Was für den Kommunikations­sektor spricht

Die Aktienmärkte befinden sich in einer Zwischenwelt. Die Unsicherheit ist weiterhin gross, jedoch ist auch schon viel Pessimismus eingepreist. Warum der Kommunikationssektor sich für einen ersten Schritt in Richtung zyklischerer Ausrichtung anbietet, lesen Sie im Beitrag von Anlagespezialist Jens Schweizer.

Text: Jens Schweizer

, lesen Sie im Beitrag von Jens Schweizer, Anlagespezialist bei der Zürcher Kantonalbank
«Es ist angezeigt, einen ersten Anlauf zur zyklischeren Ausrichtung des Portfolios zu nehmen», meint Jens Schweizer. (Bild: Andreas Guntli)

In der griechischen Mythologie stellt der Fluss Styx den Übergang zwischen der Welt der Lebenden und dem Totenreich Hades dar. Eine Zwischenwelt, durch die alle Seelen wandern müssen, um ihre Ruhe zu finden. Ganze neunmal umrundet der Fluss den Hades.

Ähnlich einer Fahrt auf dem Styx verhalten sich aktuell die Aktienmärkte. Nach einer beschwerlichen ersten Jahreshälfte befinden wir uns in einer Art Zwischenwelt. Die Unsicherheiten über die Weiterentwicklung von Konjunktur, Inflation und Geldpolitik sind gross, die Finanzmärkte nehmen aber auch vieles vorweg. Wir stehen an einem Wendepunkt.

Underperformance der Zykliker weit fortgeschritten

Stellvertretend dafür ist die relative Performance von zyklischen zu defensiven Sektoren in Abhängigkeit der wirtschaftlichen Entwicklung. Beide weisen über die Zeit einen hohen Gleichlauf auf. Dabei fällt auf, dass, wenn Investoren in einem konjunkturellen Abschwung eine sanfte Landung erwarten, die Underperformance von zyklischen zu defensiven Werten bei etwa –10 Prozent ihren Tiefpunkt erreicht und dann wieder dreht.

Die Underperformance liegt mit –15 Prozent aktuell im Rezessionsbereich. Die Wirtschaft wird sich wohl noch weiter verlangsamen. Jedoch ist auch schon viel Pessimismus eingepreist. Es ist also angezeigt, einen ersten Anlauf zur zyklischeren Ausrichtung des Portfolios zu nehmen.

Der Kommunikationssektor als erster Schritt zur zyklischeren Ausrichtung

Als Mittelweg bietet sich hierbei der Sektor Kommunikation an. Dieser besteht aus den eher defensiven Telekommunikationsdienstleistern und zyklischeren Medien- und Unterhaltungsunternehmen. Je nach Region sind die Anteile dieser Subsektoren unterschiedlich, wobei globale Indizes eher zyklischer und europäische eher defensiver ausgerichtet sind.

Der Mensch ist ein soziales Wesen und unsere direkteste Ausdrucksform ist die Sprache, also unsere Art, miteinander zu kommunizieren. Ist persönlicher Kontakt nicht möglich, greifen wir auf Kommunikationsdienstleistungen zurück. Die resultierende konstante Nachfrage und die kontinuierliche Anpassung an die technologische Entwicklung zeigen sich in diesem defensiven, aber gleichzeitig wachstumsorientierten Sektor. Letzteres führte dazu, dass vor allem die progressiven Dienstleister unter dem aktuellen Zinsanstieg litten. Aufgrund der Wachstumssorgen rechnen die Experten der Zürcher Kantonalbank nur noch mit moderat steigenden Renditen.

Der Sektor Kommunikation ist im Vergleich zu seinem langfristigen Durchschnitt günstig bewertet. Gleichzeitig sind die Gewinnwachstumsaussichten positiv, was zu konstanten Dividendenzahlungen führen dürfte. Im Sektorenvergleich resultiert für die Kommunikationsdienstleister eine attraktive erwartete Dividendenrendite. Damit stehen die Chancen nicht schlecht, dass Sie mindestens den vom Styx-Fährmann Charon eingeforderten Obolus für die Durchquerung der Zwischenwelt erhalten. Möge Ruhe in Ihr Portfolio zurückkehren.

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