Private Equity: Vom exklusiven Club zur breiten Anlageklasse

Private Equity verabschiedet sich aus dem Nischen­dasein und wird für immer mehr Investoren zum festen Bestand­teil in einem diversifizierten Portfolio. Wir werden Private-Equity-Anlage­lösungen verstärkt in Multi-Asset-Mandaten einsetzen - die Gründe.

Phil Gschwend

New York Office
Bild: iStock.com

Warum gehört Private Equity in ein Portfolio?

1. Signifikanter Anteil im Marktportfolio

Private Equity ist mittlerweile ein wichtiger Bestandteil des globalen Marktportfolios. Laut Preqin waren bis März 2024 etwa 9,3 Billionen USD in Private Equity investiert, was 4,2% des gesamten Marktportfolios ausmacht. Binnen einer Dekade hat sich dieser Anteil verdoppelt. In den USA ist Private Equity bereits etabliert und wird häufig von Institutionen wie Stiftungen und Pensionskassen genutzt. In Europa hingegen liegt noch viel Potenzial brach, da Investoren tendenziell vorsichtiger agieren und traditionelle Anlageklassen präferieren. Dennoch nimmt das Interesse an Private Equity bei grossen institutionellen Investoren, die nach alternativen Renditequellen suchen, zu.

2. Grosses Universum

Im Marktportfolio dominieren zwar börsenkotierte Aktien. Das Universum der investierbaren Unternehmen ist im privaten Sektor jedoch erheblich grösser. Gibt es weltweit etwa 21'000 börsennotierte Unternehmen mit jährlichen Umsätzen von über USD 100 Millionen, liegt die Zahl der privaten Unternehmen in dieser Kategorie bei etwa 200'000 (Cap IQ per Mai 2023). Dies bietet Private-Equity-Investoren eine weitaus grössere Auswahl an Investitionsmöglichkeiten und erlaubt Investoren im Private-Equity-Bereich, einen grossen Bereich der volkswirtschaftlichen Wert­schöpfung einzuschliessen.

3. Aktiver Einfluss und langfristige Orientierung

Private-Equity-Manager können aktiv die Strategie und das operative Geschäft der Unternehmen beeinflussen, in die sie investieren. Im Gegensatz dazu ist der Einfluss öffentlicher Investoren oft begrenzt, da sie häufig nur Minderheits­beteiligungen halten und passive Fonds dominieren. Private-Equity-Manager hingegen arbeiten eng mit den Managementteams zusammen, um langfristige, nachhaltige Geschäfts­ergebnisse zu erzielen und den Unternehmenswert zu steigern. Das Principal-Agent-Prinzip ist zentral: Private-Equity-Manager (Principals) überwachen und steuern die Management­teams (Agents), um sicherzustellen, dass deren Handlungen im besten Interesse der Unternehmens­entwicklung und der Investoren sind. Anreizstrukturen und Kontroll­mechanismen helfen, Interessen­konflikte zu minimieren und die Ziele beider Parteien auszurichten. Die meisten Manager sind in den USA ansässig, aber es gibt auch Teams in der Schweiz.

4. Historisch starke Erträge

Die Performance von Private Equity hat in der Vergangenheit die öffentlichen Märkte übertroffen. Der Preqin-Private-Equity-Index hat in den letzten 15 Jahren eine jährliche Rendite erzielt, die etwa 5% höher lag als die des MSCI-World-Index. Diese Out­performance ist auf die aktive Rolle der Investoren, ihre langfristige Orientierung und ihre Fähigkeit zur Wert­schöpfung zurückzuführen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Liquiditäts­prämie. Da Investitionen in Private Equity in der Regel weniger liquide sind als kotierte Aktien, verlangen Investoren eine zusätzliche Rendite als Ausgleich für das erhöhte Liquiditätsrisiko.

Allerdings sollten diese Zahlen mit Vorsicht betrachtet werden, da Private Equity nicht in allen Markt­regimen besser abschneidet. Die Out­performance zeigt sich vor allem in Zeiten, in denen Aktien­indizes Verluste verzeichnen, während Private Equity bei boomenden Aktien­märkten nicht immer ganz mithalten kann. Die unter­schiedliche Entwicklung kann zu einer besseren Diversifikation im Multi-Asset-Kontext führen.

Grafik 1: Performance Private Equity ggü. Aktien Welt

Indexiert auf 100 (Quelle: Zürcher Kantonalbank, Preqin).

Warum jetzt?

1. Rückläufige Anzahl börsennotierter Unternehmen

Die Anzahl der börsennotierten Unternehmen ist rückläufig, und viele gute Unter­nehmen bleiben privat. 1990 verzeichneten noch 85% der neuen IPO-Unter­nehmen positive Gewinne, 2020 waren es nur noch 21%1. Dies zeigt, dass viele qualitativ hoch­wertige Unter­nehmen den öffentlichen Märkten den Rücken kehren und Private Equity als bevorzugte Finanzierungs­quelle wählen. Ein Grund dafür sind die höheren regulatorischen Anforderungen durch den Sarbanes-Oxley Act von 2002.

 

 

Quelle: Ritter, J. R., 2023. Initial Public Offerings: Updated Statistics, Gainesville: Warrington College of Business, University of Florida.

2. Moderate Erträge im traditionellen Kapitalmarkt

Die aktuellen hohen Bewertungen an den öffentlichen Märkten führen zu niedrigeren erwarteten Kapital­markt­renditen. Dies ist auch eine unserer Haupt­thesen in unserem Marktausblick 2025. In diesem Umfeld bietet Private Equity eine attraktive Alternative, da die Anlagen weniger von den Schwankungen der Märkte abhängig sind und deshalb tendenziell besser abschneiden, wenn die Renditen börsennotierter Aktien gedämpft sind. 

Für Aktien Welt wurde der MSCI World NTR in CHF verwendet, für Private Equity der LPX 50 NAV in CHF. Daten seit 2002. Quelle: Zürcher Kantonalbank, Bloomberg

3. Attraktive Bewertungen und Wachstumschancen

Die Bewertungen von Buyout-Transaktionen liegen im 47-igsten Perzentil2 ihres Bewertungsbereichs der letzten 20 Jahre, während grosse börsennotierte Aktien im 96-igsten Perzentil3 gehandelt werden. Dies macht Private-Equity-Investitionen derzeit relativ attraktiv. Zudem gibt es zahlreiche Möglichkeiten, börsennotierte Unternehmen zu privatisieren und Geschäftsbereiche aus grösseren Konzernen herauszulösen, was zusätzliche Wachstumschancen bietet. Auch in anderen, riskanteren Bereichen wie Venture oder Growth besteht Potenzial, jedoch mit anderen Risiko-Rendite-Verhältnissen.

4. Demokratisierung von Private Equity

Die Demokratisierung von Private Equity erhöht die Attraktivität dieser Anlageklasse. Regulatorische Änderungen und innovative Anlageprodukte machen Private Equity zunehmend auch für Privatanleger zugänglich. Semi-liquide Lösungen und verbesserte Zugänglichkeit ermöglichen es einer breiteren Investorenschicht mit einem mittleren Anlagehorizont, von den Vorteilen zu profitieren – und dies trotz limitierter Handelbarkeit.

Quelle: Vaduva, A., Backer-Munton, S., & Nnyepi, P. (2024). Navigating the evergreen fund frenzy (Partners Group), April 2024, page 1

Was machen wir im Multi-Asset?

Wir sind bereits seit längerem in Private Equity investiert und werden diese Anlage­klasse nun noch breiter einsetzen. Dank attraktiver Markt­bedingungen, einer breiteren Auswahl an semi-liquiden Produkten (Evergreens) und verbesserter Zugänglich­keit lässt sich Private Equity nun einfacher in ein Multi-Asset-Mandat integrieren. So können wir die langfristigen Wachstums- und Rendite­chancen nutzen, die Private Equity bietet. Die Due-Diligence bei der Auswahl des Anbieters ist mit erheblichen Herausforderungen verbunden und deutlich aufwändiger als bei Fonds mit traditionellen Assets. Wichtige Faktoren sind die Erfahrung des Management-Teams, der Investitionsprozess, die Art der Beteiligungen (Direct, Co-Investment, Secondaries), die Gebühren­struktur, die monatliche Bewertungs­methodik bei Evergreens und der Track Record.

Fazit

Private Equity bietet eine Kombination aus direkter Einflussnahme auf die Unter­nehmens­strategie (besonders im Vergleich zu Public Markets) mit langfristiger Wertschöpfung und historischer Out­performance. Die Anbieter haben inzwischen eine Grösse erreicht, die einen punktuellen Sekundär­markt ermöglicht. Die aktuellen Markt­bedingungen und das breitere Angebot machen Investitionen in semi-liquide Private-Equity-Fonds attraktiv. Ausserhalb eines Mandats, das hohe Liquiditäts­anforderungen hat, können traditionelle Closed-Ended-Fonds mit spezifischem Fokus, beispielsweise auf die Schweiz, als Satelliten eingesetzt werden.

1: Quelle: Ritter, J. R., 2023. Initial Public Offerings: Updated Statistics, Gainesville: Warrington College of Business, University of Florida.

2: Quelle: KKR, gemessen an Exit Multiples

3: Quelle: Bloomberg, gemessen am NTM P/E

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