Wo das Bankerlebnis denkmalgeschützt ist
Die Baustelle am Untertor verrät es: In Winterthur entsteht etwas – und zwar etwas ganz Besonderes. Die Vision: eine Kundenhalle der Zukunft für ein neuartiges Bankerlebnis. Und dies in einer denkmalgeschützten Liegenschaft mit entsprechend altehrwürdigem Charme. Ganz nach dem Motto: Innovation trifft Tradition.
Text: Livia Caluori / Bilder: Zürcher Kantonalbank
Was lange währt, wird endlich gut. Diese Redewendung hat selten so gut zu einem Projekt gepasst wie zum Umbau in Winterthur. Seit Jahren ist die Modernisierung Thema. Und jetzt war es endlich so weit: Mit dem Bau ist begonnen worden. Im Juni 2022 soll am Untertor eine neue Kundenhalle ihre Tore für Kundinnen und Kunden öffnen. Doch handelt es sich nicht nur um ein Immobilienprojekt. «Wir haben grosse Pläne für den Standort. So soll unsere Zukunftsvision für eine Bankfiliale entstehen», sagt Susanna von Känel, Projektleiterin bei der Zürcher Kantonalbank.
Aber noch einmal zurückgespult.
Innovative Fläche für ein durchgängiges Kundenerlebnis
Spätestens 2018 war der allgemeine Wandel auch im Banking-Bereich zu spüren – der Trend hin zu abnehmenden Bargeldbezügen und folglich weniger besuchten Filialen hatte eingesetzt. Und es war evident: Die Erwartungen und die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden haben sich geändert – und die Zürcher Kantonalbank will sich daran ausrichten. Sogleich beauftragte die Generaldirektion eine bankinterne Gruppe, sich Gedanken darüber zu machen und ein Konzept zu erarbeiten. Dann ging es im Eiltempo los.
«Von Beginn an fokussierten wir uns auf die Bedürfnisse der Kundschaft und die Frage: Was braucht es, um heute und in Zukunft ein relevanter und wichtiger Ort für unsere Kundinnen und Kunden zu sein?», sagt Dominik Streich, Projektleiter Markenführung der Zürcher Kantonalbank. Zusammen mit einer Agentur wurde eine Vision erarbeitet, die bereits ein Jahr später – im Herbst 2019 – vom Management gutgeheissen wurde.
«Im Vordergrund des neuen Konzepts steht ein durchgängiges Kundenerlebnis, bei dem Kundinnen und Kunden in ihrer persönlichen Entwicklung und ihrem finanziellen Wohlergehen unterstützt werden», so Streich. Oder andersrum: Auslöser ist das veränderte Kunden- und Kundinnenverhalten. Dieser Transformation trägt die Bank Rechnung, indem sie auf die neuen Bedürfnisse eingeht – aber auch weitere weckt, die allenfalls noch nicht bestehen. So will sie einen Mehrwert bieten. «Wir nehmen den Kunden also auf eine Reise mit, Banking neu zu erleben. Und das heisst auch: Neues auszutesten», fügt von Känel an.
Genau dem dient die Neugestaltung unserer Konzeptfiliale in Winterthur. Und das Spezielle dabei ist: Sie hat Modellcharakter für andere Standorte. Das modulare Konzept kann überall angewendet werden – egal wie gross der Standort auch ist.
Was konkret neu sein wird, das wird näher am Eröffnungsdatum kommuniziert. Verraten werden darf Folgendes: Es soll eine einladende Fläche des Austauschs und Treffens geschaffen werden. Dafür wird ein offener Raum benötigt, der eine multifunktionale Nutzung ermöglicht. Anhaltspunkte geben das Pilotprojekt in Stettbach.
So weit, so gut … – das klingt alles tipptopp. Ganz so einfach ist die Umsetzung dann aber doch nicht.
Denkmalschutz als Herausforderung
Der Umbau und – wie in diesem Fall – die Neukonzeption der Kundenhalle in Winterthur ist nun einmal ein ganz besonderes Projekt. Nicht nur, da es sich um die erste Konzeptfiliale der Zürcher Kantonalbank handelt. «Das Spezielle ist das Gebäude selbst. Die in den 70er Jahren erstellte Liegenschaft ist denkmalgeschützt», sagt von Känel.
Und so begannen nach der internen Abnahme des Konzepts zügig die Gespräche mit dem Amt für Städtebau (Denkmalpflege) in Winterthur. «Wir holten sie so schnell wie möglich an den Tisch, respektive vor Ort ins Objekt. Denn wir wussten von Anfang an sehr wohl, dass wir mit Einschränkungen zurechtkommen müssen. So trafen wir uns wöchentlich, um sämtliche Details bezüglich des Umbaus der Erdgeschossflächen mit ihnen zu besprechen.» Das Ziel: Das frische und neuartige Konzept bestmöglich in den altehrwürdigen Hallen zum Leben zu erwecken. «Wir konnten uns gut einigen beziehungsweise Kompromisse eingehen – und sind sehr zufrieden mit dem Resultat», sagt von Känel.
Und auch nach dem Baustart wird der regelmässige Kontakt gepflegt, sind sämtliche Interessenvertreter bemüht, einen gemeinsamen Weg zu finden:
«Alle zwei bis drei Wochen kommen sie auf meine Baustelle», sagt Christian Birchler, Bauherrenvertreter der Zürcher Kantonalbank.
Birchler ist mit solch grossen Projekten vertraut. So leitete er auch den Umbau der Hard B und C der Zürcher Kantonalbank. Trotzdem ist diese Unternehmung etwas Besonderes: «Es ist sozusagen eine umgekehrte Herangehensweise. Normalerweise heisst es bei einem Umbau, eine möglichst neutrale und freie Fläche zu schaffen, auf der dann Akzente gesetzt werden können – beispielsweise mit auffallenden Materialien oder Mobiliar. In Winterthur aber haben wir es mit denkmalgeschützten Holzwänden, -decken und Böden zu tun, was die Gestaltung des neuen Innenausbaus um einiges anspruchsvoller macht. Nicht alltägliche Materialen Details sind hier gefragt.»
Die Geschichte dieses denkmalgeschützten Gebäudes gepaart mit der Idee einer neuen Ausrichtung durch unsere Bank ist also eine echte Herausforderung – und für alle irgendwie auch Neuland. Eine spannende Reise lässt sich also in der Tat prophezeien. «Mit unserem Konzept schaffen wir ein neues, gesamtheitliches Kundenerlebnis. Um diese Vision auch tatsächlich Realität werden zu lassen, testen wir während zwei Jahren verschiedene Angebote. Eine Bank mit Zukunft, die wir gemeinsam gestalten. Winterthur darf sich freuen», sagt Streich.
Interessiert, wie es weitergeht? Im neuen Jahr folgen Bau-Updates und erste Fotos des Vorhabens.
Entstehungsgeschichte der Filiale Winterthur
Entstehungsgeschichte der Filiale Winterthur
Die grösste Zweigstelle der Zürcher Kantonalbank wurde in den Jahren 1977 bis 1981 nach Plänen des bekannten Winterthurer Architekten Ulrich Julius Baumgartner (1920 bis 2014) erstellt.
Für den Bau wurde Ende 60er Jahre ein Wettbewerb lanciert, aus dem Baumgartner als Sieger hervorging. Die Planung für den Neubau liess dann aber noch auf sich warten. Denn: Sie fiel in eine Zeit, als in Winterthur auf politischer und gesellschaftlicher Ebene hitzige Debatten über den Schutz der Altstadt geführt wurden. So wurde das Projekt mehrmals überarbeitet, bis 1972 schliesslich eine erste Baueingabe gemacht wurde, die jedoch verfiel. Nach einem längeren Planungsstillstand wurde 1977 ein neues, perfektioniertes Projekt zur Bewilligung eingereicht – und angenommen. Spannender Fakt: 1975 wurde zwischenzeitlich der Schutz der Winterthurer Altstadt im Rahmen des kantonalen Planungs- und Baugesetztes gesetzlich verankert. Die Realisierung des Büro- und Geschäftshauses erfolgte von 1977 bis 1981 und war somit der erste Neubau in der neu definierten Kernzone Altstadt.
Heute setzt das fünfgeschossige Büro- und Geschäftshaus an prominenter Lage inmitten der Altstadt einen Akzent. Die Lage an der Hauptachse der Altstadt und nahe dem Hauptbahnhof war für die Hauptniederlassung in Winterthur prädestiniert. Hinzu kommt die markante Situation als Kopfbau einer bereits bestehenden Altstadthauszeile. Dies ermöglichte der Bank, von drei Seiten (Marktgasse, Münzgasse und Stadthausstrasse) gut sichtbar zu sein und mittels dreier Fassaden und zwei von parallel verlaufenden Gassen gut erreichbarer Eckeingänge repräsentativ in Erscheinung zu treten.