Was ist Shrinkflation?
Ist Ihnen aufgefallen, dass Ihre Lieblingsschokolade plötzlich kleiner ist oder die Packung Frühstücksflocken schneller leer wird? Das Phänomen Shrinkflation, bei dem Produkte schrumpfen, während die Preise gleich bleiben oder steigen, betrifft uns alle. Erfahren Sie, wie Hersteller tricksen und wie Sie sich schützen können.
Text: Rolando Seger / Bild: Getty Images
Die Lieblingsschokolade scheint plötzlich kleiner, und die Packung Frühstücksflocken ist schneller leer als üblich? Shrinkflation ist ein Kunstwort und kombiniert den englischen Begriff «shrink» (schrumpfen) mit dem Wort Inflation. Es beschreibt ein Phänomen, bei dem die Grösse oder das Gewicht eines Produkts reduziert wird, während der Preis gleich bleibt oder sogar steigt. Shrinkflation liegt also dann vor, wenn weniger plötzlich mehr kostet, ohne dass dies auf den ersten Blick erkennbar ist.
Beispiele aus dem Alltag
Ein klassisches Beispiel für Shrinkflation ist die Schokolade. Wog früher eine Tafel noch 100 Gramm, findet man heute immer häufiger solche mit nur noch 90 oder sogar 80 Gramm Gewicht – notabene zum gleichen Preis. Ein weiteres Beispiel sind Snack-Tüten, die rein äusserlich zwar gleich gross erscheinen, aber mit weniger Inhalt befüllt sind – eine perfide Masche, die auch bei Getränken, Joghurt, Zahnpasta oder Waschmitteln beobachtet werden kann.
Früher wiesen WC-Papierrollen oft 200 Blatt pro Rolle auf. Heute sind es manchmal nur noch 180 oder weniger, obwohl die Verpackung gleich aussieht. Die Masche besteht darin, die fehlende Menge oder weniger Leistung möglichst clever vor den Verbrauchern zu verstecken. Dabei gilt die Devise, dass bei der Mogelpackung optisch möglichst kein Unterschied zu erkennen sein soll, da sich Verbraucher beim Einkaufen primär visuell orientieren und ihre Gewohnheiten beibehalten. Shrinkflation gibt es freilich auch bei Dienstleistungen, indem Umfang und Qualität der erbrachten Leistung geschmälert werden.
Die Auswirkungen auf Verbraucher
Bei Shrinkflation handelt es sich offensichtlich um versteckte Preiserhöhungen, die von den Konsumenten nicht bemerkt werden sollen. Erkennt man als Verbraucher jedoch, dass man schlechter gestellt ist, setzen Enttäuschung, Ärger und Vertrauensverlust ein. Die Treue zu einer Marke basiert auf dem qualitativen Produkterlebnis und Vertrauen – für Hersteller das wohl grösste Kapital. Das Gefühl, getäuscht zu werden, beeinflusst die Kundenbindung negativ und führt zu einer Anpassung des Konsumverhaltens. Manche Verbraucher reagieren auf Shrinkflation, indem sie bewusster einkaufen, Etiketten genauer lesen, Preise sowie Mengen systematisch vergleichen. Andere suchen nach passenden Alternativen zuverlässigerer Anbieter oder verzichten komplett auf ein Produkt.
Die Herausforderung für Hersteller
Die Liste möglicher Kundenreaktionen ist lang und kann Hersteller in ernste Schwierigkeiten bringen. Kunden können sich mit Beschwerden und Produktrückgaben wehren oder negative Erfahrungen online teilen, sei es auf Bewertungsportalen, sozialen Medien oder Foren. Bewusstes Meiden von Produkten einer bestimmten Marke oder das Teilen negativer Erfahrungen im Familien- und Freundeskreis können die Reputation des Anbieters und seinen Geschäftserfolg durchaus schädigen.
Hersteller stehen vor der Herausforderung, steigende Produktionskosten, Rohstoffpreise oder Löhne auszugleichen. Doch anstatt die Preise direkt zu erhöhen, was Verbraucher natürlich sofort merken, entscheiden sich viele Unternehmen leider für Shrinkflation. Dies erscheint auf den ersten Blick weniger drastisch und soll helfen, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Letztlich bleibt zu hoffen, dass Transparenz und Ehrlichkeit seitens der Hersteller wieder mehr in den Vordergrund rücken.