Zürcher Kantonal­bank wickelte erste Wholesale-CBDC-Transaktion ab

Im Rahmen des Pilotprojekts Helvetia III der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wickelte die Zürcher Kantonalbank als Joint Lead Managerin die erste syndizierte Schweizer-Franken-Anleihe mit digitalem Zentralbankgeld ab. Mehr zu dieser revolutionären Transaktion von Michael Wölfle, Leiter Debt Capital Markets, und Pedro Hubli, ZKB-Projektleiter im Pilotprojekt Helvetia III.

Interview: Melanie Gerteis

Projektbild Helvetia III
Bild: SNB / SIX

Herr Wölfle, was unterscheidet diese Transaktion von anderen Emissionen, welche die Zürcher Kantonalbank normalerweise begleitet?

Michael Wölfle: Es handelt sich nicht nur um eine der weltweit ersten Emissionen mit digitalem Zentralbankgeld, sondern auch um die erste syndizierte, also kollektive Schweizer Franken Anleihe mit digitalem Zentralbankgeld im Rahmen des Pilotprojekts Helvetia III der Schweizerischen Nationalbank. Diese Art der Zahlungsabwicklung ist neu, während digitale Anleihen bereits öfters begeben wurden.

Investorinnen und Investoren merken von dieser Novität jedoch nichts, denn die Emission wird – analog zu anderen Transaktionen – konventionell abgerechnet.

Herr Hubli, die Abwicklung gegen digitales Zentralbankgeld war revolutionär. Was passiert an den sogenannten «Helvetia Days»?

Pedro Hubli: Die Schweizerische Nationalbank bestimmt «Helvetia Days», an denen der digitale Franken ausgegeben, also tokenisiert, und verwendet werden kann. Der 1. Dezember 2023 war ein solcher Tag.

Die Tokenisierung erfolgt im DLT-Netzwerk der SIX Digital Exchange durch die SNB auf ihrem eigenen Node. Mit Nodes sind Netzwerkknoten gemeint – in der Regel handelt es sich um Computer im Blockchain-Netzwerk. Die SNB schafft auf ihrem Node digitales Geld, das sie den Teilnehmenden von Helvetia III für das Settlement von digitalen Neuemissionen zur Verfügung stellt.

Wie lief der Prozess der digitalen Finanzbeschaffung und die Abwicklung mit wCBDC konkret ab?

Pedro Hubli: Investorinnen und Investoren überweisen das traditionelle CHF Buchgeld an die Joint Lead Manager. Die Tokenisierung beginnt anschliessend mit dem Transfer von traditionellem Buchgeld vom SIC-Konto der Joint Lead Managerin bei der SNB auf ein spezifisches SIC-Konto der SNB. Durch diese Transaktion wird im SNB-Node auf dem SDX DLT-Netzwerk der gleiche Betrag in wCBDC geschaffen. Dieses digitale Zentralbankgeld schreibt die SNB der Joint Lead Managerin auf ihrem Node gut.

Da die Zürcher Kantonalbank in dieser ersten syndizierten Transaktion im Rahmen von Helvetia III als Lead Managerin agiert, haben wir die digitale Anleihe des Kantons Zürich im DLT-Netzwerk der SDX geschaffen und an interessierte Investorinnen und Investoren abgegeben. Im Gegenzug erhielten wir den vereinbarten Gegenwert in wCBDC auf unserem ZKB-Node gutgeschrieben. Diese digitalen Franken haben wir im Rahmen der De-Tokenisierung an den SNB-Node transferiert. Wir wiederum erhielten denselben Betrag auf unserem SIC-Konto in traditionellen Schweizer Franken gutgeschrieben. Anschliessend vernichtete die SNB die wCBDC-Bestände auf ihrem Node.

Grafik Zahlungsstöme wCBDC-Transaktion

Die Zürcher Kantonalbank beschäftigt sich bereits seit Längerem mit digitalen Vermögenswerten. Mit der Abwicklung dieser Transaktion ist ein weiterer Meilenstein erreicht. Welche neuen Erkenntnisse konnten wir durch diese Transaktion gewinnen?

Michael Wölfle: Der «Helvetia Day» hat bewiesen, dass eine Transaktion gegen risikofreies Zentralbankgeld abgewickelt werden kann. Dies ist ein Meilenstein, da das digitale Zentralbankgeld der SNB kein Gegenparteirisiko beinhaltet. Wir sind überzeugt, dass diese Art des Settlements zukünftig öfters genutzt werden wird. Dennoch wird das konventionelle Settlement noch lange Bestand haben.

Einige Meilensteine der Bank rund um digitale Vermögenswerte

Grafik Meilensteine

Pilotprojekt Helvetia III

Projektbild Helvetia III

Der Pilotbetrieb mit echtem Franken-Wholesale-CBDC ist im Zeitraum von Dezember 2023 bis Juni 2024 an ausgesuchten Tagen, so genannten «Helvetia Days», vorgesehen. Beim Pilotprojekt Helvetia III der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und SIX Digital Exchange (SDX) nehmen nebst der Zürcher Kantonalbank fünf weitere Geschäftsbanken (Banque Cantonale Vaudoise, Basler Kantonalbank, Commerzbank, Hypothekarbank Lenzburg, UBS) teil.

Neben der SDX-Plattform nutzt der Pilot die Infrastrukturen von SIC und SIX SIS für die Abwicklung der Pilot-Transaktionen. Nur in den Testsystemen der SIX Repo und der SIX Digital Exchange wird zudem der Handel und die Abwicklung von Repogeschäften mit Wholesale CBDC erprobt.

Der Pilotbetrieb der SNB ist auf Finanzinstitute beschränkt (Wholesale CBDC, kurz wCBDC).

Aber auch für den Retailbereich gibt es Initiativen, die den Einsatz von tokenisiertem Buchgeld prüfen. Im entsprechenden Projekt der Schweizerischen Bankiervereinigung ist die Zürcher Kantonalbank ebenfalls involviert.

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