Chinas Immobiliensektor kommt nicht zur Ruhe
Seit nunmehr zwei Jahren befindet sich der chinesische Immobilienmarkt in der Krise. Nachdem der chinesische Immobilienkonzern Evergrande Mitte August Gläubigerschutz in den USA beantragt hat, machen sich nun auch Sorgen breit um den grössten Immobilienentwickler Country Garden. Was bedeutet das für die Finanzmärkte? Erfahren Sie mehr im Beitrag von Chefstratege Manuel Ferreira.
Text: Manuel Ferreira
Seit nunmehr zwei Jahren befindet sich der chinesische Immobilienmarkt in der Krise. Mitte August beantragte der chinesische Immobilienkonzern Evergrande Gläubigerschutz in den USA. Nun machen sich auch Sorgen breit um Country Garden, den grössten Immobilienentwickler Chinas. Derzeit kann Country Garden seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen und es läuft eine Nachzahlungsfrist. Sollte diese Frist in zwei Wochen ungenutzt verstreichen, droht die Insolvenz.
Die chinesische Regierung reagiert nur zögerlich auf die Krise. Sie sorgt zwar bereits seit zwei Jahren dafür, dass Immobilienentwickler weiterhin an Finanzierungsquellen herankommen und ihre ausstehenden Bauprojekte fertigstellen können. Tiefgreifende Massnahmen bleiben jedoch bisher aus.
So wird es keine Strukturveränderung am chinesischen Immobilienmarkt geben und es ist damit zu rechnen, dass angesichts sinkender Immobilienpreise noch weitere Immobilienentwickler in Zahlungsschwierigkeiten geraten werden.
Risiko für die globale Konjunktur
In China macht der Immobiliensektor ein Viertel der gesamten Wirtschaftsleistung aus. Dieser Sektor ist für die Finanzstabilität eines Landes immens wichtig. Gerät er aus den Fugen, trifft das viele Haushalte, die angesichts unsicherer Perspektiven ihre Ausgaben drosseln. Darunter leiden in der Regel auch andere Wirtschaftssektoren. Dies ist bereits seit zwei Jahren der Fall und geht nicht spurlos an der globalen Konjunkturentwicklung und den Finanzmärkten vorbei, denn China allein trägt gemäss Prognosen der Zürcher Kantoanlbank in diesem Jahr fast die Hälfte zum globalen Wirtschaftswachstum bei.
Mit den jüngsten Ereignissen haben die konjunkturellen Abwärtsrisiken für die chinesische Konjunktur deutlich zugenommen. Die Experten der Zürcher Kantonalbank gehen aber weiterhin davon aus, dass es der chinesischen Regierung gelingen wird, einen Flächenbrand zu verhindern und damit die Auswirkungen auf andere Teile der Wirtschaft abzuschwächen.
Defensive Ausrichtung ist gefragt
Die Krise im chinesischen Immobiliensektor stellt aus heutiger Sicht einen ernst zu nehmenden Störfaktor für die globale Konjunktur dar. Für Immobilien entwickelter Länder geht zwar eine geringe Ansteckungsgefahr vom chinesischen Immobilienmarkt aus, für viele Firmen ist China aber ein wichtiger Absatzmarkt. Eine nachlassende Kauflust in China würde sich negativ auf die europäische und amerikanische Wirtschaft und damit auf die Finanzmärkte rund um den Globus auswirken. Vor diesem Hintergrund empfiehlt sich aus Anlegersicht eine defensive Ausrichtung bei den Aktien. Zudem erachten die Experten der Zürcher Kantonalbank im aktuellen Umfeld den gesamten Aktienmarkt der Schwellenländer aufgrund der Verflechtung der chinesischen Wirtschaft mit Rohstoffexporteuren wie Lateinamerika als wenig attraktiv.