US-Dollar in Schieflage

Der US-Dollar hat in den letzten Tagen stark nachgegeben und notiert seit Jahresbeginn gegenüber dem Schweizerfranken rund 7,5 Prozent tiefer. Mehr im Beitrag von Chefstratege Manuel Ferreira.

Text: Manuel Ferreira

(Bild: Christian Grund)

US-Dollar unter Druck

Der US-Dollar (USD) hat in den letzten Tagen stark nachgegeben und notiert seit Jahresbeginn gegenüber dem Schweizerfranken (CHF) rund 7,5 Prozent tiefer. Dabei haben sich rund vier Prozentpunkte dieses Abschlages in den letzten Tagen materialisiert. Wir führen die akzentuierte USD-Schwäche darauf zurück, dass die US-Inflationszahlen für Juni, die diese Woche publiziert wurden, tiefer als erwartet ausfielen. Damit ist der restriktive Kurs der US-Notenbank, der erst kürzlich mit den starken Arbeitsmarktdaten bestätigt wurde, nun bereits wieder in Frage gestellt. Eine mildere Geldpolitik wird am Devisenmarkt in der Regel mit einer Abstrafung der Währung quittiert. Der US-Dollar hat nach der Veröffentlichung der Inflationszahlen gegenüber allen Hauptwährungen entsprechend nachgegeben. Dass der US-Dollar bei einem Leitzins von 5,25 Prozent gerade gegenüber dem Schweizer Franken stärker abgestraft wurde, hat auch mit der allgemeinen Stärke der eidgenössischen Währung zu tun. In den letzten Tagen haben mit Ausnahme des japanischen Yen (JPY) nahezu alle Währungen gegenüber dem CHF nachgegeben – wenn auch nicht so stark wie der USD.

Obligationen- und Aktienmärkte mit Rückenwind

Die am Markt erfolgte Neueinschätzung der US-Geldpolitik hat neben der Kurskorrektur beim US-Dollar auch zu tieferen Renditen am Obligationenmarkt und einer Stimmungsaufhellung am Aktienmarkt geführt. So sind die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen innert einer Woche von 4,05 auf 3,75 Prozent gesunken und da der globale Kapitalmarkt stark von den US-Renditen abhängig ist, führte das weltweit zu Kursavancen bei den Obligationen in Lokalwährung. Der Aktienmarkt profitierte ebenfalls vom schwächeren US-Dollar. Einerseits bedeutet der schwächere US-Dollar tiefere Preise in Lokalwährung für in USD gehandelte Güter und Dienstleistungen, andererseits senkt eine weniger restriktive US-Geldpolitik den Druck auf alle anderen Notenbanken ihre Zinsen ebenfalls weiter zu erhöhen.

  • Währungen: Wir sind insgesamt in Schweizerfranken übergewichtet und in US-Dollar untergewichtet positioniert.
  • Obligationen: Aus Schweizerfranken-Sicht konnten die Renditerückgänge die Kursverluste durch die Abwertung der Währungen dämpfen, aber nicht kompensieren. Gerade die Übergewichtung in Schweizer und japanischen Obligationen hat aber massgeblich zur Abfederung der Währungsschwankungen beigetragen.
  • Aktien: Wir sind bei Aktien insgesamt untergewichtet. Trotz der Kursavancen der Aktienmärkte der letzten Tage bleibt deren Performance in Schweizerfranken seit Monatsbeginn wegen des Währungseffekts negativ. Auch die Untergewichtung in kanadischen und US-Aktien und die Übergewichtung im Schweizer Aktienmarkt hat sich in diesem Monat aufgrund des Währungseffekts bisher ausbezahlt.

Kein Handlungsbedarf bei der Anlagepositionierung

Wir zweifeln aus heutiger Sicht daran, dass die US-Notenbank sowie die EZB und die SNB bereits den restriktiven Kurs verlassen können, obwohl ausserhalb der USA ein schwächerer US-Dollar tendenziell für abnehmenden Inflationsdruck sorgt. Für die USA bedeutet die USD-Schwäche jedoch mehr importierte Inflation und da wir nicht mit einem Einbruch der Importe in den USA rechnen, muss das Fed diesen Inflationskanal im Auge behalten. Vor diesem Hintergrund und weil wir bei der Anlagepositionierung keinen unmittelbaren Handlungsbedarf sehen, halten wir an der defensiven Ausrichtung der taktischen Allokation fest.

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