Genauso verhält es sich beim Anlegen. Zuerst sind der individuelle Risikoappetit und die Risikofähigkeit festzustellen. Als Grundlagen dienen Risikofaktoren wie Zins-, Aktien- oder Illiquiditätsrisiko. Damit wird die Basis für einen optimalen Investitionsplan gelegt. Auch hier greifen Analogien zum Sport: So wie der optimale Trainingsplan je nach Sportart und Alter der Athletin variiert, so soll auch der optimale Investitionsplan auf die Investorin oder den Investor zugeschnitten sein. Eine jüngere Athletin in einer explosiven Sportart legt mehr Gewicht auf die Schnelligkeit, was beim Investieren einem höheren Aktien- oder Illiquiditätsrisiko entsprechen kann. Wie ein Trainingsplan mit Übungen als Bündel von Grundlagen, die der Erreichung eines sportlichen Ziels dienen, ist die SAA mit ihren Anlageklassen ein Bündel aus optimalen Risikofaktoren für das anvisierte Investitionsziel.
Was sind die Grundlagen jeder Anlagestrategie?
Für die Basisbestandteile haben wir die Anlageerträge von typischen Multi-Asset-Strategien analysiert. Dabei zeigt sich, dass viele Anlagekategorien von denselben Treibern abhängen. Mit drei Faktoren können 85 % des Risikos einer Anlagestrategie erklärt werden, bei sechs Faktoren ist man bereits bei 95 %. Wir haben auf Basis einer statistischen Analyse die Grundlagen bestimmt, welche möglichst viel des Risikos einer Anlagestrategie und der individuellen Anlagekategorien erklären können, und zwar mit möglichst wenig Faktoren und einer tiefen Korrelation. Wir verzichteten beispielsweise auf eine Kreditprämie, da diese bereits durch die Aktienmarkt- und Illiquiditätsprämie abgedeckt wird.
Es zeigt sich, dass mit den folgenden, tief korrelierten Risikofaktoren jede Anlageklasse charakterisiert werden kann:
- Schweizer Zinsrisiko
- Globales Zinsrisiko
- Schweizer Aktienmarktrisiko
- Globales Aktienmarktrisiko
- Illiquiditätsrisiko
- Schwellenländerrisiko
- Immobilienrisiko
- Rohstoffrisiko
- Goldrisiko
Das Fremdwährungsrisiko modellieren wir mit der effektiven Währungsaufteilung der jeweiligen Anlageklasse. Trotz der Beschränkung auf diese neun Risikofaktoren und das Fremdwährungsrisiko, lässt sich das Risiko einer typischen Anlagestrategie zu über 98 % erklären. Haben wir somit diese Risikofaktoren unter Kontrolle, können wir den optimalen Investitionsplan erstellen.
Wie können wir die Anlageklassen als Mix der Grundlagen verstehen?
Wie bei Trainingsinhalten, wo beispielsweise das Dehnen der hinteren Beinmuskulatur der Förderung einer Grundlage (Beweglichkeit) zugeordnet wird, gibt es Anlageklassen, die nur ein Risikofaktor zu berücksichtigen haben. Ein Beispiel hierzu ist der breite Schweizer Aktienmarkt, welcher gänzlich dem CH-Aktienrisikofaktor unterliegt. Kombiniert man aber das Dehnen der Beinmuskulatur beispielsweise mit der Standwaage auf einem Bein, kommt die Koordinationsfähigkeit als zweite Grundlage hinzu. Eine Analogie dazu bildet die gesonderte Betrachtung Schweizer Nebenwerte. Sie enthalten neben dem Schweizer Aktienrisiko auch eine Prämie für die Illiquidität.
Im Allgemeinen lässt sich feststellen: Je komplexer die Trainingsübung bzw. die Anlageklasse ist, desto mehr Grundlagen oder Risikofaktoren kommen zum Einsatz. Beispielsweise sind europäische Unternehmensanleihen nicht nur vom globalen Zinsrisiko abhängig, sondern weisen durch das zusätzliche Kreditrisiko eine Sensitivität gegenüber dem Illiquiditätsrisiko und dem globalen Aktienrisiko auf. Sie tragen zudem ein Fremdwährungs-Risiko in Euro.
Zuordnung von Risikofaktoren zu Anlageklassen