Wo steht meine Immobilie punkto Energieverbrauch?
Viele Immobilienbesitzer wissen es eigentlich: Ihr Haus braucht eine energetische Sanierung. Dennoch: Man zögert es hinaus, scheut sich davor, den Zustand zu analysieren, das Potenzial und die Kosten zu eruieren. Wir haben Julia Lareida, Teamleiterin Immobilienmodelle, und Thomas Walder, Filialleiter in Affoltern a. A., befragt, wie die Zürcher Kantonalbank hier unterstützen kann.
Interview: Othmar Köchle

Thomas Walder, ist der energetische Zustand einer Immobilie ein Thema im Kundengespräch?
T.W.: Das ist im Einzelfall durchaus sinnvoll und viele Hauseigentümer sind froh, wenn wir sie in der Beratung auf das Thema ansprechen. Viele machen sich Gedanken, haben vielleicht Pläne oder Ideen. Wir können dabei der Sparringpartner sein, der die finanziellen Aspekte einbringt, und dabei aufzeigen, wie die Zürcher Kantonalbank vorteilhafte Angebote beisteuern kann.
Julia Lareida, Sie analysieren den Gebäudebestand im Kanton Zürich. Wie steht es um den energetischen Zustand der Wohngebäude?
J.L.: Viele Daten sind heute öffentlich zugänglich, wie beispielsweise der Heizungstyp, der CO2-Ausstoss und das Solarpotenzial. Die Herausforderung besteht darin, dass Registerdaten oftmals veraltet sind. Zudem muss man sie für ein einzelnes Gebäude zusammensuchen. Wir haben für jede Adresse im Kanton Zürich den aktuellen energetischen Status quo aus öffentlichen Quellen approximiert. Auf einem sogenannten One-Pager, also auf einer Seite, haben wir die energetischen Gebäudedaten übersichtlich zusammengestellt. Im Rahmen eines Pilotprojekts im Bezirk Affoltern konnten unsere Kunden mit ihren Kundenberatern das Thema dann aufnehmen. Im ganzen Kanton sehen wir bei über 100’000 Einfamilienhäusern ungenutztes Solarpotenzial. Als grösster Eigenheimfinanzierer im Kanton haben wir in den letzten fünf Jahren jedes dritte Eigenheim im Kanton Zürich bewertet. Rund 20 Prozent der bewerteten Stockwerkeigentumswohnungen hatten zum Bewertungszeitpunkt Sanierungsbedarf. Das Thema ist bei Eigenheimbesitzern daher akut.
Welche Punkte werden in einem Beratungsgespräch angesprochen, Thomas Walder?
T.W.: Wichtig ist, dass der Kunde eine Perspektive und einen Plan für sein Gebäude hat. Das hängt nicht zuletzt mit seiner aktuellen Lebenssituation zusammen. Unsere Aufgabe sehen wir darin, ihn genau dabei zu unterstützen. Da kommen zum Beispiel Fragen von älteren Kunden: Lohnt es sich überhaupt noch für mich, das Haus jetzt zu sanieren? Andere fragen sich: Kann ich meine Immobilie stärker belehnen und zu welchen Konditionen? Mache ich das besser alles aufs Mal oder in Teilschritten? Wie wirkt sich das steuerlich aus? Die Fragen sind sehr individuell. Der One-Pager mit dem Status quo der Immobilie und dem Potenzial war ein sehr guter Einstieg in einen Austausch über die Perspektive und die Entwicklung des Wohneigentums mit unseren Kunden.
Heizungsersatz, Fassadenrenovation, Fensterersatz: Wo ist eigentlich das grösste Potenzial für Energiekostenminimierung bzw. CO2-Einsparung?
J.L.: Der Wechsel von einer fossilen zu einer CO2-neutralen Heizung hat den grössten Hebel. Bei der Installation von Erdsonden müssen Bohrungen zulässig sein, was nicht immer der Fall ist. Es mag einige Hausbesitzer überraschen, aber gemäss Modellrechnung sind der Fensterersatz und auch die Fassadenisolation unter allen Sanierungsmassnahmen am wirksamsten. Das Potenzial von Solarpanels ist stark abhängig von der Lage sowie der Exposition und der damit verbundenen Sonneneinstrahlung und natürlich auch von der zur Verfügung stehenden Dachfläche. Auch Beschattung durch Nachbarhäuser vermindert bisweilen das Potenzial. Von daher ist es ratsam, vor einem Investitionsentscheid die Ausgangslage genau zu klären.

Was sind die konkreten Tipps, die Sie geben, wenn ein Hausbesitzer sich vertieft mit dem Thema aus-einandersetzen will?
T.W.: Was ich sehr empfehle, sind die «starte!»-Veranstaltungen. In Zusammenarbeit mit der Baudirektion des Kantons Zürich und EKZ bietet die Zürcher Kantonalbank für Hauseigentümer, die eine Gebäudesanierung planen, diese Veranstaltungen an verschiedenen Standorten im Kanton Zürich an. Im Rahmen eines Podiums mit Fachpartnern werden wichtige Themen behandelt, sei es die Gebäudehülle, der Heizungsersatz, Solarenergie oder die Finanzierung unter Einbezug von Fördergeldern.
Mit dem GEAK Plus steht ja heute ein sehr gutes Tool zur Verfügung, das einem die Planung der energetischen Modernisierung vereinfacht.
J.L.: Genau. Beim GEAK Plus wird der Gebäudeenergieausweis (GEAK) ergänzt um einen individuellen Beratungsbericht. Dieser zeigt bis zu fünf Varianten mit konkreten Massnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz auf und wie eine Sanierung in Etappen möglich ist. Die Massnahmen werden entsprechend der persönlichen Situation priorisiert. Zusätzlich enthält der Bericht eine Schätzung der Investitions- und Betriebskosten für jede Variante und eine Berechnung der Förderbeiträge.
T.W.: Zu erwähnen ist dabei, dass die Zürcher Kantonalbank Hauseigentümern bei der energetischen Sanierung sehr vorteilhafte Angebote macht. Einerseits mit einer Zinsvergünstigung im Rahmen unseres Umweltdarlehens von bis zu 0,8 Prozentpunkten, wobei der Zinssatz auch langfristig abgesichert ist. Andererseits mit der Übernahme der Zertifikatskosten von GEAK Plus, falls das Gebäude gemäss GEAK energieeffizienter wird.

