Jenseits der Nadelstreifen

Sie sind unser wichtigstes Kapital: unsere mehr als 6’000 Mitarbeitenden. Weil sie mit Leidenschaft anpacken, was sie sich vornehmen. Weil sie sich für ein lebenswertes Zürich engagieren, auch privat. Und weil sie nie die Bodenhaftung verlieren, selbst im Heissluftballon.

Text: Rahel Perrot / Bilder: Lucas Ziegler | aus dem Magazin «ZH» 1/2023

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Olivia Özen-Rufer (28), Sachbearbeiterin Anlagen und Vorsorge, zu Hause in Birr AG.

Trainiert für Olympia

«Beim Breakdance hast du extrem viele Freiheiten. Es geht darum, die Basisbewegungen immer wieder neu zu interpretieren und deinen eigenen Stil daraus zu entwickeln.» Olivia Özen-Rufer tanzt, seit sie elf Jahre alt ist. Inspiriert von ihrer älteren Schwester, begann sie mit Breakdance. Die Musik hat es ihr besonders angetan: «Anders als etwa beim zeitgenössischen Tanz steht beim Breaken die Musik im Vordergrund.» Nach einer Banklehre liess sich Özen-Rufer zur Bühnentänzerin ausbilden. «In der Schweiz ist es sehr schwierig, vom Tanzen zu leben. Ich unterrichtete viel und realisierte dann, dass ich mich selbst nicht mehr weiterentwickeln kann.» So wechselte sie beruflich zurück ins Bankfach und konzentrierte sich privat auf ihre Ambitionen als Breakerin. 2021 wurde sie Schweizer Meisterin, heute ist sie im Schweizer Olympiakader. Zudem arbeitet sie für eine Stiftung, die Jugendlichen Freestylesport und ein nachhaltiges Konsumverhalten vermittelt. «Körperlich kannst du nicht ewig breaken», merkt sie an. «Ich werde es aber so lang machen wie möglich. Für mich ist es mehr als ein Hobby.»

swissbreaking.ch

Milijana Mrsic, Zürcher Kantonalbank
Milijana Mršić (33), HR-Spezialistin Entwicklung und Transformation, zu Hause in Zürich.

Fördert Gründerinnen

Es begann 2015: Milijana Mršić machte in Bosnien-Herzegowina ein Volontariat im Bereich Gleichstellung im «Gender Centar». «Wirtschaftliche Themen oder Women’s Entrepreneurship waren dabei im Fokus, nicht aber mit dem dezidierten Blick auf Innovation und neue Ansätze.» Mršić fasste einen Entschluss: Sie wollte in Bosnien ein Programm für Gründerinnen lancieren. «Das Projekt steht für meine eigene Identität. Ich will eine Brücke schlagen zwischen meinem Herkunftsland und der Schweiz, etwas von meinem Wissen weitergeben.» Angela Haas, Partnerin bei der Innovationsfabrik Creaholic, das «Gender Centar» und die Schweizer NGO «i-platform» konnte sie für ihr Vor­haben gewinnen. Im Juni 2022 war es dann so weit: 30 Frauen durchliefen mit ihrer Geschäftsidee ein viertägiges Training in Sachen Entrepreneurship und Design Thinking. «Es war absolut energetisch für diese Gruppe, so etwas auf die Beine zu stellen», schwärmt Mršić. Das nächste Ziel: die bisherigen Partnerinnen und Teilnehmerinnen vor Ort befähigen, selbst solche Workshops durchzuführen. «Das ist nachhaltiger.»

i-platform.ch

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Benjamin «Beni» Winiger (46), Kundenbetreuer Vermögende Privatkunden, zu Hause in Hombrechtikon.

Macht Fussball hörbar

«Ich bin kein guter Fussballer.» Benjamin Winiger hat ein anderes grosses Talent: Er kann innert Sekundenbruchteilen beschreiben, was auf dem Spielfeld pas­siert – und das auf eine informative und unterhalt­same Art und Weise. Winiger macht Audio­­deskriptionen für den Verein Blind Power. Seit gut drei Jahren kommentiert er für blinde und sehbehinderte Menschen die Super-League-Spiele live fürs Radio. «Es ist mehr als ‹schnurre› und anders als das Kommentieren fürs Fernsehen», betont er. «Wo stehen die Fans, was für Banner halten sie hoch oder wie sehen die Berge rundherum aus?» Nebst dem genauen Beschreiben der Spielzüge seien es diese Details, die zum Hör­vergnügen beitrügen. «Es braucht enorm viel Konzentration. Ich wechsle deshalb alle fünf Minuten mit einem Kollegen ab.» Während der Saison ist Winiger fast jedes Wochenende schweizweit im Einsatz. «Für viele mag das stressig klingen, für mich ist es Erholung. Ich ziehe viel Energie daraus, etwas für Menschen tun zu können, die sonst keinen Zugang zu meinem Lieblingssport hätten. Und ich lebe meinen Kindheitstraum.»

blindpower.ch

Fabienne Trebo, Zürcher Kantonalbank
Fabienne Trebo (26), Executive Assistant Research, zu Hause in Buchs ZH.

Spielt leidenschaftlich Tuba

«Es gibt nicht viele Tubistinnen. Dazu bin ich jung und klein – eine Mischung, die auffällt!» Fabienne Trebo kam spät zur Tuba. Nach über zehn Jahren Querflöte wechselte sie mit 19 Jahren das Instrument. «Was als Witz bei einer Orchesterweihnachtsfeier begann, entpuppte sich als Liebe auf den ersten Blick», sagt sie. Wegen der speziellen Atemtechnik ist das Spielen nicht leicht zu lernen. Zu Beginn wurde ihr schnell schwindlig. «Ich war aber total angespornt. Alle dachten, ich würde es nicht durchziehen», sagt Trebo lachend. Kurz darauf spielte sie bereits beim ersten Konzert mit. Sie war Teil des Nationalen sowie des Zürcher Jugendblasorchesters. Für beide ist sie mittlerweile zu alt. Dafür wurde sie in das Swiss Symphonic Wind Orchestra aufgenommen. «Pro Register gibt es da auch einen Profi», schwärmt Trebo. Sie möchte junge Menschen ebenfalls für Blasinstrumente begeistern: «Die sind nicht altmodisch und nicht nur etwas für ‹Guggen›», findet sie. Trebo gefallen zudem das Gemeinschaftsgefühl, die Ausflüge und Probeweekends. «Ein Musikverein ist wie eine Familie.»

sswo.ch

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Paulo Tedesco (37), Geschäftskundenbetreuer, zu Hause in Schlieren.

Lässt Kinder strahlen

Paulo Tedesco ist seit 2016 Wunschbegleiter für die Stiftung Kinderhilfe Sternschnuppe. Diese erfüllt Kindern und Jugendlichen mit einer Krankheit oder Beeinträchtigung Herzenswünsche. «Zu sehen, wie die Kinder strahlen, ist unbezahlbar», sagt Tedesco. Pro Jahr ist er bis zu viermal als Freiwilliger im Einsatz. Im Vorfeld erhält er ein Dossier mit allen Infos und tauscht sich eng mit der Mitarbeiterin der Stiftung aus, die das Erfüllen des Wunsches organisiert. «Am Tag selbst bin ich dafür verantwortlich, dass alles reibungslos abläuft.» Die Wünsche reichen von Europa­park-Besuchen und Ballonfahrten über Treffen mit Sportlern und Musikerinnen bis hin zu Feiern à la Pippi Langstrumpf. «Die Stiftung setzt alles daran, das Unmögliche möglich zu machen», so Tedesco. Sein erster Einsatz führte ihn in eine Sendung von «Wer wird Millionär?» mit Treffen von Günther Jauch. Seine Eltern hätten ihn schon immer eher in einem sozialen Beruf gesehen. Doch auch die Wirtschaft und das Bankwesen interessierten ihn früh. Ihm gefalle seine Arbeit als Kunden­betreuer. Und: «Ich bin gesund und es geht mir gut. Das ist nicht selbstverständlich. Deshalb habe ich den Wunsch, etwas zurückzugeben.»

sternschnuppe.ch

Sven Bucher, Zürcher Kantonalbank
Stefan Bucher (44), Kundenbetreuer Vermögende Privatkunden, zu Hause in Küsnacht.

Belebt Geschichte

«Mich faszinieren alte Sachen.» Stefan Bucher ist Matrose auf dem MS Etzel und Mitglied im Verein und der Genossenschaft zum Erhalt des ausgemusterten Kursschiffes. Er war 24 Jahre alt, als er nach einem Schicksalsschlag sein Medizinstudium an den Nagel hängte und bei der Zürichsee Schifffahrtsgesellschaft (ZSG) die siebenmonatige Ausbildung zum Matrosen begann. «Ich brauchte eine Pause, um mich neu zu orientieren. Als Kind war ich viel mit meiner Familie auf dem Bodensee. Wasser und Schiffe faszinierten mich schon immer.» Beruflich voll auf die Schifffahrt zu setzen und sich als Kapitän ausbilden zu lassen, kam für ihn jedoch nicht infrage: «Ich habe eine Rot-Grün-Sehschwäche. Da lässt man mich nur im Notfall ans Steuer», sagt er schmunzelnd. Zudem hätte er noch eine handwerkliche Ausbildung benötigt. Er entschied sich für die Bankbranche. Durchschnittlich ein- bis zweimal pro Monat, im Sommer etwas häufiger, ist Bucher auf dem MS Etzel im Einsatz. «Mir gefällt es, mich um die Gäste an Bord zu kümmern und sie über die Geschichte des Schiffs zu informieren. Es ist ein schöner Ausgleich.»

msetzel.ch

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Swen Tangl (25), Kundenberater Privatkunden, zu Hause in Bäretswil.

Lebt für Schlager

«Wenn ich zwei Tage nicht musiziere, bekomme ich schlechte Laune.» Swen Tangl tanzt aus der Reihe: Er ist jung, spielt Steirische Harmonika und komponiert seine eigene Musik. «In der Mittelstufe war es nicht immer einfach für mich», gibt er zu bedenken. «Während andere in die Badi gingen, stand ich im Tonstudio.» Bereits mit sieben Jahren habe er sich in den Kopf gesetzt, einmal von der Musik leben zu können. Mit 14 Jahren begann er aufzutreten, nahm seine erste CD auf. Tangl stand im Finale des kleinen Prix Walo, war zu Gast im deutschen Fernsehen und beim «Samschtig-Jass». Die Veranstaltungen und Erfolge wurden stetig grösser, bis 2020 die Pandemie kam: «Da war ich froh, eine Festanstellung zu haben», so Tangl. Neben seinem Vollzeitpensum nutzt er jede freie Minute für Auftritte und zum Komponieren. Sein Vater managt ihn, ein Produzent arrangiert seine Stücke und vermittelt sie an Radiostationen. «Immer mehr Leute erkennen mich, sei es auf der Strasse oder hinter dem Bankschalter», sagt er und lacht. «Durch die Musik lerne ich viele neue Leute und Orte kennen. Das ist ebenfalls etwas, was mir daran so gut gefällt.»

swentangl.ch

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