«Die Situation ist momentan unberechenbar»
Armin Brun, Leiter Immobilien-Bautreuhand der Zürcher Kantonalbank, kennt als Speialist im Bereich Bauherrenvertretung und Baukosten-Controlling die aktuelle Marktsituation, in der Lieferengpässe bei Baumaterialien die Planung gerade für private Bauherren massiv erschweren. Er hat die Antworten auf die wichtigsten Fragen aus der Praxis.
Interview: Othmar Köchle
![Armin Brun, Immobiliendienstleistungen Zürcher Kantonalbank](/media/zkb/bilder/blog/immobilien/Immobilien-aktuell-2-21-S26_A-Bruhn.r200img.2000x1000.png/1677761241991/immobilien-aktuell-2-21-s26-a-bruhn.png)
Armin Brun, die Lage auf dem Markt für Baumaterialien ist angespannt. Wie wirkt sich das auf Ihre Kunden aus?
Aufgrund des Ressourcenmangels und der Lieferschwierigkeiten haben sich verschiedene Materialien massiv verteuert. Die Kostenplanung und somit die Kostensicherheit zu Beginn eines Bauprojekts wird schwierig, was zu Verunsicherungen bei den Kunden führt. Es besteht ein latentes Risiko von Mehrkosten.
Bei welchen Baustoffen sind die Preise besonders volatil?
Vor allem Stahl, Metalle, Holz und verschiedene Holzprodukte haben sich seit Anfang Jahr massiv verteuert. Glas, Kunststoffprodukte wie auch verschiedene Ölprodukte und die Treibstoffe für Baumaschinen sind markant teurer. Der Ölpreis hat zudem auch Auswirkungen auf energieintensive Materialien und Baustoffe.
Was ist der beste Rat an private Bauherren, die Planungssicherheit wollen, in dieser Situation?
Eine rollende Planung ist zu vermeiden. Die einzelnen Planungsschritte sollten gut durchdacht werden. Ich empfehle, ein finanzielles Polster für eine mögliche Teuerung in den Investitionskosten einzuplanen. Der Umgang mit der aktuellen Teuerung sollte mit den am Bau beteiligten Handwerkern und Unternehmern proaktiv angesprochen und allfällige Teuerungsklauseln in den Verträgen kritisch hinterfragt werden. Wenn es die Situation zulässt, könnten auch die Phasen der Submission und der Realisierung aufgeschoben werden, bis sich die Marktlage wieder einigermassen beruhigt hat.
Sind Anbieter von Fertighäusern eine valable Alternative, um Budgetsicherheit zu haben?
Meines Erachtens nein, da auch sogenannte Fertighäuser aus einzelnen Materialien erstellt werden, die aktuell eher knapp vorhanden sind. Auch in diesen Fällen empfehle ich eine kritische Prüfung der Teuerungsklauseln.
Gibt es verlässliche Prognosen, wann sich die Situation entspannen könnte?
Nein, leider nicht. Ich hatte gehofft, dass sich die Preise im Herbst bereits wieder normalisiert hätten, das ist aber nicht eingetreten. Die Gründe dafür sind nicht regional oder national – es ist ein globales Thema mit verschiedenen Ursachen. Ob sich die Lage bis Mitte des kommenden Jahres wieder beruhigt, ist heute noch sehr schwierig zu beurteilen. Ich rate unseren Kunden zu Geduld.