Die Blockchain einmal anders
Die Blockchain-Technologie macht die Datenverarbeitung sicherer und effizienter, doch das gesellschaftliche Verständnis ist erst noch im Entstehen. Der Beitrag des Anlagespezialisten Jens Schweizer hilft hier (fast) ohne Anglizismen mit einem etwas anderen Blick auf die Blockchain.
Text: Jens Schweizer
Kryptowährungen treiben unterstützt durch die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten wieder ihre Kapriolen an den Finanzmärkten. Dieser Beitrag soll die umfangreiche Berichterstattung nicht aufwärmen, sondern Ihnen vielmehr die technologische Basis der meisten Kryptowährungen näherbringen: die Blockchain.
Um das Prinzip der Blockchain zu erklären, wird hier bewusst auf bekannte, aber meist mehr Verwirrung stiftende Anglizismen verzichtet.
Blockchain funktioniert ähnlich wie eine Menschenkette an einer Party. Wir wollen nun möglichst einfach und sicher die Identität der hintersten Person in der Reihe feststellen. In der aktuellen Herangehensweise müssen wir uns dazu auf die Aussagen anderer verlassen, da sich nicht alle kennen. Wer sicherer sein will, kann zwar selbst ganz nach hinten gehen, doch die Identität unbekannter Personen kann auch dann nie eindeutig verifiziert werden.
Was Blockchain mit einer Menschenkette zu tun hat
Blockchain setzt hier schon bei den Rahmenbedingungen an. Erstens müssen sich alle Partybesucher kennen. Zweitens weiss jede Person (Block) in dieser Kette, wer vor und vor allem wer hinter ihr steht. Drittens sind Wechsel innerhalb der Kette nicht möglich, da die Personen sicher aneinandergekettet sind (Chain). Wer nun wissen will, wer ganz zuhinterst steht, kann unter diesen Bedingungen einfach die am nächsten stehende Person fragen. Und ist sich nachher sicher über die Identität. Viertens: Will sich eine unbekannte Person vorne anhängen, würden die anderen Personen im Kollektiv nach einem vordefinierten Verfahren eine Einigung über die Identität erreichen. Identität und Platz in der Kette würden danach allen bekannt gemacht. Nur dann darf die Person mitmischen. So funktioniert Blockchain.
Sicherheit durch Technologie
Die Blockchain-Technologie kombiniert dezentrale, einheitliche Datenbanken, kryptografisch gesicherte Verkettungen von Informationen und kollektive Verifizierungsverfahren von Veränderungen effizienter und sicherer als die heute dominierende Herangehensweise der Datenverarbeitung. Informationen können lückenlos und sicher rückverfolgt werden, womit Betrug weniger wahrscheinlich wird. Die Daten erhalten Sicherheit durch Technologie und Transparenz und nicht wie aktuell eher unzuverlässig vor allem durch Vertrauen.
Blockchain ist mehr als Kryptowährungen
Die Blockchain ist also vor allem dort von Nutzen, wo viele Daten sicher verwahrt und transferiert werden müssen sowie eine eindeutige Rückverfolgung nötig ist. Nicht zufällig treibt der Finanzsektor die Verwendung von Blockchain voran. Beispielsweise können damit Wertschriften einfacher und sicherer gehandelt werden. Auch der Gesundheitssektor oder generell das Lieferkettenmanagement von Unternehmen dürften davon profitieren. Die Blockchain-Technologie kann viel mehr als Kryptowährungen. Investierbare Indizes werden vorerst aber vor allem von Krypto-Börsen und Krypto-Minern sowie Onlinefinanzdienstleistern und Softwareanbietern bevölkert.
Unverständnis als Hemmschuh
Die Blockchain hat disruptives Potenzial, setzt sich aber bislang nur langsam durch. Hier steht wie bei anderen technologischen Veränderungen der gesellschaftliche Reifeprozess im Vordergrund. Damit Blockchain breit angewandt werden kann, braucht es ein gesellschaftliches Verständnis und einheitliche Regelwerke. Gesellschaft und Gesetzgeber stehen hier noch am Anfang. Alles in allem sind dies meisterbare Herausforderungen, wenn wir nur wollen. Dieser Beitrag soll mit der etwas anderen Betrachtungsweise einen Beitrag zum Verständnis leisten.
Dieser Beitrag wurde aktualisiert. Ursprüngliche Veröffentlichung am 13. Februar 2024.