Die Finanzmärkte werden gegenwärtig durch die Eskalation der geopolitischen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine durchgeschüttelt. Ereignisse dieser Dimension erhöhen die Unsicherheit an den Finanzmärkten unmittelbar, obwohl die geopolitischen und wirtschaftlichen Folgen noch gar nicht abschliessend beurteilt werden können. Was sich im Moment in der Ukraine abspielt, ist in erster Linie ein humanitäres Desaster und der weitere Verlauf des Konfliktes lässt sich nicht prognostizieren. Aus Anlegersicht ist daher umso wichtiger, in einer solchen Phase, einen Faktencheck zu machen und die Ruhe zu bewahren.
Sanktionen und wirtschaftliche Bedeutung
Aus wirtschaftlicher Sicht stehen zwei Sachen im Vordergrund: Die Sanktionen, welche der Westen gegen Russland verhängen wird und umgekehrt, sowie die wirtschaftliche Bedeutung Russlands und der Ukraine. Der Anteil am globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Russland und von der Ukraine beträgt zusammen rund 3%. Die wirtschaftliche Grösse steht also nicht im Vordergrund. Sanktionen des Westens schaden deshalb vor allem Russland. Aus wirtschaftlicher Sicht stehen vor allem Russlands Erdöl- und Gasexporte sowie das Risiko anhaltend hoher oder gar weiter steigender Energiepreise im Vordergrund. Das sorgt bereits jetzt dafür, dass sich der erwartete Inflationsrückgang weiter verzögert. Und das wiederum erhöht die Unsicherheit hinsichtlich der Massnahmen der Zentralbanken zur Bekämpfung des Inflationsdrucks. Dies ist jedoch keine Einbahnentwicklung, denn Russland ist mit seiner strukturschwachen Wirtschaft auf die Einnahmen aus den Rohstoffexporten angewiesen.