Mit Floating Rate Notes von höheren Zinsen profitieren

Die Renditen sind durch die hartnäckig hohen Inflationsraten und überraschend restriktive Geldpolitik der Zentralbanken explosiv angestiegen. Die Zinsmärkte erleben ein heftiges Unwetter. Die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Renditen ist hoch. Wo Sie Unterschlupf finden können, weiss Jens Schweizer, Anlagespezialist bei der Zürcher Kantonalbank.

Text: Jens Schweizer

, lesen Sie im Beitrag von Jens Schweizer, Anlagespezialist bei der Zürcher Kantonalbank
«Floaters bieten einen komfortablen Unterschlupf vor dem Zinsgewitter», sagt Jens Schweizer. (Bild: Andreas Guntli)

Früher und heisser als üblich begann dieses Jahr der Sommer. Die Rekordtemperaturen entluden sich regelmässig in heftigen Unwettern. Die Zinsmärkte erleben zurzeit eine vergleichbare Situation, denn Zentralbanken reagieren immer rascher und aggressiver auf die hartnäckig hohe Inflation, was zu starken Bewegungen an den Zinsmärkten führt.

Die Unsicherheit über den weiteren Verlauf von Inflation und Zinsen ist sichtbar und die Zinsvolatilität stark angestiegen. Da das Ende dieses Zinsgewitters schwierig abzuschätzen ist, wäre ein geeigneter Unterschlupf wünschenswert. Einen solchen könnten Anleihen mit variabler Verzinsung bieten, sogenannte «Floating Rate Notes» oder kurz «Floaters». Der Coupon dieser Anleihen ist an den Verlauf eines kurzfristigen Referenzzinssatzes gekoppelt, zum Beispiel an den USD 3-Monats-LIBOR. Meist vierteljährlich wird er an den neuen Stand des Referenzzinses angepasst. Bewegungen des Zinsniveaus sind für den Wert der Anleihen damit unbedeutend.

Unabhängig von der Zinsrichtung weisen Floaters so eine deutlich geringere Sensitivität aus als vergleichbare Anleihen mit fixem Coupon. Bei steigenden Zinsen erhöht sich zudem über die höhere Auszahlung die Gesamtrendite der Anlage. Bei sinkenden Zinsen reduziert sich der Coupon bei sonst gleichbleibendem Wert der Anleihe. Zu Anleihen mit fixem Coupon, welche dann an Wert gewinnen, wird dies zum relativen Nachteil. Nachhaltig sinkende Zinsen würden nach Meinung der Experten der Zürcher Kantonalbank nach aber eine deutliche Entspannung der Inflationssituation oder einen unmittelbaren wirtschaftlichen Einbruch erfordern, wovon aktuell nicht auszugehen ist.

Stark steigende Coupons von Floating Rate Notes

Floaters werden von einer Vielzahl Emittenten ausgegeben. Insbesondere bei Finanzunternehmen sind sie beliebt, aber auch staatliche und supranationale Emittenten sind vertreten. Anlagen in Floaters über die gängigen Indizes sind somit mit Kreditrisiken verbunden. Bei der Ausgabe einer Anleihe wird deshalb zur Bestimmung des Coupons anfangs ein Aufschlag auf den Referenzzins festgemacht. Verändert sich die erwartete Kreditfähigkeit des Emittenten während der Laufzeit der Anleihe, beeinflusst dies deren Wert. Aufgrund der abnehmenden Konjunkturdynamik sind steigende Kreditaufschläge zu erwarten. Diese dürften sich aber vor allem für bessere Bonitäten auf absehbare Zeit in einem verkraftbaren Rahmen halten. Auch haben sich die Kreditaufschläge bereits beträchtlich ausgedehnt. Die Coupons hingegen stiegen durch die veränderte Zinssituation bereits an und dürften diesen Weg fortsetzen. Die Experten der Zürcher Kantonalbank erwarten in den USA den 3-Monats-LIBOR Ende 2022 bei über 4 Prozent, wobei der aktuelle Wert erst bei gut über 2 Prozent liegt. In anderen Worten: Floaters bieten einen komfortablen Unterschlupf vor dem Zinsgewitter. Und auf Regen folgt Sonnenschein. Halten Sie durch und freuen Sie sich auf ein attraktives Zinsumfeld.

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