Auf der Suche nach den eigenen vier Wänden trifft man nicht selten auf Inserate mit Titeln wie «Ein rares Schmuckstück an der Goldküste» oder «Wohnen in Uetikon am See». Wenn man sich dann intensiver mit dem Objekt der Begierde auseinandersetzt, sich vielleicht sogar Zeit nimmt für eine Besichtigung, entpuppen sich viele dieser vermeintlichen «Schmuckstücke» als Enttäuschung. Das Objekt liegt an einer vielbefahrenen Strasse, ist schlecht erschlossen, oder die erhoffte Seesicht wird vom Nachbarhaus versperrt. Die Mikrolage, also die Lage innerhalb der Ortschaft, ist schlecht. Dafür wird die grossräumige Lage, die sogenannte Makrolage, im Inseratetitel gezielt in den Fokus gerückt. Die Assoziationen, die man mit einer Ortschaft verbindet, werden systematisch genutzt, um Aufmerksamkeit zu generieren. Bislang ging diese Strategie grösstenteils auf, zu verlockend war die unmittelbare Nähe zur Grossstadt. Die Kröte einer schlechten Mikrolage wurde geschluckt. Doch wird das auch in Zukunft noch funktionieren?
COVID-19 verändert unsere Bedürfnisse
Mehr als ein Jahr ist es her, dass der Bundesrat am 16. März 2020 den ersten Lockdown verhängte und das öffentliche Leben herunterfuhr. Läden, Restaurants, Bars sowie Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe wurden geschlossen. Den Leuten wurde empfohlen, zu Hause zu bleiben. Und das taten die meisten auch. Viele haben infolgedessen ihre Wohnsituation überdacht. Ein zusätzliches Zimmer oder ein eigener Garten dürften ganz oben auf der Wunschliste stehen. Durch die eingeschränkte Mobilität und den kleineren Bewegungsradius rücken die unmittelbare Umgebung und die Nachbarschaft vermehrt in den Fokus. «Wenn ich schon so viel Zeit zu Hause verbringe, möchte ich mich doch wohlfühlen», werden sich viele denken.