Personal Branding: Wie du der digitalen Welt zeigst, wer du bist
Sich von anderen abzuheben ist längst nicht nur das Ziel von Unternehmen, sondern auch der Kern des Personal Branding – indem es die Persönlichkeit, also das, was uns ausmacht und antreibt, in den Vordergrund stellt. Plattformen wie LinkedIn eignen sich besonders, um sich und die eigene Expertise sichtbar zu machen. Wie es dir gelingt, deine Persönlichkeit und Stärken auf sozialen Business-Plattformen zu bewerben, um berufliche Ziele zu erreichen, erklären Amir Dedic, Employer Branding Spezialist, und Lianna Müller, Rekrutierungsspezialistin bei der Zürcher Kantonalbank.
Text: Mirjam Arn / Bilder: Mirja Dennler

Wie gelingt erfolgreiches Selbstmarketing?
Das Erfolgsrezept ist recht simpel – mit nur drei Schritten hebst du dich von Mitbewerberinnen und Mitbewerbern ab und baust du dir ein überzeugendes berufliches Profil auf:
- Die richtigen Fragen stellen: Wer bin ich, wofür stehe ich, wen möchte ich ansprechen?
- Profil strategisch aufbauen und pflegen: Aussagekräftige Inhalte, gezielt Keywords nutzen
- Eigene Beiträge verfassen: Expertise zeigen, mit dem Netzwerk interagieren
1. Die richtigen Fragen stellen
1. Die richtigen Fragen stellen
Was sind meine Stärken, Interessen und Werte?
Überlege, in welchen Bereichen du besonders gut Bescheid weisst und welchen Mehrwert du deinem Netzwerk bieten kannst. Finde heraus, wofür dein Herz schlägt und worüber du gern schreiben möchtest. Die Schnittmenge aus Fachwissen und echtem Interesse bildet die Grundlage für authentische Inhalte.
Wie viel Haltung will ich zeigen?
Versuche nicht Everybody’s Darling zu sein. Positioniere dich und vertrete deine Standpunkte klar, auch wenn das bedeutet, dass nicht jede und jeder deiner Meinung sein wird. Authentizität macht dich greifbarer, stärkt dein Profil.
Wer ist meine Zielgruppe?
Definiere genau, wen du erreichen möchtest. Ein scharf umrissenes Profil spricht für deine Kompetenzen und dafür, dass du genau weisst, wohin du willst, wofür du stehst. Optimiere dein LinkedIn-Profil – von der gezielten Auswahl relevanter Begriffe bis hin zu Inhalten, die deine besonderen Fähigkeiten hervorheben.
Auf welchen Plattformen will ich sichtbar sein?
Wähle gezielt Kanäle, die zu deiner Botschaft und Zielgruppe passen. LinkedIn eignet sich für berufliches Netzwerken, ein persönlicher Blog hingegen dafür, Einsicht in deine Fachgebiete und Meinungen zu geben. Plattformen wie TikTok wiederum ermöglichen kreative, authentische Einblicke in deine Arbeitswelt – besonders lässt sich ein junges Publikum ansprechen. Denke stets daran: Es geht nicht darum, überall präsent zu sein, sondern dort, wo du echten Mehrwert bieten kannst.
2. Profil strategisch aufbauen und pflegen
2. Profil strategisch aufbauen und pflegen
Aussagekräftige Profilangaben
Neben deiner aktuellen Position und deinem bisherigen Werdegang solltest du auch deine Kernkompetenzen präzise formulieren. «Mitwirken in Projekten» ist zu vage. Beschreibe genau, welche Aufgaben du übernommen hast und wie du einen Beitrag zum Erfolg des Projekts geleistet hast – wahre dabei die betriebliche Vertraulichkeit. In der LinkedIn-Bio kannst du deine wichtigsten Fähigkeiten und Erfahrungen prägnant präsentieren. Sie sollten den ersten Eindruck deines Profils widerspiegeln, Interesse wecken.
Hervorheben, was dich einzigartig macht
LinkedIn bietet verschiedene Möglichkeiten, um besondere Fähigkeiten, Erfahrungen und Erfolge sichtbar zu machen:
- Spezifische Berufsbezeichnung nutzen: Anstatt nur «Projektmanagerin» zu schreiben, kannst du deine Spezialisierung ergänzen, z.B. «Projektmanagerin / Spezialisiert auf digitale Transformation & agile Methoden / Zertifizierter Scrum Master».
- Über-mich-Bereich optimieren: Hier kannst du deine Kernkompetenzen ausführlicher darstellen und deine Fachgebiete klar definieren. Auch Auszeichnungen, Zertifikate und weitere Erfolge können hier aufgeführt werden, um deine Expertise zu belegen.
- Persönlichkeit zeigen: Ob Kafi rösten, Imkern oder Bergsteigen – zeige ruhig eine besondere Facette von dir. In der LinkedIn-Bio solltest du also sowohl deine fachlichen Stärken als auch persönliche Interessen authentisch präsentieren.
Gezielt Schlagworte (Keywords) einsetzen
Nutze gezielt relevante Begriffe, die häufig in deiner Branche (zum Beispiel in Stelleninseraten) gesucht werden. Platziere sie in deiner Headline, im «Über-mich-Bereich» sowie in den Kenntnissen, um dein Profil auffindbar zu machen. Besonders im unteren Teil deines LinkedIn-Profils kannst du relevante Fähigkeiten hinzufügen – priorisiere die wichtigsten drei, da diese speziell hervorgehoben werden. Schau dir Profile von Personen in deiner Wunschposition an, um passende Schlagworte zu identifizieren. So kannst du sicherstellen, dass dein Profil für Recruiter und Fachleute relevant bleibt.
Mehrwert durch Empfehlungen und Inhalte
Was erhalten potenzielle Arbeitgebende durch meine Anstellung? Wie können andere von meiner Expertise und dem aufgebauten Know-how profitieren? Dies kannst du durch Empfehlungen von – auch ehemaligen – Teammitgliedern oder durch das Teilen von wertvollen Inhalten verdeutlichen. Das erhöht deine Glaubwürdigkeit und deine Chance, in Suchen aufzutauchen.
Das richtige Profilbild wählen
Die Mimik, Haltung und auch die Kleidung sollten passend zu dem Image sein, das du vermitteln möchtest. Studien haben gezeigt, dass ein natürliches Lachen Personen kompetenter erscheinen lässt.
3. Eigene Beiträge verfassen
3. Eigene Beiträge verfassen
Authentizität und Klarheit
Dein Personal Branding ist wie dein digitaler Fingerabdruck – deshalb ist die wichtigste Regel: Zeige, wofür du stehst, entwickle deinen eigenen Schreib- oder Layoutstil, der dich bestenfalls unverwechselbar macht. Das ist meist ein kreativer Prozess, der Zeit und Experimentieren erfordert. Achte darauf, welche Texte oder Layouts dich selbst in Beiträgen besonders ansprechen. Welche Werte und Themen sind dir wichtig? Gut, wenn ein Stil sie widerspiegelt.
Relevante Themen wählen
Wähle Themen, die für deine Zielgruppe relevant und nützlich sind. Überlege dir, was deine Kontakte interessiert und welchen Mehrwert du bieten kannst. Analysiere, welche Themen in deinem Netzwerk gefragt sind, greife sie dann in deinen Beiträgen auf.
Netzwerk gezielt einbinden
Erhöhe deine Reichweite, indem du auf spannende Beiträge reagierst und relevante Personen oder Unternehmen in deinen eigenen Posts mit @Name markierst. Natürlich nur, sofern sie Bezug zum Thema oder zum Inhalt beigetragen haben. Damit erhöhst du die Chancen, dass diese den Post teilen, kommentieren oder als Referenz dienen. So erreichst du über dein eigenes Netzwerk hinaus auch deren Zielgruppen.
Storytelling nutzen
Nimm die Menschen mit auf eine Reise: Erzähle, was dich antreibt, zeige dein Warum. Sprich dein Netzwerk emotional an. Persönliche Geschichten schaffen Nähe und machen dich als «Marke» greifbarer. Teile Erfahrungen, die deine Motivation und Expertise veranschaulichen.
LinkedIn Hacks und Empfehlungen von der Social Media Expertin
Ist das alles nicht nur Selbstdarstellung?
Nein, man muss es nur gut machen. Leider stehen Frauen, die ihre Persönlichkeit zeigen, immer noch mehr unter kritischer Beobachtung. Entscheidend ist: Authentizität. Schlecht ist: Wenn das LinkedIn-Profil ein falsches Bild vermittelt – etwa wenn sich jemand als inspirierende Führungskraft darstellt, das eigene Team die Person jedoch ganz anders wahrnimmt. Gut ist wiederum: Wenn deine Selbstpräsentation dein echtes Verhalten widerspiegelt. Dann ist es kein Eigenlob, sondern zeigt deine Expertise, deine Stärken und die Themen, die dir am Herzen liegen. Für mich bedeutet Selbstinszenierung, wenn Positionierung und tatsächliches Verhalten nicht übereinstimmen. Wesentlich ist, nicht nur Erfolge aufzuzählen, sondern klare Botschaften zu setzen und relevante Inhalte zu kommunizieren. Eine stimmige Positionierung entsteht, wenn Haltung und Handeln zusammenpassen.
Wie persönlich darf ich auf LinkedIn sein?
Finde die Balance: Neben fachlichen Inhalten darf dein Profil auch persönliche Facetten zeigen. Persönliche Einblicke – etwa die Nennung von Hobbys – machen dich greifbarer, ohne dass der professionelle Kontext verloren geht. Letzterer sollte aber immer im Fokus stehen.
Was ist der Unterschied zwischen Vernetzen und Folgen?
Vernetzen bedeutet, dass beide Personen eine Verbindung bestätigen und theoretisch auch die Beiträge der anderen Person im eigenen Newsfeed sehen. Beim Folgen siehst nur du die Beiträge der Person. Nutze beide Funktionen gezielt: Vernetze dich mit Personen, die für dich relevant sind, und folge Expertinnen und Experten, um auf dem Laufenden zu bleiben. Folge auch gezielt Branchen-Insidern – so findest du aktuelle Trends, auf die du wiederum mit eigenen Beiträgen reagieren und dich so zu dem Thema positionieren kannst. Tipp: Kommentiere nicht mit «Toller Beitrag!» oder «Well deserved!», sondern mit eigenen Erfahrungswerten oder auch einmal mit Gegenargumenten. Dadurch erhöhst du deine Sichtbarkeit genau in der Gruppe, die sich für dein Thema interessieren. Und du musst keinen eigenen Post erstellen, sondern wirst so im Newsfeed sichtbar.
Soll ich jede Kontaktanfrage annehmen?
Qualität vor Quantität. Nimm nur Anfragen an, die einen Bezug zu deiner Branche oder deinen Zielen haben. Ich empfehle personalisierte Anfragen – erwähne zum Beispiel eine Veranstaltung, die ihr beide besucht habt oder einen geteilten Beitrag, um echtes Interesse zu zeigen. Beteilige dich ausserdem an Gruppen, die thematisch zu deinem Fachgebiet passen, um wertvolle Kontakte zu knüpfen.
Wie häufig soll ich posten?
Regelmässigkeit ist wichtig, aber vermeide starre Posting-Zeiten – LinkedIn priorisiert natürliche Interaktionen. Wer jeden Dienstag um 7 Uhr postet, weil das momentan als beste Zeit kursiert, kann vom Algorithmus ebenfalls negativ bewertet werden. Poste an wechselnden Tagen und analysiere, wann welche Beiträge am erfolgreichsten sind. Dein Netzwerk kann LinkedIn wegen unterschiedlicher Zeitzonen, Branchen etc. ganz anders nutzen. Wichtig ist, dass dein Post in den ersten 60 Minuten möglichst viel gesehen, geliked oder kommentiert wird. Und dass du zeitnah auf Kommentare reagierst. Diese Punkte beeinflussen den Algorithmus positiv – zumindest momentan.
Sind Urlaubsbilder auf LinkedIn eine gute Idee?
Meine Empfehlung: nur solche mit klarem beruflichem Bezug. Wenn du zum Beispiel im Urlaub neue Perspektiven für dein Fachgebiet entdeckst, oder endlich dazu kommst, ein Fachbuch zu lesen, dann kann das in Kombination mit einem Freizeitbild sehr gut ankommen. Es kann auf LinkedIn ruhig persönlich sein, aber nicht privat. Gut zu wissen: Momentan priorisiert LinkedIn Video-Content. Kurze, authentische Videos über Learnings, Rückblicke auf eine Fachveranstaltung oder Tipps steigern die Sichtbarkeit.
Wie optimiere ich mein LinkedIn-Profil für bessere Sichtbarkeit?
Die Suchfunktion wird häufig unterschätzt: Recruiter, Journalistinnen und Unternehmen suchen auf LinkedIn gezielt nach bestimmten Begriffen. Auch Google indexiert LinkedIn-Profile, sodass dein Profil mit den richtigen Keywords in den Google-Suchergebnissen erscheinen kann. Daher: Verwende nicht nur deinen Job-Titel, sondern auch spezifische Begriffe aus deinem Bereich wie zum Beispiel im Bereich Finanzsektor «Controlling | Risk | FinTech | ESG». Integriere diese Keywords sinnvoll in deinen Info-Bereich – jedoch als Fliesstext und nicht als Stichpunkte – sowie in die Berufserfahrung und Skills. Wichtig: Dein öffentliches Profil muss in den Einstellungen aktiviert sein.