Zins und Rendite: Was ist der Unterschied?

Obligationen erleben gerade ein Comeback. Im Zusammenhang mit dieser Anlageklasse werden die beiden Begriffe Zinsen und Renditen oft gleichbedeutend verwendet. Dem ist aber nicht so.

Text: Cindy Geisel

(Bild: Getty / TERADAT SANTIVIVUT)

Die Umsetzung wirtschaftlicher Vorhaben will finanziert sein. Anleihen sind von Staaten oder privaten Unternehmen ausgegebene festverzinsliche Schuldpapiere. Die Emittenten (Schuldner) bieten dabei potenziellen Anlegern am Kapitalmarkt festverzinsliche Obligationen an. Für das investierte Kapital entrichtet der Schuldner den Anlegern jährlich einen fixen Zins (Coupon). Am Ende der vereinbarten Laufzeit (Verfall) bezahlt der Schuldner den Obligationären ihr investiertes Kapital vollumfänglich zurück. So weit so gut.

Die lange währende äusserst lockere Geldpolitik der Notenbanken führte zu ultratiefen Zinsniveaus. Nun erfolgt die Kehrtwende: Zur Bekämpfung der hohen Inflation heben die Notenbanken ihre Leitzinsen drastisch an. Steigen die Zinsen am Markt, erwarten Investoren für festverzinsliche Anlagen entsprechend höhere Erträge. Bei Obligationen spricht man im selben Atemzug immer wieder von Zinsen und Renditen. Das kann durchaus verwirrend sein, da diese Begriffe oft gleichbedeutend verwendet werden. Wo liegt der Unterschied?

Auch Obligationen unterliegen Kursschwankungen

Während ihrer Laufzeit werden Anleihen wie andere Wertpapiere an der Börse gehandelt. Inhabern steht es frei, ihre Obligation jederzeit zu veräussern, sofern sich ein Käufer findet. Wie bei Aktien richten sich auch bei Obligationen die Kurse nach Angebot und Nachfrage am Kapitalmarkt und unterliegen somit Kursschwankungen. Bei Obligationen sind dabei vor allem die Zinserwartungen entscheidend. Steigen oder fallen die Marktzinsen aufgrund einer Leitzinsanpassung der Notenbank, beeinflusst das ihren Wert.

Wie sich Obligationen am Finanzmarkt verhalten

Werden am Markt steigende Zinsen erwartet, kann ein Investor heute eine Obligation mit höherer Verzinsung erwerben. Folglich verlieren ältere Obligationen mit tieferem Zinscoupon an Wert, weil sie in der relativen Betrachtung weniger attraktiv sind. Genau diese relativen Attraktivitäten werden in den Bewertungen von Obligationen reflektiert, was in diesem Fall zu einem tieferen Kurs führt. Somit ist es möglich, eine Obligation am Markt zu 95 Prozent des Nennwertes zu kaufen, am Laufzeitende aber 100 Prozent zurückzuerhalten. Neben dem verhältnismässig unattraktiven Zinscoupon der alten Obligation ist das eine zusätzliche Renditekomponente (Rendite auf Verfall). Selbstverständlich kann eine Obligation auch über dem Ausgabewert notieren, beispielsweise bei 105 Prozent. Zwar erhält man am Ende der Laufzeit lediglich 100 Prozent des Nennwerts zurück, profitiert dafür aber von einer höheren Verzinsung.

Mit dem Zins ist bei Obligationen also der im Voraus definierte Zinssatz für den jährlichen Zinscoupon gemeint. Hält man die Obligation von Emission bis Laufzeitende, entspricht der Zins der Rendite. Kauft und verkauft man die Obligation während der Laufzeit, fliessen neben den Zinscoupons die jeweiligen Kurswerte in die Gesamtrendite mit ein.

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