«Entschuldige, das ist mein erster Ruhestand. Ich übe noch.»

Damit es Ihnen nicht wie Heinrich Lohse, alias Loriot, im Film «Pappa ante Portas» ergeht, sollten Sie Ihren dritten Lebensabschnitt frühzeitig planen. Wir geben Tipps.

Text: Ina Gammerdinger | aktualisiert: 4.9.2023

Martin Soliva
Als Finanzplaner bei der Zürcher Kantonalbank gibt Martin Soliva Pensionierungs-Referate für Mitarbeitende von Unternehmen. (Bild: Zürcher Kantonalbank)

Die Pension rückt näher – und diese Fragen sind zu klären: Wie finanziere ich überhaupt meinen Ruhestand? Welche Ausgaben werde ich haben? Auf was muss ich achten? Damit der Eintritt in den Ruhestand entspannt verläuft, sollten Sie sich unter anderem um diese Antworten frühzeitig kümmern.

Die Ruhestandsplanung beschäftigt auch Heinrich Lohse, der im 1991er-Kinostreifen «Pappa ante Portas» als Einkaufsdirektor bei der Deutschen Röhren AG in den Vorruhestand geschickt wird, nachdem er zuvor einen absurden Vorratskauf getätigt hat: Schreibmaschinenpapier und Radiergummis im Voraus für 40 Jahre. Der Ruhestand ereilt Lohse demnach abrupt, und Lohse weiss in der Folge überhaupt nicht, was er mit seiner Zeit anfangen soll. Gar nichts ist geregelt, erst recht nicht die Finanzen, und im Alltag regiert die pure Hilflosigkeit.

Wie Lohse ergeht es auch vielen anderen Menschen: Der Ruhestand trifft sie unvorbereitet. Doch genau diesem Umstand wirkt Martin Soliva, Finanzplaner bei der Zürcher Kantonalbank, entgegen.

Im Rahmen von Referaten weist er auf mögliche Risiken im Ruhestand hin und erklärt, auf was es im dritten Lebensabschnitt finanziell ankommt. Die Referate hält er zusammen mit Kolleginnen und Kollegen unter anderem bei Unternehmen, die bei der Zürcher Kantonalbank Kunde sind und ihre Mitarbeitenden optimal auf die Pensionierung vorbereiten möchten. In den Referaten geht es um folgende Punkte – Martin verrät sie im Interview:

Martin Soliva, welche Fragen zur Pensionierung stellen Ihnen die Teilnehmenden?

Dieselben wie in unserer tagtäglichen Vorsorgeberatung: Kann ich den gewohnten Lebensstandard nach der Erwerbsaufgabe aufrechterhalten? Machen Pensionskasseneinkäufe Sinn? Soll ich mir mein Vorsorgeguthaben lieber als Kapital auszahlen lassen oder es doch besser monatlich als Rente beziehen? Kann ich mir allenfalls eine Frühpensionierung leisten? Wann soll ich meine Vorsorgegelder beziehen – und welche Fristen darf ich nicht verpassen?

Apropos Fristen: Sollte man deswegen frühzeitig seinen dritten Lebensabschnitt planen?

Auch, aber nicht nur. Die Situation ist nicht nur für Heinrich Lohse neu. Unsere Kundinnen und Kunden kennen sich meistens noch nicht in der Tiefe mit den vielfältigen Themen rund um die Pensionierung aus. Es braucht Zeit, sich damit auseinanderzusetzen und Vor- sowie Nachteile von beispielsweise einer Frühpensionierung zu prüfen. Mit einer frühzeitigen Auslegeordnung schaffen wir gemeinsam Transparenz, erkennen schnell einen allfälligen Handlungsbedarf und haben dann noch entsprechend genug Zeit, uns zusammen mit dem Kunden um alle Massnahmen zu kümmern. Nicht zu vergessen ist: Viele Entscheidungen kann man nur einmal treffen im 3-Säulen-Vorsorgesystem. Entsprechend sicher muss man sich sein – zeitlicher Druck ist da fehl am Platz.

Wie fängt man am besten mit der Planung des Ruhestandes an?

Zuerst muss ich mir ein Bild von meinem zukünftigen Lebensabschnitt machen: Was ist mir wichtig? Welche Ziele habe ich? Wie möchte ich mein Leben nach der Pensionierung überhaupt gestalten? Wo und wie möchte ich wohnen? Diese und weitere Fragen müssen Kundinnen und Kunden in einem ersten Schritt für sich klären.

Was beinhaltet eine sorgfältige und gute Pensionierungplanung?

Die Beraterin oder der Berater muss die Bedürfnisse seiner Kunden kennen. Auf diesen muss die Beratung aufgebaut werden. Es gilt Transparenz über die finanzielle Situation zu schaffen und zentrale Fragen zu klären: Wie und wann werden Leistungen aus der 1., 2. und 3. Säule bezogen? Welche Optimierungen bieten sich an? Beispielsweise sind Einzahlungen in die Säule 3a und freiwillige Pensionskasseneinkäufe interessant, um die Steuerbelastung zu senken. Zudem werden die einbezahlten Vorsorgegelder bei einem späteren Bezug in Kapitalform privilegiert besteuert. Im Rahmen einer Pensionierungsplanung gilt es diese unterschiedlichen Steuersätze optimal zu nutzen. Auch ein wichtiges Thema ist die Absicherung der Liebsten. So müssen beispielsweise unverheiratete Paare Vorkehrungen treffen, um zu vermeiden, dass die Lebenspartnerin beziehungsweise der Lebenspartner im Todesfall leer ausgeht.

Wann sollte man mit der Pensionierungsplanung beginnen?

Mit etwa 50 Jahren sollte eine erste Auslegeordnung gemacht werden. Dann bleibt genug Zeit, um allenfalls die Frühpensionierung zu planen oder andere Wünsche und Träume, welche finanzielle Auswirkungen nach sich ziehen, zu regeln.

Fünf Tipps für die Planung der Pensionierung

  1. 1 Die Lebensplanung rechtzeitig mit der Partnerin oder dem Partner besprechen: Welche Ziele werden verfolgt?
  2. 2 Den finanziellen Bedarf kennen: Frühzeitig ein Ausgabenbudget erstellen und sich auf Basis der aktuellen Ausgaben überlegen, wie sich die einzelnen Ausgabenposten nach der Pensionierung verändern. Häufig steigen die Ausgaben für Freizeitbeschäftigungen und Ferien nach der Erwerbsaufgabe.
  3. 3 Transparenz zu den Renteneinnahmen aus der 1. und 2. Säule schaffen: Die Renteneinnahmen sind in der Regel viel tiefer als das Erwerbseinkommen. Kommt hinzu, dass auf den Vorsorgeausweisen der Pensionskassen die Altersrente teilweise recht optimistisch projiziert wird.
  4. 4 Einkommenslücke rechtzeitig schliessen: Unter dem Strich ist der definierte finanzielle Bedarf meist höher als die erwarteten Renteneinnahmen. Diese Einkommenslücke gilt es rechtzeitig durch einen (steuer-)optimalen Vermögensaufbau zu schliessen.
  5. 5 Experten beiziehen: Sich Unterstützung bei der Pensionierungsplanung holen. Es lohnt sich, die Planung mit Fachleuten zu optimieren.