Börsenjahr 2025: Was wir erwarten – und wo wir Anlagechancen sehen

Das Börsenjahr 2024 glänzt mit überdurchschnittlichen Renditen. Wie wird das kommende Jahr? Das makroökonomische Umfeld bleibt zwar konstruktiv. Allerdings: «Für die Aktien wird die Performance-Latte relativ hoch sein, insbesondere bei den US-Largecaps im IT-Bereich», sagt Anja Hochberg im Video-Interview.

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Dr. Anja Hochberg (links), Leiterin Multi Asset, im Interview mit Veronika Müller-Wilmes.

Das Börsenjahr 2024 war ereignisreich und unausgewogen, lieferte aber über­durch­schnittliche Renditen. Als Referenz: der «Swisscanto Portfolio Fund Responsible Balance» erzielte seit Anfang 2024 eine Rendite von 12% vor Kosten. Dies entspricht einer Out­performance von rund 0,6% gegenüber der Benchmark. Dabei überzeugte vor allem Gold mit 33% Performance (in CHF und EUR), gefolgt von Aktien Welt mit knapp 27% in CHF respektive 29% in EUR. Letztere waren getrieben von der starken Entwicklung der US-Aktien und deren hoher Gewichtung im Index. Die Aktien der Schwellen­länder fielen mit einer Performance von rund 14% (in CHF und EUR) zurück.

Konstruktives Umfeld für das Börsenjahr 2025

«Das konstruktive ökonomische Umfeld, das wir bereits in diesem Jahr beobachten konnten, dürfte sich auch nächstes Jahr fortsetzen», sagt Anja Hochberg im Video-Interview. Dies, weil das reale BIP der USA im kommenden Jahr um etwa 1,8% wachsen wird, weiterhin ein robuster Konsum zu erwarten ist und die Ausrüstungs­investitionen anziehen dürften. In der Eurozone mit einem erwarteten realen BIP-Wachstum um 1,2% sind indes weiterhin regional unterschiedlich stark ausgeprägte Konjunktur-Dynamik zu beobachten.

Mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von rund 2,1% gleitet die Teuerung sowohl in den USA als auch in der Eurozone allmählich ins Zielband der Notenbanken zurück. Die Schweiz wird wahr­scheinlich eine durch­schnittliche Teuerung von etwa 1% aufweisen. Die amerikanische Notenbank Fed dürfte im Jahresverlauf die Leit­zinsen auf ein Niveau von 3,5% (aktuell 5,5%) senken, die Europäische Zentral­bank (EZB) aufgrund der schwächelnden Konjunktur auf 2,0% (aktuell 3%). Mit mindestens einem weiteren Zins­schritt von aktuell 0,5% auf 0,25% nähert sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) wieder der Nullzinsgrenze.

Unsere drei Hauptthesen für 2025

1. Moderate Erträge

Dem konstruktiven makro­ökonomischen Ausblick inklusive der Aussicht auf weiter fallende Leitzinsen stehen hohe Bewertungen entgegen. «Für die Aktien wird die Performance-Latte relativ hoch sein, insbesondere bei den US Large Caps im IT-Bereich», sagt Hochberg im Interview. Zudem zeigt die Vergangenheit, dass diese Bewertungs­niveaus in der Zukunft eher mit moderaten zukünftigen Erträgen einhergingen. Im Gegensatz zu der im Schnitt jährlich zehn­prozentigen Rendite der vergangenen Dekade dürften wir in den nächsten Jahren auf Index­stufe eher wieder bei durchschnittlich rund 5% Nominal­rendite pro Jahr zu liegen kommen (siehe Grafik 1).

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Grafik 1: Jährliche Performance in % eines traditionellen passiven Schweizer 60/40 Portfolios (60% SPI und 40% SBI AAA-BBB, Quellen: Bloomberg, Zürcher Kantonalbank).

2. Normalisierende Zinskurve

Die sinkenden Zinsen der Noten­banken werden bei global robuster Konjunktur, sich stabilisierenden Inflations­raten und anhaltenden Sorgen um die Staats­verschuldung für eine steilere Zinskurve sorgen. Diese Entwicklung dürfte in den meisten westliche Währungen stattfinden und möglicherweise im EUR-Bereich noch ausgeprägter. Denn angesichts der Konjunktur­schwäche in Europa könnte die Senkung der Leitzinsen hier deutlicher ausfallen. Gleichwohl dürfte das lange Ende infolge der schwierigen Fiskal­lage nur teilweise davon profitieren. Dieses sogenannte Bull­steepening im kurzen Bereich wird hingegen den Banken wohl helfen, ihre Zins­margen auszuweiten. Zum anderen ist zu erwarten, dass Anlegerinnen und Anleger verstärkt nach Erträgen in Hoch­zins­anlagen suchen werden. Unsere Präferenzen liegen im Bereich der CoCo-Anleihen, Secured-High-Yield- und der Emerging-Market-Obligationen.

3. Zunehmende Marktbreite

Der amerikanische Leitindex S&P500 eilte in den vergangenen Monaten von Rekord zu Rekord. Haupttreiber waren die sogenannten Magnificent Seven (MAG7) aus der IT-Branche, allen voran Nvidia. Seit Oktober 2022 sind sie für 60% des Gewinn­wachstums im S&P500 verantwortlich. Für 2025 rechnen wir jedoch temporär mit Gegenwind: Zum einen schmälern enorme Investitionen unter anderem in Daten­zentren vorerst das Gewinn­wachstum der MAG7, und zwar von 90% im ersten Halbjahr 2024 auf voraussichtlich 15% im zweiten Halbjahr 2025. Zum anderen dominieren derzeit hohe Prognosen betreffend der Profitabilität. Demnach soll die Bruttomarge der MAG7 auf über 53% steigen – ein Niveau, auf dem es schnell zu Enttäuschungen kommen kann. Die Latte liegt nun für die MAG7 wohl zu hoch.

Ein weiterer Grund für wachsende Unsicherheit im Markt könnte in den noch offenen Antitrust-Mass­nahmen der USA gegen das Google-Mutterhaus Alphabet liegen. Wir erwarten deshalb eine Abnahme der Markt­konzentration, gemessen am Anteil der Titel in Prozent mit einer Out­performance gegenüber MSCI Welt (siehe Grafik 2). Im Gegenzug eröffnet diese Entwicklung Raum für Mehrwert durch aktives Management. Unseres Erachtens braucht es zum einen mehr Granularität in den traditionellen Anlage­klassen, zum anderen die Beimischung alternativer Instrumente. Im Aktien­bereich bieten sich Themen­investments an, zum Beispiel in die nach­haltigen Themen Digital Economy, Healthy Longevity oder Circular Economy. Sie reflektieren bestehende Trends und investieren sektor- und länder­übergreifend.

Im Bereich alternativer Anlagen kommen beispielsweise Private Equity, Immobilien, und Insurance-Linked-Securities (ILS) in Betracht. Anlage­opportunitäten sehen wir auch für die günstigen Small- und Midcaps sowie für den japanischen Markt mit seiner günstigen geopolitischen Lage und Sektor­verteilung.

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Grafik 2: Anteil der Titel in % mit Outperformance über 1 Jahr gegenüber MSCI Welt (Quelle: Bloomberg, Zürcher Kantonalbank).

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