Frau Kulhanek, als Recruiterin erhalten Sie auf Inserate telefonische Anfragen von Bewerberinnen und Bewerbern?
Absolut. Wenn ich eine neue Stelle ausschreibe, erhalte ich in kurzer Zeit die ersten Anrufe. Wie viele es sind, hängt stark vom Bereich und dem Aufgabengebiet ab – einige Stellen sind sehr beliebt, dann häufen sich auch die Anfragen.
Freuen Sie sich über solche Anrufe?
Mein Job ist kommunikativ, erfordert viel Empathie und Interesse an Menschen. Grundsätzlich tausche ich mich gerne mit Bewerberinnen und Bewerbern aus, versuche zu helfen und bin neugierig auf mein Gegenüber. Aber nicht jede Anruferin oder Anrufer tut sich einen Gefallen, gleich zum Hörer zu greifen – es ist keine gute Idee, ein telefonisches Selbstmarketing zu initiieren. Willkommen hingegen ist es, offene Fragen zu klären.
Welche Art Anrufe sind spezieller?
Viele Kandidatinnen und Kandidaten möchten wissen, ob die ausgeschriebene Stelle noch zu vergeben ist. Sehr oft bekomme ich dann zu hören: «Ich möchte mir den Aufwand sparen, wenn Sie sich bereits in der Endphase der Stellenbesetzung befinden.» Mit solchen Fragen punkten Bewerberinnen und Bewerber nicht. Dann empfehle ich, lieber nicht anzurufen, sondern sich direkt zu bewerben.
Warum?
Wir suchen Mitarbeitende mit Herzblut. Keine, denen schon der Initialaufwand zu gross ist. Eine Bewerbung ist stets ein Investment. Wer nicht zu investieren bereit ist, kann auch nichts gewinnen. Wir schauen uns jede Bewerbung an! Es kommt immer wieder vor, dass sich gute Kandidatinnen und Kandidaten erst in der Endphase der Rekrutierung bewerben und sich dann durchsetzen – oder wir können ihnen andere Stellen vorschlagen.
Wann ist ein Anruf vor der eigentlichen Bewerbung also sinnvoll?
Es braucht einen konkreten, nachvollziehbaren Grund und Fragen, die ein echtes Interesse signalisieren. Ich möchte spüren, dass sich die Kandidatin oder der Kandidat unter Berücksichtigung des eigenen Profils mit der ausgeschriebenen Stelle auseinandergesetzt hat. Wir sind gerne bereit, Unklarheiten zu beseitigen und Informationen zu liefern – das ist auch in unserem Sinn. Insbesondere wenn Kandidatinnen und Kandidaten Informationen benötigen, die nicht im Stelleninserat oder auf der Unternehmenswebseite zu finden sind. Dies können beispielsweise Rückfragen zu geforderten Qualifikationen sein. Faustregel: Haben Sie keine konkreten Fragen, sparen Sie sich den Anruf und schicken lieber schnell die Bewerbung.