Der ZKB Schillerpreis 2024 geht an Gianna Molinari

Die Schriftstellerin erhält für ihren Roman «Hinter der Hecke die Welt» den mit 20'000 Franken dotierten ZKB Schillerpreis.

Text: Tanja Müller / Bilder: Dominique Meienberg

Preisträgerin Gianna Molinari und Bankpräsident Dr. Jörg Müller-Ganz
Bankpräsident Dr. Jörg Müller-Ganz und die Preisträgerin Gianna Molinari.

Schauplätze von Gianna Molinaris Roman sind ein kleines Dorf und ein Forschungsschiff in der Arktis. In fein miteinander verwobenen Episoden und Geschichten erzählt «Hinter der Hecke die Welt» von den Bemühungen der Dorfbewohnerinnen und -bewohner, das Aussterben des Dorfes abzuwenden, vom Eis und seiner Erforschung, von Tieren und Pflanzen in einer Gegend, die schön und unwirtlich zugleich ist.

Es werden auch die politischen Ansprüche auf die Polarregionen thematisiert – die Autorin verschmilzt Imaginiertes, Recherchiertes und Beobachtetes souverän miteinander.

Gianna Molinari ist ein gleichermassen aktuelles wie poetisches Buch gelungen, indem sie sich der Klimathematik mit literarischen Mitteln annimmt.

Impressionen der Preisverleihung im Literaturhaus Zürich

Auf diese geglückte Grundidee ging Bankpräsident Jörg Müller-Ganz bei seiner Laudatio an der Preisverleihung im Literaturhaus Zürich ein: «Mit dem Gegensatz des schrumpfenden Dorfes und der realen Aussenwelt, welche nie aufhört zu wachsen, stellt Gianna Molinari eine kontrovers diskutierte, hochaktuelle ökonomische und gesellschaftspolitische Kernfrage ins Zentrum ihres Werkes.» Er betonte, dass liberale Ökonomen wie Hayek oder Friedman Wirtschaftswachstum als die Basis der Erhöhung der Wertschöpfung einer Volkswirtschaft beschrieben. Mit Wachstum ergäben sich mehr Arbeitspätze, erhöhe sich die Innovation, die Preisstabilität und somit die allgemeine Wohlfahrt mit der Möglichkeit einer breiteren Verteilung von Einkommen für Viele. Diese Denkweise sei der Treibstoff des Handelns nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen und der Motor des folgenden Wirtschaftswunders. Doch genau dieser Treibstoff sei ab den Siebzigerjahren kritisiert worden. Durch den überproportionalen Verbrauch von begrenzten Ressourcen lebten wir zulasten zukünftiger Generationen. Zudem führe der wachsende Rohstoffverbrauch zu Schäden von Umwelt und Klima. Als Fazit betonte Jörg Müller-Ganz: «Beide Wege – das Nicht-Wachstum im Dorf, verkürzt ‹Nicht-Ökonomie›, sowie das ungebremste Wachstum auf der Welt, verkürzt ‹Nicht-Ökologie›, führen sowohl in Gianna Molinaris Fiktion als auch in der Realität in den Niedergang.»

Dieser Geist einer Ökonomie und Ökologie vereinenden Sichtweise, also wirtschaftliches Wachstum einerseits und Schrumpfung des CO2-Ausstosses andererseits, prägen auch die integrale Geschäfts- und Nachhaltigkeitspolitik der Zürcher Kantonalbank seit Jahren.

Nach der Begründung der Jury überreichte Dr. Jörg Müller-Ganz den ZKB Schillerpreis 2024, symbolisiert durch die Skulptur «Held Anti Held» des Zürcher Künstlers Max Grüter. Zum Abschluss des offiziellen Teils unterhielt sich Nicola Steiner, Leiterin des Literaturhauses Zürich, mit der Preisträgerin – und zur Freude der Gäste gab Gianna Molinari eine kurze Leseprobe. Abgerundet wurde der Abend mit einem Apéro riche und einem anregenden Austausch.

Wer Gianna Molinari live bei einer Lesung erleben möchte, hat dazu am 28. November im Literaturhaus Zürich die Gelegenheit.

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