Soft-Skills – der Erfolgsfaktor in der Bewerbung

Jeder Mensch besitzt sie: Hard- und Soft-Skills. Doch lassen sich Fachkompetenzen beispielsweise durch Arbeitszeugnisse und Zertifikate leicht aufzeigen, sind Soft-Skills nicht so einfach zu belegen. Wie setze ich beim Bewerbungsprozess meine Soft-Skills in Szene? Diese Frage beantwortet Martin Knechtle, Teamleiter Talentgewinnung und Rekrutierung bei der Zürcher Kantonalbank.

Text: Ina Gammerdinger / Bild: Simon Baumann

Martin Knechtle, Teamleiter Talentgewinnung & Rekrutierung bei der Zürcher Kantonalbank
«Hard-Skills sind wichtig, aber Soft-Skills spiegeln die Persönlichkeit wider. Und darauf kommt es uns an»: Teamleiter Rekrutierung und Talentgewinnung Martin Knechtle.

Herr Knechtle, was sind Soft-Skills?

Teamfähigkeit oder Kommunikationsstärke sind Soft-Skills. Auch Kreativität und Flexibilität. Soft-Skills bestehen aus dem persönlichen Wertesystem, den eigenen Sozialkompetenzen und auch methodischen Fähigkeiten.

Auf welche Qualifikationen achten Sie bei Kandidatinnen und Kandidaten besonders?

Es geht mir weniger um konkrete Qualifikationen – die sind ohnehin bei jeder Vakanz anders zu bewerten. Vielmehr interessiert mich die Einstellung der Kandidaten und deren Talente. Dazu gehört ein echtes Interesse für den Beruf. Im Gespräch will ich Motivation und Leidenschaft spüren. Ebenso achte ich auf eine gute Teamkonstellation: Inwiefern kann die Kandidatin oder der Kandidat das Team unterstützen?

Mit welchen Soft-Skills überzeuge ich Sie im Interview?

Bei der Zürcher Kantonalbank bieten wir unseren Kundinnen und Kunden das Beste an. Entsprechend müssen die Kandidatinnen und Kandidaten das passende Mindset mitbringen: Sie müssen Kundenbedürfnisse erkennen, zuhören, interne und externe Kundinnen und Kunden sowie Ansprechpartner verstehen und sich in sie hineinversetzen können. Das sind grundlegende Fähigkeiten, die zwingend erforderlich sind, um mit uns erfolgreich zu sein. Um unkonventionelle Lösungen zu entwickeln, bedarf es der Fähigkeit, auch komplexe Zusammenhänge zu erkennen – Out of the box-Denken ist gefragt. Die Fähigkeit, im Team zu arbeiten, und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, dies sind weitere Attribute, auf die wir achten.

Wie hebe ich meine Soft-Skills schon in meinen Bewerbungsunterlagen hervor?

Statt endlos aufzuzählen, begründe ich besser an konkreten Beispielen, warum ich die Anforderung erfülle. Dafür eignet sich das Motivationsschreiben oder noch besser ein kurzer Einleitungstext im Lebenslauf.

Wie finden Sie heraus, welche Soft-Skills jemand tatsächlich mitbringt?

Indem ich zum Beispiel nach einer konkreten Situation aus der Vergangenheit frage. Daran erkenne ich, wie die Person mit dieser Herausforderung umgegangen ist.

Was fragen Sie?

Zum Beispiel: Welche letzte schwierige Entscheidung mussten Sie treffen? Wie sind Sie dabei vorgegangen und was würden Sie aus heutiger Sicht vielleicht doch anders machen?

Je höher die Position, desto wichtiger die Soft-Skills?

Soft-Skills haben nichts mit Hierarchiestufen, sondern vielmehr mit dem Aufgabengebiet zu tun. Höhere Funktionen haben aber einen grösseren Anteil an Aufgaben, die spezifische Soft-Skills erfordern. Kürzlich haben wir eine Führungsposition besetzt, bei der uns – neben der fachlichen Kompetenz – vor allen die Soft-Skills überzeugt haben: Vernetztes Denken und Menschen zu begeistern.

Welche Soft-Skills benötigen Sie in ihrem Job?

Empathie spielt eine grosse Rolle – mit Menschen reden, ihnen zuhören, sich in sie hineinversetzen. Dafür bedarf es der Offenheit: gegenüber anderen Denkweisen, Perspektiven und Lebenshintergründen. Wir suchen Personen, die nicht aufgrund gleicher oder ähnlicher Merkmale zu uns passen, sondern solche, die uns ergänzen.

Hard- versus Soft-Skills: Was zählt mehr?

Die Hard-Skills sind grundlegend wichtig und für gewisse Aufgaben unabdingbar. Müssen wir uns aber zwischen Kandidaten entscheiden, zählen die Soft-Skills häufig mehr.

Fünf Tipps zu Soft-Skills

  1. Kennen Sie sich selbst. Seien Sie schonungslos ehrlich zu sich: Worin sind Sie stark? Wo haben Sie Entwicklungspotenzial? Was zeichnet Sie aus? Fragen Sie unbedingt auch Ihr Umfeld. Wofür schätzen Sie andere? Schaffen Sie sich Klarheit über Ihr Eigen- und Fremdbild. Das schützt Sie vor unangenehmen Situationen im Auswahlprozess und – noch wichtiger – falschen Karriereentscheidungen.
  2. Soft-Skills können Sie trainieren. Erkennen Sie die Defizite, welche zwischen Ihnen und Ihrem Traumjob stehen und arbeiten Sie konkret daran.
  3. Überlegen Sie sich vor dem Interview, in welchen Situationen Sie Ihre Stärken unter Beweis gestellt haben. Seien Sie auch auf mögliche Entwicklungsfelder vorbereitet. Übrigens: Ungeduld ist kein Entwicklungsfeld.
  4. Überlegen Sie, welche Soft-Skills, die das Stelleninserat in sich birgt, bei Ihnen am stärksten ausgeprägt sind. Mit welchen Beispielen können Sie diese belegen? Schaffen Sie in Ihrer Bewerbung, aber auch im Jobinterview eine Verbindung zwischen Jobinserat und Ihnen selbst.
  5. Bewerben Sie sich nicht auf Positionen, auf die Ihr Profil nicht gut passt. Sie sind noch nicht an der Stelle, wo Sie für den Job stehen müssten? Entwickeln Sie eine Strategie, wie Sie daraufhin arbeiten und die passenden Skills aufbauen.