Mrd. im Jahr 2021 mehr als versechsfacht.
Europa führend bei Green Bonds
Die EU-Kommission rechnet sogar mit rund USD 1 Bio. bereits im Jahr 2023. Die meisten Green Bonds stammen aktuell von in Europa domizilierten Emittenten. Es gibt auch immer mehr chinesische Schuldner, die den nordamerikanischen in den letzten Jahren den Rang abgelaufen haben. Green Bonds werden bereits von einer grossen Anzahl Emittenten und verschiedensten Typen von Schuldnern begeben.
Dazu gehören unter anderem Staaten wie beispielsweise Deutschland oder Italien, Lokalbehörden (zum Beispiel Paris), multilaterale Institutionen wie die Europäische Union und Unternehmen (auch die Zürcher Kantonalbank). Anlagen in den gängigen breit diversifizierten Green Bond Indizes sind somit im Vergleich zu hochqualitativen Staatsanleihen mit zusätzlichen Kreditrisiken verbunden. Green Bonds werden über die ganze Laufzeitenkurve emittiert, gängige Indizes verzeichnen aber eine mittlere Duration von fünf bis zehn Jahren.
Standards für grüne Anleihen
Eine strukturelle Herausforderung für den Markt für Green Bonds ist die fehlende globale Standardisierung. Aktuell richten sich viele Emittenten lediglich nach den freiwilligen Richtlinien der International Capital Markets Association (ICMA) – sie halten rudimentäre Prinzipien zu Aus- und Nachweis sowie Reporting des grünen Nutzens fest. In Europa hat die EU-Kommission mit dem «EU Green Bond Standard» im Zuge der «Taxonomy Regulation» aber ein Regelwerk in den Gesetzgebungsprozess gegeben, das verbindlich festlegt, was als grüne Anleihe bezeichnet werden darf.
Nebst zu erfüllenden Standards sind dabei Anforderungen an Reporting und institutionalisierte externe Kontrollmechanismen wichtige Pfeiler. Dies wird dem Markt für Green Bonds mindestens in Europa weiteren Schub verleihen. Vielleicht wird zurzeit sogar die Basis gelegt, damit Green Bonds von der Nische zur Konvention werden. Die weltweit ausstehenden Anleihen stehen jedenfalls bei rund USD 120 Bio.