Globale koordinierte Straffung der Geldpolitik
Was die Leitzinserhöhung auf breiter Front bedeutet.
Text: Manuel Ferreira
Die US-Notenbank (Fed) hat in der Zinssitzung von vergangenem Mittwoch den Leitzins um weitere 75 Basispunkte erhöht. Einen Tag später folgten ihr die Schweizerische Notenbank (SNB) und die Bank of England (BoE). Der inflationsbedingte Handlungsdruck der SNB ist zwar geringer als derjenige des Fed, dennoch erhöhte auch die SNB den Leitzins nicht ganz unerwartet um 75 Basispunkte. Die BoE schloss den Kreis der globalen geldpolitischen Straffung mit der heutigen Anhebung des Leitzinses um 50 Basispunkte. Die Entschlossenheit der Notenbanken untermauert deren Glaubwürdigkeit bei der Inflationsbekämpfung und sorgt dafür, dass die langfristigen Inflationserwartungen gut verankert bleiben oder rückläufig sind.
Mit der Straffung der Geldpolitik steigt jedoch auch das Risiko einer globalen Rezession. Insbesondere weil die Kombination aus globaler Wirtschaftsschwäche, geopolitischen Anspannungen und strafferer Geldpolitik in den USA den US-Dollar erstarken lassen. Das kommt einer Verteuerung der globalen Finanzierungsbedingungen gleich. Hinzu kommt, dass das erklärte Ziel des Fed, die Realrenditen in den positiven Bereich zu führen, den Weg für andere Notenbanken ebnet, die Zinsen ihrerseits im Kampf gegen die Inflation aggressiver anzuheben.
Drei Herausforderungen für Aktien
Die Finanzmärkte bekundeten in den letzten Wochen Mühe, den schnellen Anstieg der Realrenditen zu verdauen. Es besteht jetzt zwar mehr Klarheit über die Absichten der Notenbanken, dennoch rechnen wir damit, dass die Volatilität an den Finanzmärkten erhöht bleibt. Das erhöhte globale Zinsgefüge stellt zusammen mit dem Ukraine-Krieg und der drohenden Energiekrise in Europa eine erhebliche Herausforderung für die Attraktivität der Aktien dar. Erstens sorgen der erhöhte Kostendruck und die gedämpfteren Konjunkturaussichten für niedrigere Gewinnwachstumserwartungen. Zweitens steigt durch höhere Zinsen der Faktor, mit dem die erwarteten zukünftigen Gewinne abdiskontiert werden. Das heisst, dass sich nicht nur der erwartete Einkommensstrom verringert, sondern auch sein Barwert. Drittens sorgen die höheren Renditen bei Obligationen dafür, dass sie gegenüber Aktien wieder als echte Alternative betrachtet werden können. Alles zusammen führt zu einer Neubewertung der Aktienmärkte.
Bereits defensive Portfolioausrichtung
Vor diesem Hintergrund ist unser Portfolio defensiv ausgerichtet. Wir legen unseren Fokus auf Schweizer und US-amerikanische Obligationen. Bei den Aktien favorisieren wir innerhalb unserer neutralen Quote ebenfalls diese beiden Regionen. Damit tragen wir einerseits der geldpolitisch bedingten relativen Attraktivität des USD und des CHF Rechnung und konzentrieren andererseits unsere Aktieninvestitionen auf den defensiven Schweizer Heimmarkt und auf sichere Häfen wie die USA. Die taktische Allokation wird laufend überprüft und bei Bedarf angepasst.