Die Schweiz als «Exportweltmeisterin»?

Mit einem Exportvolumen von 275 Mrd. CHF im Jahr 2023 spielt der Warenexport eine zentrale Rolle für die Schweizer Wirtschaft. Besonders die Chemie- und Pharmabranche und Schweizer Präzisionsarbeit sind gefragt. Die USA haben Deutschland als wichtigsten Absatzmarkt abgelöst. Basel-Stadt dominiert den regionalen Export.

Text: Kevin Gismondi

Kevin Gismondi (Bild: Andreas Guntli)
«Aufgrund des starken Anstiegs der Chemie- und Pharmaexporte sind die USA mittlerweile der wichtigste Absatzmarkt für Schweizer Exporte.» Kevin Gismondi, Ökonom Schweiz (Bild: Andreas Guntli)

275 Milliarden Schweizer Franken. So hoch war der Wert aller exportierten Waren aus der Schweiz im vergangenen Jahr. Warenexporte spielen für die kleine, offene Schweizer Volkswirtschaft seit jeher eine entscheidende Rolle. Zwischen 1980 und 2023 haben sich die Ausfuhren mehr als versechsfacht, während die Importe in der gleichen Zeitspanne um das Vierfache gestiegen sind. Der Handelsbilanzüberschuss betrug in den letzten drei Jahren jeweils fast CHF 50 Mrd. Die Warenexporte machen in der Schweiz wertmässig über 50% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Zählt man die Dienstleistungsexporte noch dazu, landet man bei knapp 70% des BIP. Dies ist im internationalen Vergleich hoch. Der Ruf der Schweiz als «Exportweltmeisterin» kommt also nicht von ungefähr.

Bedeutung der Chemie- und Pharmabranche für den Schweizer Export

Insbesondere die Chemie- und Pharmabranche gewinnt im hiesigen Exportgeschäft immer mehr an Bedeutung. Im Jahr 2023 wurden Pharmaprodukte im Wert von CHF 135 Mrd. ausgeführt. Gemessen am konjunkturellen Total ist dies ziemlich genau die Hälfte aller Schweizer Exporte. Die reale Wertschöpfung des Sektors beträgt mittlerweile fast ein Zehntel des gesamten Schweizer Bruttoinlandsprodukts. Solange die Pharmaindustrie gedeiht, dürfte das Exportwunder also anhalten. Natürlich hat die Schweiz als international vernetzte Volkswirtschaft auch noch andere Trümpfe in der Hand. Zu den gefragtesten Exportgütern gehören Uhren, Präzisionsinstrumente, Maschinen und Elektronik sowie Bijouterie- und Juwelierwaren. Schweizer Präzisionsarbeit ist gefragt: Gemäss dem Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie FH wurden im Jahr 2023 fast 17 Millionen Armbanduhren im Wert von über CHF 25 Mrd. verkauft. Auch Schweizer Schokolade und das «braune Gold» Kaffee sind im Ausland beliebt.

Wichtigste Absatzmärkte und Handelspartner der Schweiz

Durch den starken Anstieg der Chemie- und Pharmaexporte sind mittlerweile die USA der wichtigste Absatzmarkt für Schweizer Exporte. Davor war Deutschland mehrere Jahrzehnte lang das wichtigste Absatzland der Schweiz gewesen. Mittlerweile haben 18% der Schweizer Exporte die USA als Ziel, gefolgt von Deutschland mit 16%. Platz drei im Spitzentrio der Zielmärkte ging 2023 an Italien mit einem deutlich geringeren Exportanteil von 8%. Bei den Importen bleibt hingegen Deutschland das mit Abstand wichtigste Bezugsland und damit auch der wichtigste Handelspartner insgesamt: Ein Viertel der eingeführten Waren stammt von unserem nördlichen Nachbarn. Mit deutlichem Abstand folgen Italien (10%) sowie Frankreich und China mit je rund 8%.

Wie sieht der Schweizer Aussenhandel auf Kantonsebene aus? Der Kanton Basel-Stadt, in welchem die pharmazeutische Industrie dominiert, nimmt im interregionalen Vergleich klar den Spitzenplatz ein. In den letzten drei Jahren entfiel fast ein Drittel aller Schweizer Warenexporte auf den Grenzkanton. Hinter Basel-Stadt folgt mit grossem Abstand eine Gruppe von Kantonen, die jährlich Waren im Wert von CHF 10 Mrd. bis CHF 20 Mrd. exportieren. Zu dieser Gruppe gehören die Kantone Genf, Neuenburg, Bern, Waadt, Aargau, Zürich, Zug und St. Gallen. Auf die genannten Kantone entfallen insgesamt weitere 50% der Schweizer Warenexporte. Die restlichen 17 Kantone teilen sich die übrigen 20% der Güterausfuhren untereinander auf.

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