Aussenwert des CHF unter der Lupe

Aussagen über die währungsbedingte Wettbewerbsfähigkeit der Exportnation Schweiz beziehen sich in der Regel nur auf die Warenexporte. Der Dienstleistungshandel oder das Auslandsvermögen werden in der wirtschaftspolitischen Diskussion um den starken Franken meist ausgeklammert. Erfahren Sie im Beitrag von David Marmet, Chefökonom Schweiz, was es dabei zu beachten gilt.

Text: David Marmet

Durchmischt Schweizer Franken Noten
«In die wirtschaftspolitische Diskussion um den zu starken Franken werden der Dienstleistungshandel oder das Auslandsvermögen typischerweise nicht miteinbezogen», erklärt David Marmet. (Bild: Getty Images)

Im Vergleich zu den Währungen unserer wichtigsten Handelspartner hat der Schweizer Franken seit Anfang Jahr um rund 6 Prozent abgewertet. Dadurch hat sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Exportnation Schweiz verbessert.

Diese Aussage ist zwar richtig, bezieht sich allerdings nur auf die Warenausfuhren. In die wirtschaftspolitische Diskussion um den starken Franken werden der Dienstleistungshandel oder das Auslandsvermögen typischerweise nicht miteinbezogen. In welchen Währungsräumen ist die Schweiz neben dem Warenhandel stark exponiert?

2023 generierte die Schweizer Wirtschaft mit Dienstleistungsexporten Einnahmen von CHF 152 Mrd., was 55 Prozent der Schweizer Warenexporte entspricht. Generell zeigt sich, dass die Schweiz mit denjenigen Regionen und Ländern, mit denen sie intensiv Waren handelt, auch vermehrt Dienstleistungen austauscht.

USA und Grossbritannien haben die Nase vorn

Mehr als 50 Prozent der Schweizer Warenexporte gehen in die EU, bei den Dienstleistungsexporten sind es dagegen nur 40 Prozent. Dies hängt damit zusammen, dass bei der wichtigsten Kategorie des Dienstleistungshandels, den Lizenzeinnahmen, den USA und Grossbritannien eine überproportional hohe Bedeutung zukommt. Das gilt für Grossbritannien auch bei Versicherungsdienstleistungen, sodass das britische Pfund beim Handel von Dienstleistungen eine deutlich wichtigere Rolle spielt als bei Waren. Dieses Übergewicht geht währungstechnisch vor allem zulasten des Euro.

Das Schweizer Auslandsvermögen

Ende 2023 betrug das Schweizer Auslandsvermögen CHF 5'021 Mrd., was dem Sechsfachen des Bruttoin-landsprodukts entspricht. Innerhalb der letzten 30 Jahre hat sich das Auslandsvermögen mehr als ver-fünffacht. Aktuell sind davon 37 Prozent den Direktinvestitionen, 30 Prozent den Portfolioinvestitionen und 14 Prozent den Währungsreserven zuzuordnen. Der Rest setzt sich aus übrigen Investitionen und Derivaten zusammen.

Ziemlich genau die Hälfte des schweizerischen Auslandsvermögens ist in US-Dollar denominiert. Auffallend ist, dass die Bedeutung des US-Dollar sogar zunahm, betrug doch sein Anteil am Auslandsvermögen zur Jahrtausendwende lediglich 40 Prozent. Auch der Euro wurde in den vergangenen Jahren immer wichtiger. So waren im Jahr 2000 rund 20 Prozent der Vermögen in Euro denominiert, Ende 2023 waren es bereits 28 Prozent. Dementsprechend haben andere Währungen an Bedeutung eingebüsst.

Euro-Dollar-Verhältnis recht ausgeglichen

Insbesondere bei den Direktinvestitionen wurden der US-Dollar und der Euro immer bedeutsamer. Aktuell sind 36 Prozent der Direktinvestitionen in Euro denominiert, 29 Prozent in US-Dollar. Anders sieht es bei den Portfolioinvestitionen aus, wo der Greenback massiv zugelegt hat. Sein Anteil stieg in den letzten 23 Jahren von 30 auf 47 Prozent. Der Anteil übriger Währungen hat sich kaum verändert, entsprechend hat der Euro eingebüsst. Hinsichtlich der Währungsreserven ist das Euro-Dollar-Verhältnis recht ausgeglichen. Die Schweizerische Nationalbank hielt Ende des vergangenen Jahres 39 Prozent ihrer Währungsreserven in US-Dollar und 37 Prozent in Euro.

Dollarstärke im Fokus

Ein direkter Vergleich der Währungsallokation zwischen Warenhandel, Dienstleistungshandel und Auslandsvermögen enthält einige methodische und statistische Stolpersteine. Dennoch lässt sich festhalten, dass in einem umfassend gewichteten Aussenwert des Schweizer Frankens der US-Dollar und das britische Pfund auf Kosten des Euro ein grösseres Gewicht haben würden, als es bei dem gängigen handelsgewichteten Aussenwert des Frankens der Fall ist. Der Franken hat aus dieser umfassenden Perspektive – vor allem aufgrund der aktuellen Dollarstärke – seit Anfang Jahr mehr als 6 Prozent abgewertet.

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