Zukunft gesichert – und das doppelt
Die Unternehmensnachfolge regeln inmitten einer Pandemie? Die Blaser Metallbau AG zeigt, wie es geht.
Text: Livia Caluori / Bilder: Flavio Pinton
Habe ich schon morgen einen neuen Chef? Denn der Unternehmenseigentümer nähert sich nun einmal dem Pensionierungsalter. Und klar ist: Er will die Führung zeitnah abgeben. Doch an wen?
Martin Schmidt und Daniel Vonrüti fanden sich vor zwei Jahren zwar nicht in einer genau solchen Situation wieder, aber in einer ähnlichen. Begonnen hatte beider berufliche Laufbahn Ende der 90er Jahre als Lehrling beziehungsweise als Aushilfe bei der Firma Blaser Metallbau AG. «Mich wollten sie eigentlich gar nicht einstellen», erinnert sich Daniel Vonrüti. Mittlerweile kann er darüber schmunzeln, denn … gleicher Ort, nur gut zwanzig Jahre später: Als Montage- und Werkstattleiter gehören sie beide zur Führungscrew des Unternehmens.
Anfang 2019: Von Woche zu Woche war augenfälliger geworden, dass die Inhaber des Betriebs eine baldige Nachfolge anstrebten. «Es war eigentlich kein Geheimnis», so formuliert es Martin Schmidt. Das Brüderduo Heier und Philipp Blaser hatte seit der eigenen Übernahme des Betriebs vom Vater stets offen das Ziel kommuniziert: nämlich das Unternehmen einmal mit jungen 55 Jahren abgeben zu wollen. «Und doch kam der Moment dann überraschend schnell», sagt Daniel Vonrüti.
Von der Idee zur Umsetzung
Daniel Vonrüti und Martin Schmidt fragten sich zunächst: Was wäre, wenn jemand dazustossen würde, der uns nicht passte – mit welchem wir als Geschäftsmitglieder dann aber eng zusammenarbeiten müssten?
«In jenen Wochen kam Dani auf mich zu und fragte mich, ob ich mir eine Übernahme gemeinsam mit ihm vorstellen könnte», sagt Martin Schmidt. Schmidt war von Anfang an hin und weg von der Idee. Als langjährige Arbeitskollegen und Abteilungsleiter waren sie ein eingeschweisstes Team. Und «uns war klar: Wir müssen schnell handeln und diese einmalige Chance beim Schopfe packen», sagt Daniel Vonrüti.
Gesagt, getan. Die beiden erfahrenen Metallbau-Fachspezialisten gingen auf die bisherigen Besitzer Heier und Philipp Blaser zu, um zu eruieren, was sie von der Idee hielten. Viel, wie sich herausstellen sollte.
«Wir freuten uns ausserordentlich darüber, dass sich neben externen Interessierten auch Mitarbeitende meldeten», sagt Heier Blaser. Und nach weiteren Gesprächen wurde ihm und seinem Bruder Philipp bewusst, dass sie eine firmeninterne Nachfolge, die wie eine familiäre sein würde, bevorzugten. «Die beiden leben die Blaser-Kultur bereits seit über 20 Jahren. Es passte einfach alles», sagt Philipp Blaser.
Ende 2019 war es dann so weit: Die Frage nach dem «Wer» war geklärt. Doch ergaben sich bereits die nächsten Überlegungen: Wie wird das Unternehmen für die Übergabe fit gemacht? Und zu guter Letzt natürlich: Können die künftigen neuen Eigentümer den vereinbarten Kaufpreis finanzieren?
«Traumfall einer Firmenübernahme»
Für ein erfolgreiches Gelingen bedurfte es einer sorgfältigen Auseinandersetzung und Planung. «Hier waren wir äusserst froh um die partnerschaftliche Beratung und Begleitung unserer Hausbank, der Zürcher Kantonalbank», sagt Heier Blaser.
Zügig einigten sich die Parteien darauf, dass die Übernahme als eine familieninterne Angelegenheit über die Bühne gehen solle. Kurz: Die Besitzer strebten keine Kaufpreisoptimierung an.
Nachdem die beiden Nachfolger und Familienväter sich bei der Eigenmittelbeschaffung schwer ins Zeug legten, war für uns als begleitende Bank dann auch schnell klar, dass wir den noch offenen Betrag des Kaufpreises finanzieren würden.
«Dies war in diesem Fall prozentual zwar mehr als im Normalfall. Aber dieses leicht grössere Risiko sind wir mit einem guten Gewissen eingegangen», sagen Kundenbetreuer Thomas Müller und Unternehmensnachfolge-Berater Matthias Steiner der Zürcher Kantonalbank. Und so war die Finanzierung flugs geregelt. Wie auch anschliessend die steuertechnischen und rechtlichen Angelegenheiten.
«Überhaupt handelt es sich um einen absoluten Traumfall einer Unternehmensnachfolge», sagt Matthias Steiner. Er ergänzt: «Ich ertappte mich gar einmal mit dem Gedanken: 'Kann dies so reibungslos ablaufen, oder kommt irgendwo doch noch ein Stolperstein?'»
Vom Mitarbeiter zum Inhaber – und umgekehrt
Der 1. Januar 2021: Die zwei langjährigen Mitarbeiter Daniel Vonrüti und Martin Schmidt übernahmen die Führung des Metallbauunternehmens Blaser – inmitten dieser Pandemie.
«Klar träumt man als Unternehmer nicht von einer Übernahme in solch unsicheren Zeiten. Aber wir zählen uns zu den Glücklichen», sagt Daniel Vonrüti. So hatte Corona bis anhin keine negativen Auswirkungen auf ihr Geschäft. Im Gegenteil. Die Baubranche boomt.
Es ist also ein guter Zeitpunkt für Heier und Philipp Blaser gewesen, das Familienunternehmen nach 25 Jahren erfolgreicher Betriebsführung intern zu übergeben. Das heisst aber nicht, dass das Brüderduo Blaser von heute auf morgen nicht mehr zu sehen gewesen wäre. Zwar nicht mehr in der Leitung, doch arbeiten beide noch zu 80 Prozent in der Firma und unterstützen die Jungunternehmer.
«Wir bleiben so lange hier, wie es uns braucht und unterstützen, wo es uns braucht», sagt Philipp Blaser. Jedoch sei das Ziel, das Pensum stetig abzubauen, um mehr Zeit für private Projekte zu gewinnen – bis beide eines Tages dann ganz austreten werden. «Wir sind ganz zuversichtlich, dass unser Plan aufgehen wird. Die beiden machen es einfach grossartig», spricht Heier Blaser ein grosses Kompliment aus.