Es glänzt überall

08. November 2021

Gold gibt es nicht nur als Münzen und Barren: Das Edelmetall begleitet den Menschen mythisch und physisch seit jeher. Wir haben nach Fakten geschürft – und sind fündig geworden.

Text: Patrick Steinemann / Bilder: Stockfotos, Keystone | aus dem Magazin «ZH» 3/2021

Stoff E 175

In der Liste der erlaubten Lebensmittelzusatzstoffe ist es zwischen dem Kalziumkarbonat und der Sorbinsäure als E 175 zu finden: Gold. Meist nur hauchdünn aufgetragen, verleiht es Früchten oder Süsswaren Glanz. Für den menschlichen Organismus ist das kein Problem: Metallisches Gold gilt als ungiftig und verlässt den Körper wieder mit dem Rest der verdauten Nahrung.

Bibel voller Gold

Schon in biblischer Zeit wurde das Goldene Kalb angebetet – mit fatalen Folgen für jene, die dem Edelmetall erlagen und «verwildert» waren. Gold spielte aber auch in anderen Kontexten der frühen Menschheitsgeschichte eine wichtige Rolle: Immerhin wird es mehr als 400 Mal erwähnt in der Bibel.

Astronaut im Raumanzug mit Gesteinsbrocken in der Hand

Schürfen im Weltall

Die Menschen streben überall nach wertvollen Materialien – wenn es sein muss, auch im All. Auf Asteroiden, Kometen und Meteoroiden soll es sehr hohe Konzentrationen an Edelmetallen geben, auch Gold. «Space Mining» könnte zum Milliardengeschäft werden – wenn denn noch ein paar technische und juristische Fragen geklärt sind. Etwa jene, wem das Weltall überhaupt gehört.

«Grills» im Mund

Viele Metalle rosten und zersetzen sich. Anders Gold: Es ist so korrosionsbeständig, dass es sich auch in einer feucht-bakteriellen Umgebung wie dem menschlichen Mund gut hält. In der Zahnprothetik wird Gold zwar immer mehr durch Kunststoff abgelöst, doch wer es auffällig mag wie viele Rapper und Hip-Hopper, der greift gerne zu Gold und lässt sich ganze «Grills» einsetzen.

Schatz aus dem Meer

15’000 Tonnen: So viel Gold soll in den Weltmeeren vorhanden sein. Das Problem: Die Konzentration ist so gering, dass eine Gewinnung nicht rentabel wäre. Das musste auch der Nobelpreisträger Fritz Haber erkennen, der die deutschen Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg durch diese Quelle finanzieren wollte – nach 5ʼ000 enttäuschenden Meerwasserproben gab er auf.

Illustration eines teilweise aufgeschnittenen Smartphones mit Goldbestandteilen

Wertvolles Handy

Rund 30 Milligramm Gold enthält jedes Smartphone. Vor allem dort, wo gute Leitfähigkeit gefragt ist, etwa bei den Kontakten auf der SIM-Karte oder dem Akku. Trotz dieser Kleinstmenge: Bei Millionen von Altgeräten kommen einige Tonnen Gold zusammen. Das aufwendige Recycling lohnt sich im industriellen Massstab, auch wegen der übrigen seltenen Metalle, die in den Handys verbaut sind.

Goldene Küsten

Die nächstgelegene Goldküste findet sich am rechten Zürichseeufer, doch es gibt sie auch als «Gold Coast» in Florida, als katalanische «Costa Daurada» im Nordosten Spaniens oder als «Département Côte-d’Or» in Frankreich. Letzteres ist zwar keine Küste, gilt aber als Juwel unter den Weinanbaugebieten im Burgund.

Vergoldete Kupferscheibe der Voyager-Raumsonde mit Symbolen

Grüsse in der Galaxie

Dauerhaft sollten sie sein, die Botschaften über die Menschheit. Deshalb wurden jene mit den Voyager-Raumsonden 1977 ins All geschossenen Audio- und Bild-Informationen auf einer vergoldeten Kupferscheibe gespeichert. Ob der ausserirdische Gruss je irgendwo ankommt, ist ungewiss. Aber es bleibt auch noch Zeit: 500 Millionen Jahre sollen die Platten halten.

Abbildung des vitruvianischen Menschen von Leonardo da Vinci

Göttliche Proportionen

Bereits in der Antike entdeckt, fasziniert der Goldene Schnitt seither Mathematiker, inspiriert Künstler und Architekten. Die bekannteste Abbildung dieses Teilungsverhältnisses hielt Leonardo da Vinci in seiner Studie des «vitruvianischen Menschen» fest. Doch auch die Natur kennt die «göttlichen Proportionen»: etwa bei der Anordnung von Pflanzenblättern.