Fast schon Pflicht: Ein Streifzug durch den Garten Grüningen

Was haben Berlin, Sydney, Singapur und Grüningen gemeinsam? Botanische Sammlungen mit internationalem Renomee. Im Zürcher Oberland ist es die grösste Kiefernzapfensammlung Europas, die Wissenschaftler anlockt. Doch der Garten bietet mehr als nur das – und hat ab sofort einen aufgefrischten Auftritt.

Text: Alexander Wolski / Bilder: Botanischer Garten Grüningen

Botanischer Garten Grüningen - Botaniker
Im Botanische Garten Grüningen suchen Expertinnen und Experten nach schädlingsresistenten Baumarten.

Kiefern sind lange des Försters Liebling gewesen: Anspruchslos an die Standortwahl und gutwüchsig – eigentlich ist es der ideale Baum für die schnelle Wiederaufforstung nach Sturmschäden. Wäre da nur nicht der Borkenkäfer, ausgerechnet Kiefern sind bei seiner Speisenwahl auf einem Spitzenplatz.

Expertinnen und Experten suchen weltweit längst nach schädlingsresistenten Baumarten, wobei zunehmend alte oder eigentlich gar nicht mehr angebaute Sorten in den Fokus geraten. Fündig nach diesem begehrten Erbgut wird die Fachwelt unter anderem im Kiefernzapfenarchiv des Botanischen Gartens Grüningen, der über 100 verschiedene Sorten verwahrt.

Im Austausch mit Partnerinstituten

Damit aus dem Zapfen ein Baum werden kann, werden die Samen aus dem Inneren entfernt, wandern dann in die Setzkästen, um eben schliesslich zu einem kleinen Pflänzchen heranzuwachsen. Erst nach drei bis vier Jahren geht es dann an die frische Luft – ab jetzt stärken die Bäume die Artenvielfalt in der freien Natur. Damit dies an möglichst vielen Orten gelingt, stehen botanische Gärten weltweit in einem regen Austausch: Allein der Garten Grüningen verschickte im letzen Jahre seinen Index an 234 Partnerinstitute, woraufhin 27 von ihnen insgesamt 172 Samenportionen bestellten. Andersherum wurden 130 Samenportionen im Anzuchthaus angesetzt.

Botanischer Garten Grüningen - Senioren
Im Garten soll die Bevölkerung für den drohenden Verlust der Artenvielfalt sensibilisiert werden.

Eine Bank und Kiefernzapfen – es scheint nur auf den ersten Blick eine recht ungewöhnliche Kombination. Denn in Wahrheit passt sie sehr, die Förderung der Biodiversität im Kanton ist im Leistungsauftrag der Zürcher Kantonalbank festgelegt. Deshalb engagiert sie sich unter anderem für den Sihlwald im Wildnispark Zürich, die Renaturierung von Fliessgewässern – und betreibt sie den Botanischen Garten Grüningen. Dieser wurde 1961 auf eine private Initiative hin gegründet und nach finanziellen Schwierigkeiten 1987 in eine Stiftung der Zürcher Kantonalbank umgewandelt.

Reichhaltiges Veranstaltungsprogramm

Doch geht es im Garten um mehr als nur die praktische Pflanzenpflege – den Betreibern liegt es am Herzen, die Bevölkerung für den drohenden Verlust der Artenvielfalt zu sensibilisieren. Um dies zu erreichen, wartet auf Laien und Experten ein reichhaltiges Veranstaltungsprogramm: Kostenlose monatliche Sonntagsführungen, angeleitete Meditationen an Vollmondabenden oder Workshops für Hobbyfotografen finden sich auf der Agenda.

Botanischer Garten Grüningen - Kinder
Für Schülerinnen und Schüler besteht ein umfassendes Umweltbildungsangebot.

Und es lockt im Sommer eine Freilichtbühne, auf der in diesem Jahr beispielsweise das musikalische Blumenbouquet «Wo nur die Liebe blüht» von «The Ladies» zu sehen ist. Auch Schülerinnen und Schüler sind regelmässig zu Gast: Jedes Jahr nutzen rund 20 Volksschulklassen aus dem Kanton Zürich das Umweltbildungsangebot. Da die Klassenbudgets für Schülerreisen begrenzt sind, erhält jede Klasse auf Wunsch ein ZVV-Gruppenbillett zur Gratisanreise – offeriert von der Zürcher Kantonalbank.

«Der Botanische Garten Grüningen hält für uns alle ein Wunder bereit», sagt Yves Keller, Präsident der Stiftung Botanischer Garten Grüningen und Teamleiter Private Banking Zürich-West.

Botanischer Garten Grüningen - Website 1
Der neue Web-Auftritt des Gartens bietet viele praktische Tipps und Anleitungen.

Neuer Online-Auftritt

Um dieses Versprechen einlösen zu können, hat sein Team die letzten Wochen genutzt und den Online-Auftritt passsend zum Saisonstart im April grundlegend aufgepeppt: Ob neue Website, ob Instagram oder Facebook – kein Kanal wurde ausgelassen. Zusätzlich wird das Umweltbildungsangebot in den nächsten Monaten umgestaltet, damit es nicht nur Schulklassen vor Ort, sondern auch Eltern mit ihren Kindern von zu Hause aus nutzen können.

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