Was ist ein Cashflow?
Der Cashflow illustriert die Finanzlage eines Unternehmens noch besser als der Gewinn – so haben etwa Abschreibungen keinen Einfluss auf den Cashflow.
Text: Rolando Seger
Der Geldfluss in einem Unternehmen ist mit der Giesskanne bei einem Gemüsebeet vergleichbar. Sie versorgt die Saat mit lebenswichtigen Nährstoffen und sorgt dafür, dass die Erzeugnisse wachsen und später konsumiert werden können. Die Verfügbarkeit liquider Mittel ist im Rahmen des Cash Managements unabdingbar, um stets in der Lage zu sein, kurzfristige Verbindlichkeiten begleichen zu können. Dazu gehören beispielsweise Miete, Löhne und Forderungen von Lieferanten.
Eine Ecke des magischen Dreiecks
Gleichzeitig soll ein Unternehmen aber auch nicht unnötig hohe Geldbestände in seinen Büchern führen, die nicht produktiv für die Geschäftsentwicklung oder die Wertvermehrung eingesetzt werden. Liquidität ist einer der Punkte im magischen Dreieck, das die in der Geldanlage untereinander konkurrierenden Ziele Rentabilität, Sicherheit und Liquidität bezeichnet. Neben der Liquidität soll die finanzielle Sicherheit dafür sorgen, dass Vermögenswerte stets gut diversifiziert sind und keine Überschuldung entsteht. Zu guter Letzt erwarten Investoren eine ansprechende Rendite für ihr eingesetztes Kapital.
Allen drei Zielen in diesem Modell gleichermassen gerecht zu werden ist sehr anspruchsvoll.
Saldo aus drei Geschäftsbereichen
Cashflow ist eine betriebswirtschaftliche Grösse und stellt die Nettozahlungsströme dar, die eine Firma während einer definierten Periode durch ihre Geschäftstätigkeit, Investitionen und Finanzierungen erwirtschaftet.
Er ist der Saldo sämtlicher Ein- und Auszahlungen aus diesen drei Bereichen. Ist der Cashflow positiv, steigt die Finanzkraft der Firma. Bei negativem Cashflow zehrt sie hingegen von ihrer Substanz. Am wichtigsten ist der operative Cashflow. Er stammt aus der Kerntätigkeit, also dem eigentlichen Geschäftszweck eines Unternehmens.
Cashflow aus Investitionstätigkeit bezeichnet die Differenz zwischen Erträgen und Ausgaben für physische oder monetäre Vermögenswerte. Dazu gehört zum Beispiel der Einkauf von Material und Anlagen, um das operative Geschäft überhaupt betreiben zu können.
Cashflow aus Finanzierungstätigkeit umfasst Transaktionen, die das Eigenkapital betreffen. Beispiele hierfür sind dessen Erhöhung und Senkung, die Auszahlung von Dividenden oder die Aufnahme und Tilgung von Krediten.
Nicht gleich Gewinn
Der Cashflow ist keinesfalls mit dem Unternehmensgewinn gleichzusetzen. Vielmehr illustriert er die Finanzlage verlässlicher als der Gewinn, denn Bilanztricks sind bei der Cashflowerhebung nahezu ausgeschlossen.
So haben etwa Abschreibungen keinen Einfluss auf den Cashflow. Sie bilanziell zu berücksichtigen, ist ein rein buchhaltungsbezogener Vorgang und kein wirklicher Zahlungsfluss. Auch Rückstellungen sind für die Liquidität irrelevant, weil Korrekturbuchungen an anderer Stelle eine Änderung des Wertes bei der Cashflowrechnung wieder ausgleichen.
Mittel und Indikator für Unternehmensaktivitäten
Natürlich sieht ein hoher Cashflow immer gut aus. Ein negativer Cashflow kann aber auch bedeuten, dass das Unternehmen viel in seine Wettbewerbsfähigkeit investiert und damit verbunden hohe Auszahlungen hat. Derartige Investitionstätigkeiten verhindern zwar kurzfristig höhere Dividenden, zahlen sich aber langfristig für das Unternehmen und seine Investoren aus. Im Cashflow zeigen sich also die Mittel, die ein Unternehmen für seine Aktivitäten einsetzen kann.
Mit der Cashflowplanung lassen sich die Liquidität steuern, eine drohende Insolvenz erkennen und der Wert des Unternehmens bestimmen. Sind die Ströme der Ein- und Ausgaben nicht gut aufeinander abgestimmt, drohen Zahlungsengpässe.
Mit der Planung zukünftiger Cashflows kann das Management zudem antizipieren, ob Investitionen in Wachstum und Innovation aus eigener Kraft machbar sind oder ob dafür eine Finanzierung durch Dritte nötig ist.