«Glück Auf» für Goldproduzenten
Die Fördermengen von Gold stagnieren seit Jahren, die Preise steigen mit der Nachfrage. Wir erleben die Auswirkungen von «Peak Gold». Goldproduzenten kommt darin eine spezielle Rolle zu.
Text: Jens Schweizer / Bild: Andreas Guntli
Bald ist Weihnachten, die Festtage kommen näher. Freuen Sie sich auch auf Ihre Familie, gutes Essen und Geschenke? Gerade etwas aus Gold wäre doch aktuell eine glänzende Sache. Denn die Goldpreise erreichen nie gesehene Höchststände.
Was für den Käufer ein Graus, ist für den Verkäufer ein Schmaus – sollte man zunächst meinen. Doch für die Goldproduzenten ist das scheinbar nicht so einfach. Deren Aktienkurse liegen noch weit unter den Höchstständen von 2011, bei gleichzeitig sehr viel höherem Goldpreis.
Beträchtliche Kosteninflation
Die Gründe dafür sind auf der Kostenseite der Goldgewinnung zu finden. Gold aus dem Boden zu holen ist aufwendig, kapitalintensiv und belastet die Umwelt. Gleichzeitig sind gemäss World Gold Council gerade in den letzten fünf Jahren die Betriebskosten der Minen (All-In-Sustaining Costs, (AISC)) nochmals um fast die Hälfte gestiegen. Zu den bedeutendsten Treibern zählen hierbei die Löhne, Energiepreise und Finanzierungskosten, die durch den generellen wirtschaftlichen Aufschwung der letzten Jahre eine Aufwärtsbewegung erlebten.
Abnehmende Ergiebigkeit
Dazu kommt, dass auch die Ergiebigkeit der bestehenden Minen kontinuierlich sinkt. Der Goldgehalt des abgebauten Gesteins nimmt ab. Auch gehen verschiedene Schätzungen davon aus, dass von den bekannten und mit heutigen Technologien förderbaren Goldvorkommen bereits um die 80% aus dem Boden geholt wurden. Seit längerer Zeit stagniert die jährliche Produktion. Die Entdeckung neuer, relevanter Vorkommen ist ebenfalls rar geworden. Neben der höheren Kostenbasis stehen Goldproduzenten vor zunehmenden Herausforderungen bezüglich Umwelt und Regulierung. Jede zusätzlich geförderte Unze Gold ist also tendenziell kostspieliger.
Zu zurückhaltende Gewinnerwartungen?
Trotz erhöhter Kosten arbeitet ein Grossteil der Minenbetreiber weiterhin profitabel – sogar sehr profitabel, wie den aktuellen Geschäftsberichten der Unternehmen zu entnehmen ist. Der hohe Goldpreis und die starke Nachfrage beflügeln die Gewinnentwicklung der grossen Minenbetreiber trotz zunehmender Kosten. Und ein Grossteil der Nachfrage wird noch immer vom Primärabbau bedient. «Glück Auf» für Goldproduzenten, heisst das im Jargon der Bergleute. Die Bewertung gängiger Indizes ist im historischen Vergleich dagegen eher durchschnittlich. Demgegenüber scheinen die Erwartungen an die Profitabilität der Goldproduzenten vor dem Hintergrund eines strukturell gestiegenen Goldpreises zu tief.
Gegenüber Direktanlagen in Gold bestehen bei Aktien von Goldproduzenten Ausfallrisiken, was einen diversifizierten Ansatz nahelegt. Die Kurse dieser Unternehmen sind aufgrund ihrer Fremdfinanzierung volatiler als der Goldpreis selbst. Dafür besteht die Aussicht auf Dividendenzahlungen. Anlagen in Goldproduzenten sind Aktienengagements, weshalb der typische Diversifikationseffekt von Gold als Direktanlage nicht auftritt. Investierbare Goldproduzenten sind vor allem in Kanada, den USA und Australien zu finden.
Halten wir am Ende noch einmal inne: Die aktuelle Diskussion führt vor Augen, dass die Rohstoffe unserer Erde endlich sind. Aktuell erleben wir die Auswirkungen von «Peak Gold», und sie werden nicht nur die Goldindustrie prägen.
Wir wünschen Ihnen auf jeden Fall goldene Geschenke und frohe Festtage!