Steine, Muscheln, Schneckenhäuser: Kinder lieben es, alles Mögliche zu sammeln. Bereits im Krabbel-Alter beginnen sie, ihr Lieblingsstofftier und weitere für sie interessante Dinge in die Zimmerecke zu befördern und ihnen so einen besonderen Platz einzuräumen. Führt heute zur Frage: Können Sie als Eltern die Sammelleidenschaft Ihres Kindes auch für die Finanzerziehung nutzen?
Zunächst: Kinder sammeln freiwillig, also ohne elterliche Verordnung. Somit sammeln sie nur Dinge, die ihr persönliches Interesse wecken. Auch wenn sich Kinder gern mit anderen vergleichen, so entwickeln sich die jeweiligen Sammlungen stets individuell und gewinnen mit der Zeit einen immer höheren Grad an Spezialisierung. Ihr Sammeltrieb geht auf eine frühe Menschheitserfahrung zurück: Erst recht die ersten Menschen sammelten und tauschten diese und jene Ware dann zum Beispiel gegen Nahrung, es war eine frühe Form des Kommerzes – und dieser Urtrieb hat sich eben erhalten.
Grosse Schätze – der Kommerz nimmt zu
Apropos Kommerz: Die Wissenschaft unterscheidet zwischen kommerziellen und nicht-kommerziellen Sammlungen bei Kindern. Doch gemäss Untersuchungen hat der Anteil der kommerziellen Sammlungen bei Kindern über die letzten Jahrzehnte zugenommen. Sie leben nun einmal stärker als früher in einer Konsumgesellschaft, als kommerzielle Zielgruppe für die Wirtschaft sind sie deshalb immer interessanter geworden: Beispielhaft seien Sammelalben, Supermarkt-Give-Aways und Modellautos genannt. Allerdings hegen Kinder auch heute noch Interesse für scheinbar Wertloses: Gefundene Tierknochen, bunte Steine, tote Insekten werden von ihnen immer noch gern gesucht und gesammelt.
Kommen die Kinder ins Grundschulalter, werden die Sammlungen ordentlicher. Die Aufbewahrung erfolgt strukturierter, oft sortiert nach Grösse, Farbe oder Art. Erneut entstehen Ordnungssysteme, aus welchen sich Wertesysteme bilden. Und nicht selten lässt sich beobachten, dass Fünfrappenstücke gesammelt werden, vielleicht wegen ihrer Farbgebung. Obwohl es sich um das kleinste in Umlauf befindende Geldstück handelt, hat eine solche Sammlung für Kinder einen hohen emotionalen Wert. Vor allem aber: Kinder lernen in diesem Alter von Erwachsenen, dass es besser ist, viele als nur wenige Münzen zu besitzen. Dadurch entwickeln sie ein Verständnis für Werte, welche nicht mehr ausschliesslich emotional geprägt sind. Um auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen: An dieser Stelle hat die Finanzerziehung eingesetzt. Eltern vermitteln ihren Kindern den realen Wert des Geldes – doch ohne das emotionale Werteverständnis der Kinder infrage zu stellen.