Mit Green Bonds von der Zins- zur Klimawende

Die Zinswende schafft neue Anlagemöglichkeiten. Wieso Green Bonds nicht nur aus finanzieller Sicht einen genaueren Blick verdienen, lesen Sie im Beitrag von Anlagespezialist Jens Schweizer.

Text: Jens Schweizer

«Green Bonds: sind Anleihen, welche explizit Projekte mit ökologischen Zielen verfolgen. Im Zuge der sich intensivierenden Klimadebatte haben sie ein exponentielles Wachstum erfahren.» Jens Schweizer, Anlagespezialist. (Bild: pixabay/analogicus)

Obligationen sind endlich wieder salonfähig! Aber ist Obligation gleich Obligation? Definitiv nicht! Obligationen unterscheiden sich beispielsweise bezüglich der Laufzeit, der Höhe des Coupons, des Kreditrisikos oder der Liquidität. Neben den finanziellen Eigenschaften gibt es aber auch Unterschiede bei der Verwendung der aufgenommenen Gelder. Bei der Mehrheit der aktuell ausstehenden Anleihen ist diese nicht festgeschrieben und dient der allgemeinen Aktivität des Emittenten – nicht so bei Green Bonds.

Green-Bond-Markt wächst stark,…

Green Bonds sind Anleihen, welche explizit Projekte mit ökologischen Zielen verfolgen. Im Zuge der sich intensivierenden Klimadebatte haben sie ein exponentielles Wachstum erfahren. Allein in den letzten sechs Jahren hat sich das jährliche Emissionsvolumen von Green Bonds auf über USD 500 Mrd im Jahr 2022 verfünffacht. Die meisten Green Bonds stammen von in Europa domizilierten Emittenten und werden bereits von einer grossen Anzahl Emittenten und verschiedensten Schuldnertypen begeben. Dazu gehören unter anderem private Unternehmen, vor allem Finanzinstitute, Staaten und multilaterale Institutionen. Green Bonds werden über die ganze Laufzeitenkurve emittiert, gängige Indizes verzeichnen aber eine mittlere Duration von fünf bis zehn Jahren. Die Verfallrendite hat sich mit dem letztjährigen Anstieg von Zinsen und Aufschlägen für Kreditrisiken auf attraktive Niveaus katapultiert.

…aber noch nicht stark genug

Eine strukturelle Herausforderung für Emittenten und Anleger von Green Bonds ist die konkrete Beleg- und Nachvollziehbarkeit der ökologischen Wirkung. Dies liegt einerseits an praktischen Schwierigkeiten wie der Messbarkeit und andererseits an der noch fehlenden globalen Standardisierung der Anforderungen. Dies erschwert die Einschätzung und Vergleichbarkeit. Aktuell orientieren sich viele Emittenten an den Richtlinien der International Capital Markets Association (ICMA).

Die grüne Aufholjagd beginnt!

In Europa hat die EU-Kommission mit dem «EU Green Bond Standard» im Zuge der «Taxonomy Regulation» aber ein Regelwerk in den Gesetzgebungsprozess geschickt, das festlegen soll, was als grüne Anleihe bezeichnet werden darf. Dies wird dem Green-Bond-Markt mindestens in Europa weiteren Schub verleihen. Die Basis wird gelegt, damit der Green-Bond-Markt vom Bonsaibäumchen zum Mammutbaum gedeihen und die Klimawende massgeblich unterstützen kann. Die weltweit ausstehenden Anleihen stehen jedenfalls bei über USD 120 Bio. Die grüne Aufholjagd beginnt, machen Sie mit!

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