Was ist Momentum?

Vom Momentum profitieren – das wollen auch Anlegerinnen und Anleger an der Börse. Lesen Sie im Beitrag, von wo der Begriff stammt und für was er steht.

Text: Rolando Seger, Anlagespezialist

Isaac Newton
Der englische Physiker, Mathematiker und Astronom Isaac Newton definierte Impuls als eine Grösse der Bewegung, die vereint durch die Geschwindigkeit und die Grösse der Materie (Masse) gemessen wird. (Bild: Getty Images)

Im Zusammenhang mit Finanzmärkten steht der Begriff «Momentum» für die Bewegungskraft, die innewohnde Energie, den Druck und Impuls sowie den Zeitraum. Kurz ausgedrückt ist Momentum die Kraft, die den Stein ins Rollen bringt und am Rollen hält. Natürlich kommt Momentum nicht bloss an den Finanzmärkten vor, sondern in vielen physikalischen, ökonomischen oder auch psychologischen Disziplinen.

Nähern wir uns dem Terminus einmal aus dem Blickwinkel der klassischen Mechanik. Der englische Physiker, Mathematiker und Astronom Isaac Newton definierte Impuls als eine Grösse der Bewegung, die vereint durch die Geschwindigkeit und die Grösse der Materie (Masse) gemessen wird. Das kann man sich am Beispiel des rollenden Steines gut vorstellen. Ist er erst einmal in Bewegung, entwickelt die Rollbewegung eine Energie aus sich selbst heraus.

An den Finanzmärkten beschreibt Momentum die Tendenz, dass sich beispielsweise der Preis eines Guts in dieselbe Richtung weiterbewegt, nachdem er einmal gestiegen oder gefallen ist. Dieses Phänomen kann in verschiedenen Märkten beobachtet werden.

Die Psychologie des Anlegens

Einer der Gründe für das Momentum ist das Herdenverhalten von Anlegerinnen und Anlegern. Sie neigen dazu, in Vermögenswerte zu investieren, die kürzlich eine positive Performance gezeigt haben. Das zieht Nachahmer an und führt zu einer weiteren Preissteigerung durch die höhere Nachfrage. Ein anderer Faktor ist die Unterreaktion der Anlegerinnen und Anleger auf neue Informationen, indem sie bei der Entscheidungsfindung fundamentale Informationen ausser Acht lassen oder zu wenig hinterfragen. Dies kann zu einer Verzögerung bei der Preisanpassung führen, wodurch das Momentum fortgesetzt wird.

Es ist Vorsicht geboten

Das Konzept von Momentum kann in Anlagestrategien angewendet werden, die von der Kontinuität des Momentums profitieren, indem Vermögenswerte gekauft werden, die jüngst positiv performten, und solche verkauft werden, die eine schlechte Performance aufweisen. Momentum ist jedoch keine Garantie für zukünftige Performance und birgt auch einige Unwägbarkeiten, wenn sich die unterliegenden Faktoren ändern. Deshalb ist diese Anlagestrategie mit grosser Vorsicht zu geniessen, denn sie kann zur Überbewertung von Vermögenswerten und zu Überhitzung führen.

Den Rückenwind nutzen

Ein weiteres Beispiel für Momentum ist der Athlet, der sich in körperlicher Topverfassung befindet, gut in die Saison gestartet ist und vielleicht schon den einen oder anderen Wettkampf gewonnen hat. Aus einer Position der relativen Stärke zu agieren, verleiht ihm Auftrieb, stärkt sein Selbstvertrauen und entfacht ungeahnte Kräfte. Vielleicht ein guter Moment, den bestehenden Weltrekord anzugreifen? Auf jeden Fall sollte man diesen Rückenwind nutzen, denn nicht ohne Grund besagt ein bekanntes Sprichwort: «Wenn's läuft, dann läuft's!» Aber Achtung: Führt Momentum in eine Abwärtsbewegung, ist es schwierig, ihr zu entrinnen, wenn sich die Energie gegen einen wendet. Dann braucht es umso grössere Gegenkräfte, um wieder eine Balance zu finden.

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