Der Pride-Monat soll das Bewusstsein für Diskriminierung schärfen und mit zur Gleichstellung beitragen. Die Pride geht auf den 28. Juni 1969 zurück, als sich die Menschen in einer New Yorker Bar mit vornehmlich LGBTI-Publikum infolge einer Razzia der Polizei wehrten. Die Abkürzung LGBTI stammt aus dem Englischen und steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und intergeschlechtlich. Solcherlei Razzien hatte es in der 60ern immer wieder gegeben, doch nun sollte sich der aktive Widerstand formen. Jahrzehnte später hat sich sehr viel getan – und heute haben auch immer mehr Unternehmen die Wichtigkeit des Themenspektrums im Arbeitsalltag anerkannt. Die Erkenntnis lautet: Vielfalt macht Unternehmen stärker.
Urs Beglinger, Vorstandsmitglied des buntesten Netzwerks der Zürcher Kantonalbank, Queers & Peers, erklärt, warum die Pride-Bewegung auch heute noch für die LGBTI-Community wichtig ist und welche Verantwortung Unternehmen hierbei tragen.
Viele Unternehmen hissen im Juni die Regenbogenflagge – Sichtbarkeit ist wichtig, doch genügt das?
Sichtbarkeit ist von enormer Bedeutung. Wenn sich die Arbeitgeberin oder der Arbeitgeber nach innen und aussen solidarisch zeigen, hat das eine grosse Aussagekraft. Firmen setzen damit ein starkes Zeichen und zeigen ihre Unterstützung für die LGBTI-Community. Gleichzeitig besteht die Erwartung, dass die Arbeitgeberin ihren Worten auch Taten folgen lässt. Es ist zentral, dass Vielfalt im Unternehmen erwünscht ist und Inklusion spürbar gelebt wird. Um auf die Frage zurückzukommen: Sichtbarkeit allein genügt nicht. Es braucht ein klares Commitment, das vom Management mitgetragen und durch wahrnehmbare Massnahmen und Aktionen unterstrichen wird.
Diversität und Inklusion leben – was meint das aus Ihrer Sicht genau?
Es ist die Haltung des gesamten Unternehmens, also des Managements und der Mitarbeitenden gegenüber dieser Thematik. Genau das zeichnet ein vorbildliches Unternehmen aus, wenn solche Themen authentisch und inklusiv geregelt werden. Beispielsweise hat es unser Netzwerk sehr geschätzt, dass unser CEO, Urs Baumann, und unsere neue HR-Leiterin, Monika Waber, Teil unserer letzten Generalversammlung waren und ein offenes Ohr für unsere Anliegen haben. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, diese Themen zu berücksichtigen. Zudem ist es für unsere Community wichtig, dass es Sichtbarkeit auf der Führungsebene gibt. Besonders für jüngere Menschen ist es wertvoll, Vorbilder zu haben, die sie ermutigen, offen zu sich selbst zu stehen.
Am vergangenen Wochenende fand zum 30. Mal die Zurich Pride unter dem Motto «Frei in jeder Beziehung» statt. Was bedeutet dieses Motto für Sie?
Erst einmal ist dieses Motto für mich hochaktuell; für mich bedeutet es, dass jeder Mensch sich selbst sein und sich frei und sicher fühlen kann. Leider ist dies nicht überall der Fall. Auch mein Mann und ich sind in jüngster Zeit etwas vorsichtiger geworden, wenn wir in der Öffentlichkeit unterwegs sind. Dabei geht es genau darum, dass wir Akzeptanz für unsere Lebensform fordern und diese Akzeptanz auch anderen Lebensformen entgegenbringen. In Bezug auf die Arbeitswelt bedeutet dieses Motto für mich ebenfalls, frei zu sein und im Arbeitsalltag mein wahres, authentisches Ich sein zu können.