Wie lassen sich Anlagefehler vermeiden im Börsenjahr 2025?
Zu wenig diversifizieren, den Markt «timen» und Verluste zu lange aussitzen: Diese klassischen Fehler drohen Anlegerinnen und Anlegern auch 2025 wieder. René Nicolodi, Leiter Equity & Themes im Asset Management der Zürcher Kantonalbank, zeigt im Interview Auswege auf.
Interview mit Dr. René Nicolodi
Der grösste Fehler überhaupt besteht darin, gar nicht zu investieren.
Dr. René Nicolodi, Leiter Equity & Themes im Asset Management der Zürcher Kantonalbank
Martin Spieler: Ein häufiger Anlagerfehler ist eine mangelhafte Diversifikation der Investments. Wie lässt sich dies vermeiden?
René Nicolodi: Heute können Privatanlegerinnen und -anleger schon kleine Beträge in Fonds investieren. Instrumente sind beispielsweise Fondssparpläne oder Portfoliofonds. Diese machen im Portfolio jeweils nur eine Position aus, erlauben aber eine breit diversifiziert Anlage, die mehrere Marktregionen und Anlageklassen abdeckt.
Ein klassischer Fehler besteht auch darin, dann Anlegerinnen und Anleger nach dem Zufallsprinzip investieren. Wie lässt sich eine solide Anlagestrategie aufsetzen, mit der sich auch langfristige Trends verfolgen lassen?
Der grösste Fehler überhaupt besteht darin, gar nicht zu investieren. Wer anlegt, sollte das aber regelmässig tun: am besten quartalsweise oder monatlich. So lassen sich gute Durchschnittspreise erreichen und das Auf und Ab an den Börsen vermeiden. Denn das emotionale Timing generiert in der Regel keinen Gewinn.
Viele möchten zwar mehr Rendite aus ihrem Sparbatzen herausholen, dabei aber möglichst keine Risiken eingehen und machen deshalb einen Bogen um Aktien, die Kursschwankungen unterliegen. Kann das aufgehen?
Rendite ohne Risiko ist ein Trugschluss, es gibt keinen sogenannten Free Lunch. Umso wichtiger ist es, die eigene Risikofähigkeit und auch die Risikobereitschaft zu kennen. Dies hilft, auch turbulenten Börsenphasen mit einer gewissen Ruhe zu bewältigen.
Viele Anlegerinnen und Anleger verhalten sich an der Börse oft emotional. Das führt zu irrationalem Verhalten – wie lässt sich dies verhindern?
Time in the market ist wichtiger als Timing the market, wie wir sagen. Das bedeutet: eine gut formulierte Anlagestrategie ist ganz wichtig für den langfristigen Anlageerfolg. Kurzfristige Entscheide, die durch Gier oder Angst motiviert sind, erweisen sich in der Regel als keine gute Lösung.
Oft wird einem geraten, eisern an der Anlagestrategie festzuhalten. Aber birgt dies nicht die Gefahr, auf Verlierertiteln sitzen zu bleiben?
Grundsätzlich lohnt es sich, bei einer Anlagestrategie zu bleiben. Gleichzeitig lässt sich aber eine Tendenz feststellen, Buchverluste zu lange auszusitzen. Das ist auch psychologisch begründet – Verluste zu realisieren schmerzt uns mehr, als und das Einfahren von Gewinnen Freude bereitet. Entsprechend ist es wichtig, diese Verhaltensweise zu korrigieren. Also, eher in die Zukunft schauen, anstatt sich von der Vergangenheit lenken zu lassen. Und zweitens: sich selber schon von Beginn weg feste Regeln für einen Verkauf zu setzen.
Welche Strategien empfehlen sich nun, um im Jahr 2025 besser anzulegen – und wie können langfristig orientierte Privatanlegerinnen und -anleger die angesprochenen Fehler vermeiden?
Erstens empfiehlt es sich, breit diversifiziert und gemäss des eigenen Risikoverhaltens und der eigenen Risikofähigkeit anzulegen. Zweitens gilt es, regelmässig zu investieren – und drittens sollte die Anlagestrategie jeweils überprüft und adjustiert werden. Hier kann ein Gespräch mit einer Kundenberaterin oder einem Kundenberater nützlich sein.
Dieses Interview wurde erstmals in leicht abgeänderter Form in der Sendung «Geld» vom 10. Januar 2025 auf Tele 1, Tele M1 und TVO ausgestrahlt.