Kupfer: Zu neuer Stärke

Die Kupfernachfrage steigt stark an. Das verfügbare Angebot steht hingegen vor einigen Herausforderungen. Welche Rolle Kupferproduzenten darin spielen, zeigt Ihnen Anlagespezialist Jens Schweizer im Beitrag.

Text: Jens Schweizer

«Kupfer wird in der Dekarbonisierung dringend gebraucht, wird aber hauptsächlich als Primärrohstoff im Bergbau gewonnen. Dieser ist wenig umweltfreundlich. Es gilt abzuwägen.», erklärt Jens Schweizer, Anlagespezialist bei der Zürcher Kantonalbank.

An Wettbewerben werden die Besten meist mit Medaillen gekürt. Die wichtigste Frage ist jeweils, wer die goldene gewinnt. Oder sollte es eher die Bronzemedaille werden? Denn Kupfer, das Basismetall der Legierung Bronze, gewinnt derzeit stark an Bedeutung. Der Kupferpreis hat im Mai dieses Jahres stellvertretend ein Rekordhoch erreicht.

Kupfer ist ein leicht zu verarbeitendes und langlebiges Metall mit ausgezeichneter Leitfähigkeit und Wiederverwertbarkeit. Bereits vor ca. 10'000 Jahren entdeckt, war es das erste Metall, das der Mensch für seine Zwecke nutzte. Heute wird es vor allem vom verarbeitenden Gewerbe für elektronische Geräte und Anlagen verwendet und gehört zur Gruppe der Industriemetalle. Kupfer wird hauptsächlich als Primärrohstoff im Bergbau gewonnen. Nur rund ein Drittel des Angebots stammt aus recyceltem Kupfer. Das Metall kommt zwar weltweit vor, Südamerika – vor allem Peru und Chile – ist jedoch führend bei der Produktion und den bekannten Reserven.

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(Video: Andreas Guntli)

Stark steigende Nachfrage

Durch die Dekarbonisierung und technologischen Entwicklungen wie der künstlichen Intelligenz oder Blockchain gewinnt Kupfer zunehmend an Bedeutung. Sie werden für einen beträchtlichen Anstieg der Nachfrage nach elektrischer Energie sowie nach Kupfer als deren Leiter sorgen. Beispielsweise wird gemäss International Energy Agency (IEA) in einem Elektrofahrzeug mehr als doppelt so viel Kupfer eingesetzt wie in einem Verbrennermodell. Neueste Projektionen der IEA rechnen von 2021 bis 2040 mit einem Anstieg der Kupfernachfrage um fast die Hälfte.

Angespanntes Angebot

Bei der Bedienung der Nachfrage spielen Kupferproduzenten eine wichtige Rolle. Gleichzeitig steht die Branche vor einigen Herausforderungen. Die Grenzkosten des Abbaus in bestehenden Minen steigen aufgrund sinkender Kupferkonzentrationen. Auch ist der Abbau energieintensiv und wenig umweltfreundlich. Verschärfte behördliche Auflagen könnten die Kosten weiter in die Höhe treiben. Kurzfristig stellt auch die konjunkturelle Schwäche Chinas, des grössten Kupferbezügers weltweit, eine Herausforderung dar.

Zunehmende Versorgungsknappheit

Die Branche leidet deshalb unter fehlenden Investitionen. Die IEA rechnet mit zunehmender Versorgungsknappheit bis 2040. Obwohl in der Erdkruste genug Kupfer vorhanden ist, muss es erst in ausreichender Menge vom Abbau in den Kreislauf gebracht werden. Der Aufbau neuer Kapazitäten ist aber kapital- und zeitintensiv. Drohende staatliche Interventionen sind für die Branche Chance und Risiko zugleich. Generell unterstützend würde sich ein steigender Kupferpreis auswirken, der Investitionen rechtfertigt und zusätzlichen Absatz zu höheren Preisen ermöglicht.

Aktienkurse von Kupferproduzenten korrelieren mit Kupferpreis

Wie die verwertbaren Reserven sind auch die investierbaren Kupferproduzenten weltweit zu finden. Die Bewertungen sind aufgrund des jüngsten Kursanstiegs im historischen Vergleich überdurchschnittlich, die erwarteten Dividendenrenditen mit 2 bis 3 Prozent ansprechend. Die Performance gängiger Indizes korreliert positiv mit der Entwicklung des Kupferpreises.

Unsere Vorfahren hatten einen guten Riecher. Mit Kupfer findet ein altbekanntes Metall zu neuer Stärke. Ob sogar die Medaillenrangierung überdacht werden muss, wird die Zukunft zeigen.