Das Job­interview: Gut vorbereitet über­zeugen

Sie sind zum Vorstellungsgespräch eingeladen? Glückwunsch! Ihr Traumjob ist in greifbare Nähe gerückt. Damit Sie auch die letzte Hürde nehmen, bedarf es jetzt einer guten Vorbereitung. Wie diese aussieht, erfahren Sie von Rekrutierungsspezialistin Christine Tschalèr.

Interview: Ina Gammerdinger / Bild: Simon Baumann

Christine Tschaler
Rekrutierungsspezialistin Christine Tschalèr gibt Vorbereitungstipps für ein gutes Interview: «Bringen Sie zum Bewerbungsgespräch eine stimmige Argumentation mit, warum genau Sie die richtige Besetzung für die offene Stelle sind.»

Was ist das A und O bei der Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch?

Die Vorbereitung fängt schon mit dem CV und vor allem dem Motivationsschreiben an. Bewerbende sollten sich mit dem Unternehmen und der Stelle jetzt bereits befasst und sich dazu Gedanken gemacht haben, denn das Bewerbungsschreiben sollte individuell ausfallen. Fürs Vorstellungsgespräch ist es vorteilhaft, auch über Informationen über seine Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner zu verfügen. Es führt zu einer Sicherheit im Gespräch. Auch Notizen helfen für einen kühlen Kopf: Was möchte ich im Gespräch erfahren? Welche Fragen könnten gestellt werden?

Wie nutze ich das Stellenprofil in meiner Vorbereitung?

Bei der Zürcher Kantonalbank überzeugt, wer anhand von Beispielen aufzeigen kann, welche der gewünschten Anforderungen und Kompetenzen erfüllt sind. Nichts im Jobinserat steht dort zufällig. Mein Tipp: Mut zur Lücke beweisen. Authentisch sein. Die Einladung zum Gespräch weist schon darauf hin, sich gegen die meisten Mitkonkurrentinnen und -konkurrenten durchgesetzt zu haben. Das Vorstellungsgespräch ist nun die Chance zu zeigen, der «perfect match» zu sein.

Welche Fragen sollten vorher notiert werden?

Solche, deren Beantwortung mir Erkenntnisse bringen, die ich durch Recherchen nicht in Erfahrung habe bringen können. Alles was hilft, herauszufinden, ob ich zur Zürcher Kantonalbank passe. Einige Fragen werden sich im Gespräch klären, andere werden erst dann aufkommen. Mein nächster Tipp: Sich unbedingt während des Gesprächs Notizen machen, damit in der Aufregung keine Fragen doppelt gestellt werden. Nutzen Sie das Gespräch, um möglichst viel in Erfahrung zu bringen. Häufig hilft es, das Gegenüber zu bitten, einen typischen Arbeitsalltag zu beschreiben. Auch Fragen hinsichtlich der Erwartungshaltung können helfen: Was erwartet der zukünftige Vorgesetzte von einem – und was erwarte ich von meiner zukünftigen Arbeitgeberin? Insgesamt gilt: Es gibt kaum Fragen, die nicht gestellt werden dürfen.

5 Tipps fürs Bewerbungsgespräch

  1. 1 Informieren: Die Unternehmenswebseite wie auch zahlreiche Social-Media-Kanäle helfen dabei, das Unternehmen mit seinen Produkten und Dienstleistungen sowie seiner Geschichte kennenzulernen. Auf Businessnetzwerken können meistens zudem die Profile der Gesprächspartner angesehen werden.
  2. 2 Organisieren: Zu einer guten Vorbereitung gehört auch, sich zu informieren, wie man sich pünktlich am Ort des Gesprächs einfindet. Am besten sind die die Kontaktdaten der Gesprächspartnerin gespeichert, so lässt sich bei Zwischenfällen telefonisch Bescheid geben.
  3. 3 Strukturieren: Sich vor dem Gespräch das Stelleninserat und die Notizen nochmals ins Gedächtnis zu rufen, hilft. Auch die Gedanken zu sortieren und sich beim Gespräch Zeit zu lassen – nicht jede Frage muss umgehend beantwortet werden.
  4. 4 Trainieren: Vor dem Gespräch ist zu überlegen, was man über sich erzählen möchte oder welche beruflichen Highlights es gegeben hat. Freunde oder Familienmitglieder können bei einer gestellten Interviewsituation Gesprächspartner sein und Feedback geben.
  5. 5 Fokussieren: Ein wenig Nervosität gehört dazu und hilft dabei, sich zu fokussieren. Stress kann reduziert werden, wenn unmittelbar vor und nach dem Interviewtermin weitere Termine vermieden werden. Die Garderobe sollte im Vorfeld feststehen.

Aber welche Fragen sollten nicht gestellt werden?

Fragen zu den nächstmöglichen Beförderungschancen oder beruflichen Veränderungen innerhalb des Unternehmens sind heikel – da kommt es auf die Formulierung an, um nicht gleich den Eindruck zu erwecken, schon nach kürzester Zeit den nächsten Schritt zu planen. Besser Sie fragen: Wie sehen die Entwicklungsmöglichkeiten aus? Generell kommt es immer auf das Gesamtpaket an Fragen und den bisherigen Gesprächsverlauf an.

Welche Fragen sind hingegen optimal?

Bei einem Bewerbungsgespräch geht es nicht nur darum, auf Fragen zu antworten, sondern sich selbst in einem authentischen Licht darzustellen. Dafür ist eben eine entsprechende Vorbereitung vonnöten. Die folgenden drei Fragen sollten nach dem ersten Gespräch auf jeden Fall beantwortet sein: Wieso diese Stelle? Wieso die Zürcher Kantonalbank als Arbeitgeberin? Wieso ich?

«Erzählen Sie uns etwas über sich», heisst es manchmal: Was wollen Sie hören?

So banal es klingt, aber meine Kolleginnen, Kollegen und mich interessiert, wer die Person ist, mit der wir das Gespräch führen. Wie tickt der Bewerber? Welche Vorstellungen hat die Bewerberin? Und welchen Mehrwert bringt sie oder er für das Team mit? Am besten ist es, eine kurze, prägnante Selbstpräsentation vorbereitet zu haben – es genügt, diese im Kopf zu haben. Die Präsentation sollte einen Bezug zum beruflichen Werdegang haben, aber vor allem auch Persönliches verraten. Wieder ein Tipp: Ihre Unterlagen wurden bereits gelesen. Die Selbstpräsentation bietet eine gute Gelegenheit, weitere individuelle und ausgeprägte Kompetenzen aufzuzeigen, die Sie hervorheben möchten.

Die heikle Lohnfrage: Was muss ich beachten?

In den meisten Fällen sprechen wir Recruiterinnen und Recruiter bei der Zürcher Kantonalbank die Gehaltsvorstellungen an; in bestimmten Fällen vorgängig telefonisch oder dann im Erstgespräch. Der Gap zwischen aktuellem und Wunschsalär sollte realistisch sein. Ein Stellenwechsel ist oftmals ein Entwicklungsschritt. Das bedeutet jedoch nicht, dass automatisch auch gleich viel mehr Gehalt zu verlangen angemessen ist. Bei einer neuen Stelle ist eben vieles neu, und es ist doch einiges an Wissen, das sich erst angeeignet werden muss. Der Tipp hier: Berücksichtigen Sie folgenden Aspekt bei der Lohnfrage unbedingt mit: Ein Unternehmen ist bereit, in Sie zu investieren und ermöglicht es Ihnen, sich weiterzuentwickeln. Aber natürlich gilt gleichfalls: Sich nicht unter Wert verkaufen. Gehaltsbenchmarks können hier helfen.

Lohnt es sich, ein Vorstellungsgespräch im Vorfeld zu üben?

Unbedingt. Besonders hilfreich ist es für Personen, die eher introvertiert sind oder sich in gewissen Gesprächssituationen unwohl fühlen. Generell hilft es aber den Bewerberinnen und Bewerbern überhaupt. Vielen ist nicht bewusst, wie sie mit ihrer Körpersprache und Mimik auf andere wirken. Insbesondere in Stresssituationen wird anders agiert als im gewohnten Rahmen. Routine und ein stärkeres Bewusstsein für sich selbst, schaffen Abhilfe. Mein Tipp: Gehen Sie mögliche Fragen und Antworten für sich durch. Üben Sie die Gespräche mit einer Freundin oder dem Partner. Holen Sie sich so ehrliches Feedback aus dem Umfeld.

Eine übertriebene Vorbereitung – gibt es das auch?

Vorbereitung ist gut, aber bitte nicht verbissen sein. Üben? Ja. Auswendig lernen? Nein. Das Bewerbungsgespräch ist keine Prüfung. Im Gespräch darf die Bewerberin oder der Bewerber auch mal unsicher sein oder muss nicht auf jede Frage unmittelbar eine Antwort wissen. Letztlich geht es um Authentizität, Ehrlichkeit und Transparenz.

Welche Fehler machen Kandidatinnen und Kandidaten bei der Vorbereitung vor allem?

Der grösste Fehler ist klar: Keine Vorbereitung. Fehlende Kenntnisse über das Unternehmen und die Funktion sind keine guten Voraussetzungen, Recruiterinnen und Recruiter im Gespräch zu überzeugen. Mitunter geht durch Übermotivation die Lockerheit oder durch auswendig gelernte Sätze die Authentizität verloren. Meine Erfahrung zeigt aber: Je besser die Kandidaten vorbereitet sind, desto besser gelingt der Auftritt. Und umso spontaner fällt er aus.

Was bringe ich zum Gespräch mit?

Mit den mitgebrachten Notizen zeige ich, mich vorbereitet zu haben. Aber diese bitte nicht einfach ablesen. Letzter Tipp: Nehmen Sie etwas zum Schreiben mit, Ihre Notizen mit sinnvollen Fragen und eine stimmige Argumentation, warum genau Sie die richtige Besetzung für die offene Stelle sind.

Über Christine Tschalèr

Aufgewachsen im Engadin, verbringt Christine Tschalèr einen Teil ihrer Ferien in ihrer alten Heimat beim Skifahren, Biken oder Wandern. Sie gehört jedoch nicht zu den bekannten Heimweh-Engadinerinnen, die jedes Wochenende über den Julierpass düsen. Dafür schätzt sie seit über 20 Jahren im Unterland ihre Aussicht auf den Zürichsee zu sehr. Als Primarlehrerin mit Wirtepatent und weiteren Stationen in der Hotellerie, der Versicherungs- und Finanzbranche sowie im Tourismus und Marketing verantwortet Christine als Recruiterin bei der Zürcher Kantonalbank die Bereiche Firmenkunden sowie Swisscanto Fondsleitung.