Kaufrausch in Europa?
Der Otto Normalverbraucher arbeitet viel, gibt aber tendenziell wenig Geld aus. Hier scheint sich eine Trendwende abzuzeichnen. Erfahren Sie mehr zu den sich bietenden Chancen im Beitrag von Anlagespezialist, Jens Schweizer.
Text: Jens Schweizer
An den Finanzmärkten findet ein Tauziehen zwischen Zentralbanken und der Inflation statt. Der Preisdruck trotzt den Leitzinserhöhungen stärker als erwartet, was eine noch restriktivere Geldpolitik erwarten lässt – nicht unbedingt ein gutes Zeichen für die Aktienmärkte. Aber nun genug Trübsal geblasen, auf zu den sich bietenden Chancen. Denn die gibt es immer! Gerne möchte ich Ihr Interesse auf die europäischen Haushalte richten. Der Otto Normalverbraucher arbeitet viel, gibt aber wenig aus. Hier scheint sich nun eine Trendwende abzuzeichnen.
Europäische Konsumentinnen und Konsumenten schauen jedenfalls wieder optimistischer in die Zukunft. Das Verbrauchervertrauen hat insbesondere seit Ausbruch des Ukraine-Krieges stark gelitten und ist sogar niedriger als während der Finanz- und der Coronakrise. Auch gegenüber Unternehmen ist der Vertrauensverlust einzigartig.
Der in unmittelbarer Nachbarschaft tobende Ukraine-Krieg hat das Sicherheitsempfinden der Haushalte verändert. Die starken Preisanstiege und die angespannte Versorgungslage setzten der Konsumbereitschaft weiter zu. Die hartnäckige Inflation hat aber ihren Höhepunkt bald überschritten. Gerade gewichtige Komponenten im Haushaltsbudget wie Strom- oder Heizkosten werden durch rückläufige Preisentwicklungen und Fiskalprogramme entlastet, was den Haushalten wieder Zuversicht verleiht.
Überschussersparnisse sind bedeutend
Die seit der Coronakrise angehäuften Überschussersparnisse der Haushalte sind gross und das Aufholpotenzial beim Konsum ist beträchtlich. Viele Haushalte verwenden die freiwerdenden Mittel unmittelbar für ihren Grundbedarf. Andere dürften aufgeschobene Anschaffungen tätigen oder sich sogar wieder etwas Besonderes gönnen.
Güter des täglichen Bedarfs im Vordergrund
Dabei wird es sich allerdings weniger um ein neues Auto, sondern eher um den teureren Lippenstift oder den Ersatz des alten Staubsaugers handeln. Die Experten der Zürcher Kantonalbank rechnen nicht mit einem Kaufrausch, aber mit einer weiteren Erholung des privaten Konsums – insbesondere bei Gütern des täglichen Gebrauchs. Zu diesen zählen beispielsweise Haushaltsartikel, Kosmetika und Lebensmittel. Von der steigenden Konsumbereitschaft dürften insbesondere europäische Unternehmen in diesen Bereichen profitieren.
Preissetzungsmacht wirkt sich positiv auf Margen aus
Deren Aktienkurse sind meist auch weniger konjunktursensitiv und tragen als defensive Beimischung zum Portfolio der unsicheren wirtschaftlichen Lage Rechnung. Oft verfügen diese Unternehmen über Preissetzungsmacht, was sich in einem Umfeld mit länger anhaltendem Preisdruck vorteilhaft auf die Margen auswirkt. Vielleicht sollten wir uns von der Stimmung der europäischen Konsumentinnen und Konsumenten anstecken lassen. Gönnen Sie sich was!