Fundamentalfaktoren erklären steigende Preise
Zwei Faktoren sind schon seit Jahren für das Preiswachstum verantwortlich. Erstens sind die tiefen Hypothekarzinsen ein wichtiger finanzieller Ansporn, ein Eigenheim zu erwerben. Zweitens ist das Angebot knapp, da die Bauindustrie zwar sehr aktiv ist, sich aber auf den Bau von Mietwohnungen fokussiert.
Während sich die Hypothekarzinsen auf tiefem Niveau stabilisierten, hat sich die Knappheit an Wohneigentum in den vergangenen zwölf Monaten nochmals verschärft. 2020 wurden auf der Immobilienplattform Homegate im Kanton Zürich rund 13 Prozent weniger Eigenheime aufgeschaltet als im Jahr zuvor. Dies ist zum einen der geringeren Neubautätigkeit geschuldet, zum anderen zögerten ältere Verkaufswillige mit der Veräusserung. Lieber genossen sie ein weiteres Jahr den schönen Garten im Einfamilienhaus und verschoben den allfällig geplanten Umzug in eine Alterswohnung in die Zukunft. Als zu gross erachteten sie die Gefahr, aufgrund erneuter Besuchsbeschränkungen von Familie und Freunden abgeschnitten zu sein.
Die Hauptgründe für steigende Immobilienpreise sind indes auch während Corona intakt. Manche mögen sich dennoch die Frage stellen, weshalb es in einer derart prekären Konjunkturlage mit entsprechend ungewissen Arbeitsmarktaussichten so viele Kaufwillige gibt. Eine Erklärung ist, dass die Pandemie die einzelnen Branchen sehr unterschiedlich trifft. Für den Eigenheimmarkt relevante Lohnsegmente kamen bislang relativ glimpflich davon. Hingegen wurden tiefer angesiedelte Lohngruppen wie die Gastronomie oder der Tourismus mitten ins Herz getroffen. Kurzarbeit ist zwar eine wesentliche Stütze für die Betroffenen. Mit einer Entschädigung von bisher 80 Prozent und fehlendem Trinkgeld haben sie dennoch spürbar weniger Geld in der Tasche. Dies hat bisher keine sichtbaren Spuren am Mietwohnungsmarkt hinterlassen. Ganz im Gegenteil: Die Angebotsmieten stiegen 2020 im Kanton Zürich und der Schweiz mit 2,3 Prozent bzw. 0,9 Prozent sogar stärker als zuvor. Wohnen hat in den letzten zwölf Monaten also einen Nachfrageimpuls erhalten, der über die Fundamentaldaten hinausgegangen ist. Psychologie dürfte eine wichtige Rolle gespielt haben.