ZKB Pionierpreis Technopark: Der Sieg geht an Decentriq
Das Start-up Decentriq aus Zürich schafft mit Datenschutztechnologie und künstlicher Intelligenz völlig neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen. Damit hat es die Jury des ZKB Pionierpreis Technopark überzeugt und gewinnt ein Preisgeld von 100'000 Franken. Der ZKB Pionierpreis Technopark zählt zu den wichtigsten Innovationspreisen der Schweiz.
Text: Andreas Dürrenberger / Bilder: Boris Adolf
Im Zeitalter der Digitalisierung haben Daten enorm an Bedeutung gewonnen. Sie fallen an, wenn wir im Internet surfen, Produkte kaufen oder zum Arzt gehen. Daten helfen Unternehmen und Institutionen, ihre Kundschaft besser zu verstehen, neue Produkte zu entwickeln und Forschung zu betreiben. Das macht Daten zu einem wertvollen, schützenswerten Gut. Insbesondere dann, wenn sie persönliche Informationen enthalten.
Das erschwert zugleich die datenbasierte Zusammenarbeit, etwa zwischen Pharmaunternehmen und Kliniken in der Forschung. Das Zürcher Start-up Decentriq hat eine Lösung entwickelt, wie Unternehmen diese Daten dennoch gemeinsam nutzen können. In sogenannten Data Clean Rooms können mehrere Parteien ihre Daten sicher teilen und kombinieren, ohne die Rohdaten offenzulegen. Dabei greift Decentriq bei der Verarbeitung verschlüsselter Rohdaten auf «Confidential Computing» zurück, eine neue, hochsichere Chip- und Cloud-Technologie.
Beeindruckende Kundenliste nach gerade mal fünf Jahren
Mit der eigenen Software-Plattform, die künstliche Intelligenz und Datenschutztechnologien vereint, hat Decentriq nun den ZKB Pionierpreis Technopark 2024 gewonnen. Unter grossem Applaus übergab Jurymitglied Michelle Tschumi bei der Preisverleihung dem Team des Start-ups den Check für das Preisgeld in Höhe von 100'000 Franken. «Die wertvollsten Daten in einem Unternehmen sind im Regelfall auch die sensibelsten, zudem unterliegen sie meist gesetzlichen und regulatorischen Vorgaben», sagt Tschumi, Head Start-up Finance bei der Zürcher Kantonalbank. «Wir als Pionierpreis-Jury sind überzeugt, dass Decentriq hier einen neuen Standard setzt, indem es mit KI-Tools echten Mehrwert aus geschützten Datenquellen generiert. Mit dem Aufbrechen von Datensilos werden neue wertstiftende Analysen massiv erleichtert, beziehungsweise überhaupt erst möglich gemacht.»
Decentriq wurde 2019 von Maximilian Groth (CEO) und Stefan Deml (CTO) gegründet. Überzeugt hat neben der technisch ausgefeilten Lösung der jungen Firma aber auch ihr bisheriger Erfolg. Decentriq beschäftigt aktuell vierzig Mitarbeitende und verfügt schon heute über einen beeindruckenden Kundenstamm, zu dem unter anderem Kliniken, Verlagshäuser oder auch die Schweizer Armee gehören.
«Wir bei Decentriq sind überzeugt, dass man bei der Verwertung von Daten keine Kompromisse beim Thema Datenschutz eingehen darf. Mit unserer Plattform ermöglichen wir es, sensible Daten kollaborativ zu nutzen – und dies geschützt und nachweislich unzugänglich.» erklärt Maximilian Groth. «Den Gewinn des Pionierpreises sehen wir nicht nur als Auszeichnung, sondern auch als Bestätigung unseres eingeschlagenen Weges.»
Weitere Preise für Avelo und Stimit
Die beiden Mitfinalistinnen Avelo und Stimit, beide aus dem Medtech-Bereich, erhalten je 10'000 Franken. Avelo aus Schlieren wurde 2020 von HSG-Absolventin Melanie Aregger (CEO) und Tobias Broger (CTO) gegründet. Das Start-up hat mit «AveloCollect» einen benutzerfreundlichen, nichtinvasiven Atemsammler entwickelt, um die Diagnose von Tuberkulose und unteren Atemwegsinfektionen zu verbessern.
Co-Finalistin Stimit mit Hauptsitz in Biel und einem kleineren Standort in Zürich wurde von der Ingenieurin Ronja Müller-Bruhn (CEO) und ihrem Ehemann Oliver Müller 2018 gegründet. Das Medtech-Start-up konzipierte ein nichtinvasives Verfahren zum Erhalt der Zwerchfellmuskulatur beatmeter Patientinnen und Patienten. Der erstmalig vergebene Publikumspreis des Abends ging an 4QT aus Zürich. Das Start-up wurde von den anwesenden Gästen ausgewählt und mit 2'500 Franken belohnt.
Die Innovationskraft der Schweiz ist weltweit unübertroffen
Die Start-ups im Teilnehmerfeld des ZKB Pionierpreis Technopark sind ein eindrücklicher Beweis für die Innovationskraft der Schweiz. Im internationalen Innovationsindex belegt sie Jahr für Jahr den Spitzenplatz. Die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch betonte in ihrer Rede zur Eröffnung der Preisverleihung, wie wichtig die aktive Förderung von Start-ups und das Schaffen des richtigen Umfelds ist. So entsteht ein Ökosystem, in dem Start-ups ihre Ideen verwirklichen können.
Zu diesem Ökosystem leistet auch die Zürcher Kantonalbank ihren Beitrag, wie Jörg Müller-Ganz, Präsident des Bankrats der ZKB, darlegte. Die Bank ist eine der grössten und aktivsten Risikokapitalgeberinnen und sie fördert Forschung, Innovation und Bildung. So stellt sie beispielsweise Hochschulen in Zürich erhebliche finanzielle Mittel zur Verfügung. Zudem ist sie Hauptsponsorin des Innovations- und Technoparks im Kanton und unterstützt verschiedene Institutionen, die Start-ups begleiten.
Eine enorm wichtige Rolle spielt auch das Schweizer Bildungssystem, das sowohl handwerkliche wie auch akademische Fähigkeiten fördert. Zu welchen Resultaten das führen kann, zeigten Roland Siegwart und Marco Hutter eindrücklich auf. Die beiden Robotik-Koryphäen der ETH Zürich demonstrierten live zwei Entwicklungen aus ihrer Forschung: Einerseits «ANYmal», ein vierbeiniger, hundeähnlicher Roboter, der sich in jedem Terrain selbstständig bewegen kann und so zum Beispiel Rettungskräfte in Katastrophengebieten unterstützt; andererseits eine Drohne, die in jede Richtung und in jedem Winkel fliegen kann, um zum Beispiel Messungen und manuelle Arbeiten in grosser Höhe zu erledigen. Beide Systeme nutzen künstliche Intelligenz, um ihre Fähigkeiten zu entwickeln.
Über den ZKB Pionierpreis Technopark
Der ZKB Pionierpreis Technopark wird seit 2001 jedes Jahr von der Zürcher Kantonalbank und der Stiftung Technopark Zürich verliehen und zählt zu den bedeutendsten Auszeichnungen für junge Unternehmen in der Schweiz. Der Preis für Deep-Tech-Start-ups prämiert Projekte am Übergang von der innovativen Idee zur Marktreife und würdigt das Engagement und die Risikobereitschaft von Start-up-Gründern. Neben dem Preisgeld von 100'000 Franken für die Gewinner werden auch die beiden anderen nominierten Start-ups mit einem Preisgeld von je 10'000 Franken prämiert. Mit ihrem Engagement leistet die Zürcher Kantonalbank einen Beitrag zur Stärkung der Jungunternehmerkultur und zur Innovationsförderung im Kanton Zürich.