KMU als Rückgrat der Wirtschaft

In der Schweiz arbeiten zwei Drittel aller Erwerbstätigen für ein Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten. Dies macht die KMU zu einem wichtigen Pfeiler der Schweizer Volkswirtschaft. Im Beitrag erfahren Sie mehr zum Ländervergleich und Skaleneffekten.

Text: Claude Zehnder, Senior Economist Global bei der Zürcher Kantonalbank

In der Schweiz entfallen 42% des Exportvolumens auf KMU – in Deutschland und Frankreich liegt der Anteil deutlich tiefer. (Bild: Getty Images)

In der wirtschaftspolitischen Diskussion und in der Presse wird stets die hohe Bedeutung der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) betont. Tatsächlich sind zahlenmässig über 99 Prozent aller Unternehmen in der Schweiz KMU, also marktwirtschaftliche Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitenden.

Zählt man nicht die Unternehmen, sondern die Anzahl der Beschäftigten, die in KMU tätig sind, sinkt der Anteil zwar, beträgt aber immer noch beeindruckende 67 Prozent. Mit anderen Worten: In der Schweiz arbeiten zwei Drittel aller Erwerbstätigen für ein Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten. Es ist deshalb absolut angebracht, diese Betriebe als Rückgrat der Wirtschaft zu bezeichnen.

Bei Betrachtung der einzelnen Wirtschaftssektoren ergeben sich indes gewichtige Unterschiede. So sind Landwirtschaftsbetriebe im Durchschnitt kleiner als Dienstleistungs- und Industrieunternehmen. Insbesondere in der Industrie gibt es einen vergleichsweise hohen Anteil an Grossunternehmen (>250 Beschäftigte). Diese Grossunternehmen beschäftigen mehr als 42 Prozent der in der Industrie arbeitenden Personen. Der Industriesektor ist also anders strukturiert als der erste und der dritte Wirtschaftssektor.

Unterschied Stadt und Land

Auch zwischen städtisch geprägten Kantonen wie Basel-Stadt oder Zürich und ländlichen Kantonen wie Appenzell Innerrhoden oder Schwyz gibt es deutliche strukturelle Unterschiede. Erstere weisen einen hohen Anteil an Beschäftigten in Grossunternehmen auf, in letzteren sind in erster Linie Mikro- (< 10 Beschäftigte) und Kleinunternehmen angesiedelt.

Der Ländervergleich

Ein Blick in die Statistik anderer Länder in Europa zeigt, dass sich die Situation von derjenigen hierzulande nicht grundlegend unterscheidet. In allen europäischen Ländern macht der Anteil der KMU nämlich mehr als 99 Prozent der Unternehmen aus. Auch dort sind sie also das Fundament der Volkswirtschaft. Dennoch lassen sich im Ländervergleich einige interessante Unterschiede feststellen.

Zum einen sind die KMU in der Schweiz deutlich stärker exportorientiert als in unseren europäischen Nachbarländern. Obwohl nur jedes dreizehnte KMU in der Schweiz ins Ausland exportiert, sind diese Ausfuhren von grosser Bedeutung. In der Schweiz entfallen nämlich 42 Prozent des Exportvolumens auf KMU, während in Deutschland oder Frankreich dieser Anteil lediglich bei 22 Prozent bzw. 23 Prozent liegt. Wie zu erwarten, nimmt das durchschnittliche Exportvolumen pro Unternehmen mit der Grösse des Unternehmens zu. Über alle Unternehmensgrössen betrachtet exportieren nur Irland, Tschechien und Belgien durchschnittlich mehr als die Schweizer Unternehmen.

Skaleneffekte sind nicht zu unterschätzen

Zum anderen zählt die Schweiz zusammen mit Deutschland zu den europäischen Ländern mit dem niedrigsten Anteil an Mikrounternehmen. Dies ist insofern von Bedeutung, als Studienergebnisse zeigen, dass der KMU-Anteil in der Wirtschaft leicht negativ mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eines Landes korreliert. Skaleneffekte sind offenbar nicht unerheblich, insbesondere in Produktionsbetrieben. Hohe Fixkosten (z.B. in der Pharmabranche) oder hohe Regulierungskosten (z.B. bei Banken und Versicherungen) können bei grösseren Unternehmen auf mehr Mitarbeitende verteilt werden und verschaffen diesen Unternehmen einen Vorteil gegenüber KMU. Studien zeigen aber auch, dass es die optimale Unternehmensgrösse nicht gibt. Das Grössenoptimum ist je nach Branche, Produkt oder Dienstleistung unterschiedlich.

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