Bei uns bewerben? «Erstmal durchatmen»

Wenn sich jemand mit Bewerbungen auskennt, dann Marcus Fischer. Er ist seit über zwanzig Jahren damit beschäftigt, die besten Talente zu finden. Seit rund einem halben Jahr tut er dies für die Zürcher Kantonalbank – als Leiter Talentgewinnung und Rekrutierung. Auf was er beim Bewerbungsprozess besonders achtet, was für ihn ein No-Go ist und ob es Leitlinien für einen perfekten CV gibt – dies alles erklärt er im Interview.

Text: Johanna Stauffer

Marcus Fischer, Leiter Talentgewinnung und Recrutierung bei der Zürcher Kantonalbank
Marcus Fischer, Leiter Talentgewinnung und Recrutierung bei der Zürcher Kantonalbank (Bild: Simon Baumann)

Marcus Fischer, auf was schauen Sie bei Bewerbungen zuerst?

Wie wohl alle Recruiter lese ich zuerst den Lebenslauf. Bringt der Kandidat die nötigen Voraussetzungen für die gesuchte Stelle mit? Erst wenn der CV mich überzeugt und ich das finde, was ich für die zu besetzende Stelle suche, lese ich mir das Anschreiben durch.

Wie sieht ein perfekter CV aus?

Es gibt nicht das eine perfekte Format für einen Lebenslauf – es gibt viele passende Varianten. Aber: Jeder muss sich bewusst sein, dass der CV eine persönliche Verkaufs-Broschüre ist. Ein sogenannter «Elevator Pitch», bei dem der Bewerber sich mit seinen Erfahrungen, Kenntnissen und Vorzügen kurz und prägnant vorstellen muss. Ich würde auch empfehlen, den CV vor jeder Bewerbung noch einmal genau anzuschauen. Beispiel: Wenn ich mich auf eine Stelle bewerbe, die insbesondere gute Excel-Kenntnisse voraussetzt, dann muss das auch ganz klar und prominent unter «Kenntnisse» zu finden sein; den Sprachaufenthalt in Frankreich vor zehn Jahren kann man dann auch weglassen.

Gibt es eine perfekte Länge?

Im angelsächsischen Raum hört man immer wieder, ein CV sollte maximal eine Seite lang sein. Ich persönlich finde es eher verwunderlich, wenn der Lebenslauf einer Person mit langjähriger Berufserfahrung auf nur eine Seite passt. Mit einem konkreten Zeichenlimit kann ich hier also nicht dienen. Sagen wir es mal so: Ein guter Lebenslauf sollte weder zu kurz noch zu lang sein. Wichtig ist eher, dass er leicht lesbar ist, dass heisst angenehme Schriftgrösse, nicht zu gedrängt. Wichtig: Er muss zur Position und zum Empfänger passen. Daher gilt: CV für jede Bewerbung optimieren.

Braucht es denn überhaupt noch ein Anschreiben?

Das kommt auf die Position an. Bewirbt sich jemand für einen Kommunikationsjob, ist es durchaus relevant zu sehen, wie dieser sich in einem Anschreiben verkauft. Für eine Bewerbung als IT-Programmierer hingegen ist ein Anschreiben weniger wichtig.

Was ist für Sie persönlich ein komplettes No-Go bei Bewerbungen?

Wenn ich merke, dass sich eine Person komplett passionslos und/oder präferenzlos bewirbt. Also jemand beispielsweise offen für Positionen in der Buchhaltung wie auch der Kantine wäre. Oder die Voraussetzungen für die ausgeschriebene Position durchweg klar nicht erfüllt sind.

Achten Sie auch auf den Social-Media-Auftritt der Kandidaten?

Absolut. Ich schaue mir üblicherweise das LinkedIn- oder Xing-Profil an. Ein gut gepflegtes Business-Profil gehört für mich heutzutage dazu. Üblicherweise google ich die Bewerber auch. Wir als Bank geniessen das Vertrauen der Kunden. Deswegen haben wir auch eine entsprechende Sorgfaltspflicht bei der Auswahl neuer Kolleginnen und Kollegen. Aber um hier gleich zu beruhigen: Allfällige Partybilder aus Studentenzeiten interessieren nicht. Ein Auftreten, was mit unseren Werten nicht vereinbar ist, wäre da schon schwieriger. Solche Fälle hatte ich in meiner Laufbahn schon einige.

Wenn es der Kandidat zu einem persönlichen Gespräch geschafft hat – was raten Sie hier?

Das Übliche: Dass sie oder er sich über die Kultur des Unternehmens informiert, vorbereitet ist – und angemessen auftritt. Aber am Ende des Tages ist es so: Es ist nicht kriegsentscheidend, wenn mal ein Fehler passiert, man etwas nicht weiss oder die Krawatte falsch gebunden war. Wir alle wissen aus eigener Erfahrung, dass man bei Bewerbungsgesprächen nervös ist. Entsprechend wissen wir das auch bei den Bewerberinnen und Bewerbern einzuordnen.

Deswegen: Erstmal durchatmen und entspannen! Es ist «nur» ein Jobinterview. Bewerber sollten authentisch sein, kein Schauspiel aufführen und bei der Wahrheit bleiben. Alles andere geht früher oder später schief.

Gibt es etwas, das Bewerber noch wissen sollten?

Vielleicht das eine: Wenn es mal länger dauert ist das nie böse Absicht – meist gibt es gute Gründe dafür, dass wir etwas Zeit brauchen. Das hat nichts mit geringer Wertschätzung oder mangelndem Respekt zu tun – im Gegenteil, wir wissen um die Situation, in der man sich als Bewerber befindet. Wir wollen die beste Entscheidung für alle Beteiligten treffen und dabei ist Zeitdruck selten ein guter Ratgeber. Aber wir arbeiten kontinuierlich daran, so zeitnah wie möglich zu agieren.

Abschliessend noch: Wo sucht die Zürcher Kantonalbank derzeit die meisten Mitarbeitenden?

Was kaum einer weiss: Wir sind einer der grössten IT-Arbeitgeber der Schweiz. Fast jeder fünfte ZKB-Kollege arbeitet in unserer IT. Dort suchen wir immer gute Leute.

Ausserdem – nicht überraschend – sprechen wir gerne mit Menschen, deren Herz für die Kundenberatung schlägt. In der Kundenhalle, im Relationship Management oder in unserer Direktbank – hier bieten wir viele spannende und attraktive Jobs.

Wir freuen uns aber auch in anderen spannenden Bereichen über Bewerbungen – nur so bleibt die Bank so erfolgreich, wie sie heute ist.