ESG: Mit Engagement zu besseren Noten
Mit systematischem Engagement setzen sich Asset Manager für mehr Performance von Unternehmen in den Bereichen Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung ein. Dies soll bezwecken, dass Firmen ihre Nachhaltigkeits-Ratings verbessern können. Im Pfandbriefsegment im CHF-Kapitalmarkt hat sich in der Folge einiges bewegt.
Autorin: Simone Troxler
Das Asset Management der Zürcher Kantonalbank hat sich im vergangenen Jahr intensiv mit den Nachhaltigkeitsratings der Pfandbriefbank schweizerischer Hypothekarinstitute und der Pfandbriefzentrale der schweizerischen Kantonalbanken befasst; dies in den Bereichen Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung (ESG). Die beiden Organisationen sind aktuell die grössten Anleihen-Emittenten im CHF-Kapitalmarkt (inklusive unterjähriger Anleihen). Ihr Anteil am Swiss Bond Index beträgt rund ein Drittel. Ihnen kommt deshalb sowohl aus finanzieller Sicht als auch aus Nachhaltigkeits-Perspektive eine grosse Bedeutung in der Zusammenstellung von Portfolios zu.
Das Geschäftsmodell der beiden Pfandbriefinstitute ist durch das schweizerische Pfandbriefgesetz definiert: Sie emittieren Pfandbriefe im Kapitalmarkt und verwenden die Mittel, um damit ihren Mitgliedbanken Darlehen gegen Registerpfanddeckung zur Mitfinanzierung des Hypothekargeschäftes zu ermöglichen. Zu wissen, welche Rolle dabei die Nachhaltigkeit spielt, wurde in den vergangenen Jahren ein immer grösseres Bedürfnis der Investoren.
Verantwortung für nachhaltige Finanzierungen
Da die Finanzierung von Hypotheken direkt mit dem Immobilienmarkt in Verbindung steht, stellt sich den Asset Managern aus Sicht der Nachhaltigkeit die Frage nach der Rolle und Verantwortung der beiden Pfandbriefinstitute; dies hinsichtlich Themen wie beispielsweise der Sensibilisierung der Mitgliedsbanken auf Finanzierungen für nachhaltiges Bauen, des CO2-Fussabdrucks des Deckungsstocks oder der Compliance und Governance. Aufgrund ihrer Grösse und Bedeutung am Kapitalmarkt haben die beiden Emittenten zumindest indirekt einen Einfluss auf die Rahmenbedingungen im Hypothekargeschäft und somit auf den hiesigen Immobilienmarkt.
Das Asset Management der Zürcher Kantonalbank hat die oben genannten Themen bei beiden Instituten Anfang 2024 adressiert und ihnen Wege aufgezeigt, wie sie trotz ihres gesetzlich definierten Geschäftsmodells ihren CO2-Fussabdruck in der Wertschöpfungskette senken und das eigene Unternehmen wie auch die Mitgliedsbanken positiv beeinflussen können. Dazu trafen wir uns mit beiden Emittenten mehrmals, pflegten einen regelmässigen Austausch und standen in Kontakt mit ESG-Ratingagenturen. Schliesslich gab es 2024 folgende positive Entwicklungen im Sinne unserer Engagementbemühungen:
Positive Entwicklungen bei der Pfandbriefbank im Jahr 2024:
- Mitgliedsbanken wurden auf die Wichtigkeit des Themas der CO2-Emissionen sensibilisiert. Zur Veranschaulichung wurde ein Benchmarking mit Hilfe der Immobilienspezialisten von IAZI gemacht, und das Thema wurde im Jahresendbrief sowie an der Generalversammlung erwähnt.
- Datenbereinigung und -sammlung zur Berechnung des CO2-Fussabdrucks des Deckungsstocks, Integration eines CO2-Rechners ins Pfandregister.
- Es wurden Richtlinien zu Bestechung und Korruption, Whistleblowing, sexueller Belästigung, Mobbing, Diskriminierungsverbot sowie Förderung von Vielfalt und Inklusion, Koalitionsfreiheit, Menschenrechte und Umwelt- und Klimaschutz öffentlich verfügbar gemacht und implementiert. Zudem wurde zu einer öffentlichen Datenschutzerklärung auch eine interne Datenschutzrichtlinie und eine Weisung zur Datenschutz-Folgenabschätzung erarbeitet.
- Im Nachhaltigkeits-Bericht wurden qualitative Analysen und Beschreibungen zu physischen- und Transitions-Risiken und zur finanziellen Auswirkung von Klimarisiken erläutert.
- Es finden in regelmässigem Rhythmus Mitarbeitertrainings zu ESG-Themen statt.
- Es wurde eine externe, professionelle Vertrauensstelle für Mitarbeitende sowohl für berufliche als auch für private Anliegen geschaffen.
- Der Präsidialausschuss wurde vom Verwaltungsrat mit den Aufgaben eines Nachhaltigkeitsausschusses beauftragt.
Im Zuge der oben erwähnten Massnahmen hat sich das MSCI Rating im November 2024 von A auf AA verbessert.
Positive Entwicklungen bei der Pfandbriefzentrale im Jahr 2024:
- Durchführung einer doppelten Wesentlichkeitsanalyse mit klarer Definition der Wertschöpfungskette.
- Geplante Erstellung eines Nachhaltigkeitsreports nach den Standards der Global Reporting Initiative (GRI). Dieser soll 2025 publiziert werden und enthält Beschreibungen der Managementansätze zu den wesentlichen Themen.
- Im dritten Quartal hat die Pfandbriefzentrale eine Anti-Korruptions- und Bestechungsrichtlinie veröffentlicht und implementiert.
- Es wurde ein Audit- und Nomination-Komitee gegründet.
- Die Nachhaltigkeitspolitik wurde 2024 mit Verweisen zum Klimabericht und zum Bericht über das Engagement für Biodiversität der ZKB ergänzt, da sich die Pfandbriefzentrale in den Räumlichkeiten der ZKB befindet und durch Mitarbeitende und Ressourcen der ZKB geführt wird.
Konsequenz: Im November 2024 hat sich das MSCI Rating der Pfandbriefzentrale von A auf AAA verbessert.
Das Asset Management der Zürcher Kantonalbank begrüsst, dass die beiden Pfandbriefinstitute die oben erwähnten Meilensteine 2024 erreicht haben. Dies zeigt ihr Commitment im Nachhaltigkeitsbereich und stellt eine positive Entwicklung im CHF-Kapitalmarkt dar.
Wie weiter?
Das Asset Management der Zürcher Kantonalbank richtet den Fokus weiterhin auf transparente Berichterstattung inklusive der genauen Messung des CO2-Fussabdrucks. Mittelfristig verfolgen wir das Ziel, dass die Pfandbriefinstitute einen CO2-Absenkpfad definieren und die Mitgliedbanken und Hypothekarnehmer auf nachhaltiges Bauen und Wohnen sensibilisieren. Ein systematisches ESG-Reporting und ein regelmässiger Dialog mit beiden Instituten werden uns dabei als Informationsgrundlage dienen.
Was ist ein Deckungsstock?
Der Deckungsstock dient den Pfandbriefinstituten als Sicherheit für die gewährten Darlehen an die Mitgliedsbanken. Die verpfändeten Hypothekardarlehen der Mitgliedsbanken stellen die Deckung dar. Hierfür gelten in der Schweiz strenge gesetzliche und reglementarische Vorschriften. Sie begrenzen die Belehnung auf maximal zwei Drittel des Belehnungswertes der Liegenschaften. Alle als Pfandobjekte dienenden Liegenschaften befinden sich in der Schweiz, und es handelt sich ausschliesslich um Hypotheken in CHF. Die Hypotheken bleiben auf der Bilanz der Mitgliedsbank. Für die von den Mitgliedsbanken bezogenen Darlehen müssen bei der Pfandbriefzentrale Pfandobjekte im Umfang von 115% des Darlehensbetrages als Sicherheit verpfändet werden. Bei der Pfandbriefbank beträgt dieser Wert 108%. Bei Unterdeckung haben die Mitgliedsbanken die gesetzliche Pflicht zur Vermehrung der Deckung.