Vorsorge ins Bewusstsein rufen

Sie möchte ihre Kundinnen und Kunden für die eigenverantwortliche Vorsorge sensibilisieren: Florence Schnydrig, Leiterin Private Banking und Mitglied der Generaldirektion der Zürcher Kantonalbank, über Vorsorge privat und im Beruf und weshalb sich Vorsorgelücken bei Frauen akzentuieren.

Interview: Pascal Trüb, Bilder: Nik Hunger | aus dem Magazin «Meine Vorsorge» 3/2021

Florence Schnydrig, Leiterin Private Banking und Mitglied der Generaldirektion. (Bild: Nik Hunger)

Frau Schnydrig, haben Sie persönlich vorgesorgt?

Die Absicherung meiner finanziellen Zukunft war mir schon immer sehr wichtig. Vor einigen Jahren habe ich mich zusammen mit meinem Mann konkret um meine Vorsorge gekümmert. Mit den Experten unserer Bank haben wir die Vorsorgeleistungen bei Tod oder Invalidität, im Hinblick auf das Alter, unsere güter- und erbrechtliche Regelung sowie einen Vorsorgeauftrag auf unsere Bedürfnisse abgestimmt. Kurz vor meinem Wechsel zur Zürcher Kantonalbank liess ich mich nochmals beraten, eine Risikoberatung aufgrund des Pensionskassenwechsels mit einem zeitlichen Unterbruch in den Versicherungsleistungen.

Was bewog Sie dazu?

Einerseits meine damalige Bankbetreuerin. Sie hat mich auf neue Fragestellungen nach dem Kauf unseres Eigenheims sowie nach den Geburten meiner beiden Jungs hingewiesen. Andererseits ist 2013 mein Vater unerwartet früh verstorben. In dem Moment erlebte ich persönlich, wie wichtig es war, dass meine Eltern schon früh für diesen Fall vorgesorgt hatten. Unsere Kinder und mein Mann sollen sich keine finanziellen Sorgen machen müssen, falls mir etwas passiert. Gleichzeitig wollte ich für den Fall vorsorgen, dass meinem Mann oder sogar uns beiden etwas zustösst. Zu guter Letzt wollte ich im Falle einer Urteilsunfähigkeit das Verwalten unserer Finanzen lieber nicht den Behörden überlassen.

Welche Rolle spielt das Vorsorgegeschäft für Ihren Geschäftsbereich?

Es ist klar ein Schwerpunkt in unserer Beratung. Ich sehe es als eine unserer wichtigsten Aufgaben, unsere Kundinnen und Kunden für die verschiedenen Vorsorgethemen zu sensibilisieren und sie auf ihrem Weg zu begleiten, damit sie für sich die richtige Lösung finden können.

Darauf kommt es an

Mit 50 Jahren ist die Zeit reif

Befassen Sie sich spätestens 10 bis 15 Jahre vor Ihrer Pensionierung mit der Planung Ihres dritten Lebensabschnitts. Dann bleibt noch genügend Zeit für den Vermögenaufbau oder die Optimierung von Pensionskasse und Steuern.

Auf Ihre Situation ausgerichtet

Bei der Pensionierungsplanung stehen Ihre persönlichen Verhältnisse und Wünsche im Zentrum. Besprechen Sie auch mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner rechtzeitig, wie Sie Ihren Ruhestand gestalten wollen.

Eigenverantwortung übernehmen

Stärken Sie Ihre private Vorsorge, denn die gesetzlichen Bestimmungen entsprechen selten den eigenen Bedürfnissen. Dazu gehören Säule-3a-Konti, Absicherungen von nahestehenden Personen, Vorsorgeauftrag, Patientenverfügung und Testament.

Von Experten begleiten lassen

Holen Sie sich Unterstützung bei der Finanzplanung. Es lohnt sich, die Details mit Fachpersonen zu optimieren. Experten schaffen Orientierung, Transparenz und Sicherheit. Sie begleiten Sie bis zur Pensionierung und darüber hinaus.

Woher kommt dieses Gewicht?

Im Umfeld von Negativzinsen und steigender Lebenserwartung nimmt die Bedeutung der privaten, eigenverantwortlichen Vorsorge zu. Auch wenn das Schweizer System mit der ersten und zweiten Säule eine sehr gute Basis bildet: In den meisten Fällen ist zusätzliche Vorsorge unerlässlich, um den aktuellen Lebensstandard für die Zukunft abzusichern. Genauso wichtig ist es, nicht nur an die Zeit nach dem Erwerbsleben zu denken, sondern auch für seltene, aber einschneidende Ereignisse vorher gewappnet zu sein, wie Invalidität oder einen Todesfall während der Erwerbszeit.

In den letzten Monaten wurde das Dienstleistungs- und Beratungsangebot im Bereich Vorsorge ausgebaut.

Vor eineinhalb Jahren haben wir eine persönliche und kostenlose Basisberatung für alle Kundinnen und Kunden rund um das Thema Pensionierung eingeführt. Neben einer Prognose zur Rentenhöhe und zur Entwicklung des Vermögens zeigen unsere Kundenbetreuerinnen und -betreuer auch Optimierungsmöglichkeiten auf. Bereits seit vielen Jahren bieten wir unsere Expertenberatungen an. Diese erfährt per Januar 2022 einige Neuerungen. Jede Vorsorgesituation ist einzigartig, weshalb die persönliche Beratung im Zentrum steht. Die Ergebnisse stehen neu zusätzlich in digitaler Form im eBanking zur Verfügung, was eine professionelle Begleitung in der Umsetzungsphase ermöglicht.

Wie wird Ihre persönliche Handschrift in der Vorsorge aussehen?

Die Zürcher Kantonalbank hat sich im Vorsorgethema eine sehr starke Position aufgebaut. Ich bin beeindruckt von unserer Expertise. Die strategische Weiterentwicklung der digitalen Angebote und hochstehenden individuellen Beratungen ist mir ein grosses Anliegen. Noch immer sind sich zu viele unserer Kundinnen und Kunden nicht bewusst, wie wichtig es ist, sich mit der eigenen Vorsorge zu befassen – und dass wir ihnen dabei helfen können.

Ein Fokus liegt dabei auf den Kundinnen.

In meinem Bekanntenkreis stelle ich insbesondere fest, dass in der Schweiz leider viele Frauen zu wenig vorgesorgt haben. Vorsorgebedürfnisse der weiblichen Kunden werden wir in den nächsten Ausgaben von «Meine Vorsorge» vertieft behandeln, denn die Lebenssituationen von Frauen unterscheiden sich in der Regel stark von jenen von Männern.

Inwiefern?

Bei den Fragen, die sich Frauen stellen, und den Lösungen, die sie sich wünschen. Frauen haben oftmals vielschichtigere Lebensbiografien. Bei der Vereinbarung von Beruf und Familie stehen Frauen deutlich häufiger zurück. Erwerbsunter­brüche und Teilzeitarbeit sind die Regel – und deshalb auch Vorsorgelücken. Auch die Wahl der Lebensform – Konkubinat, Ehe, alleinerziehend – ist zu beachten. Dies hat alles direkte Auswirkungen auf die Vorsorgeleistungen. Hinzu kommt, dass Frauen bei Vorsorge und Anlagen eher zurückhaltender sind. Dabei sind Themen wie Selbstverantwortung und Nachhaltigkeit bei uns Frauen zentral. Ich bin überzeugt, dass uns die richtige Ansprache unserer Kundinnen einen Schritt voranbringt.

Was bedeutet für Sie Kundennähe?

Unseren Kundinnen und Kunden in all ihren Lebenssituationen und -ereignissen nah zu sein und die Bedürfnisse genau zu verstehen. Es ist ein emotionales Verständnis von Nähe. Gleichzeitig wollen wir die kompetente Partnerin sein, auf die sie sich verlassen können, die sich in Abstimmung mit ihren Wünschen und finanziellen Zielen um langfristige und nachhaltige Lösungen kümmert. Für jede Lebensphase.

Vorsorgen heisst auch vorausschauen. Wo legen Sie persönlich Wert auf Planung?

Neben der Planung meiner eigenen langfristigen finanziellen Vorsorge, lege ich grossen Wert auf eine berufliche und private Jahresplanung. Ich liebe es, meine Businessagenda entlang meiner strategischen Prioritäten, Businessthemen und Menschen zu füllen, und meine privaten sozialen und sportlichen Aktivitäten mit Familie und Freunden zu planen. Natürlich macht die Ferienplanung am allermeisten Spass.

Und wann handeln Sie spontan?

Grundsätzlich denke ich, dass das Leben zu kurz ist, um zu viel der Spontaneität zu überlassen. Ohne Planung hätte ich Bedenken, dass ich am Ende meines Lebens zu wenig Zeit mit Familie und Freunden verbracht, zu viele Länder nicht gesehen oder zu wenig neue Dinge ausprobiert hätte. Aber Pläne sollen nie verhindern, das Leben zu geniessen und kurzfristige Anpassungen vorzunehmen, insofern bin ich immer offen für Plananpassungen. Etwa wenn wir neue Menschen treffen und diese spontan zu einem Dinner einladen, wenn sich in den Ferien unerwartet die Möglichkeit ergibt, Wakeboarding und Canyoning auszuprobieren, oder wenn eine Autofahrt an einem Seil- und Kletterpark vorbeiführt und wir uns das nicht entgehen lassen wollen. Spontaneität macht das Leben definitiv spannender.

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