Mit dem Frühling und dem Wegfall von Coronamassnahmen wäre die Zeit reif für das grosse Aufatmen. Dazu bleibt kaum Zeit. Denn mit dem Krieg in der Ukraine ist sogleich die nächste Krise ausgebrochen, die für grosse Unsicherheit sorgt. Wenn die Pandemie uns etwas gelehrt hat, dann psychologische Effekte nicht zu unterschätzen. Nach dem ersten Lockdown bildeten sich vor Gucci- und anderen exklusiven Läden an der Zürcher Bahnhofstrasse beeindruckend lange Schlangen. Trotz unsicherer Arbeitsmarktaussichten und ungewissem Verlauf des Infektionsgeschehens hatten viele das Bedürfnis, sich etwas Gutes zu tun. Bei der Wohneigentumsnachfrage sorgte der sogenannte Cocooning-Effekt für zusätzlichen Schub. Wird die unsichere geopolitische Lage den Stellenwert der Wohnsituation nochmals erhöhen?
Zu Beginn der Pandemie gaben Hamsterkäufe von Toilettenpapier und Backhefe bis über die Landesgrenze hinaus zu reden. Heute steht das Leid der Menschen in der Ukraine im Vordergrund, und die Solidarität ist gross. Der Krieg bringt aber auch Versorgungsängste zutage. So war Chemineeholz lokal schwierig zu bekommen, und in den Medien kursierten bereits Bilder von leeren Speiseölgestellen in Supermärkten. Sorge bereitet auch der kräftige Anstieg der Energiepreise. Und was geschieht, wenn russisches Gas nicht mehr importiert werden kann? Schon unsere Grossmütter wussten, dass man nicht alle Eier in denselben Korb legen sollte. Insbesondere über unsere Gasimporte aus Deutschland sind wir aber energietechnisch in hohem Masse von Russland abhängig. Experten schätzen unseren Anteil der russischen Erdgasimporte auf 40 bis 50 Prozent.