«Wir möchten sensibilisieren und Mut machen»
Als neuer Leiter Finanzberatung der Zürcher Kantonalbank versteht sich Roman Schwarz als Aufklärer und Ratgeber. Er will die Kundinnen und Kunden motivieren, rechtzeitig ein zeitliches Investment zu tätigen – damit sie später finanziell profitieren können und für ihre Liebsten gesorgt ist.
Interview: Patrick Steinemann / Bilder: Simon Habegger | aus dem Magazin «Meine Vorsorge» 3/2023
Herr Schwarz, Hand aufs Herz: Haben Sie persönlich in allen Bereichen vorgesorgt, wie Sie es den Kundinnen und Kunden empfehlen?
Ich habe die wichtigsten finanziellen Dinge aufgegleist und mit Testament und Ehevertrag auch meinen Nachlass geregelt. Meine Frau und meine Kinder sollten also gut abgesichert sein.
Es lässt sich doch sicher noch etwas optimieren …!?
Bestimmt! Was ich noch nicht festgehalten habe, sind persönliche Anordnungen für den Todesfall – wohl auch weil ich hoffe, dass dieser Fall noch nicht so rasch akut wird. Ein ganz perfektes Vorbild bin ich also nicht – doch ich arbeite daran … (lacht)!
Spielte die Vorsorge früh eine Rolle bei Ihnen?
Bei mir fing das tatsächlich sehr früh an. Ich hatte bereits kurz nach Beginn meines Berufslebens den Traum von einem Eigenheim und habe über viele Jahre entsprechend diszipliniert gespart – obwohl mein Lohn als Berufseinsteiger eher bescheiden war. Auch in die dritte Säule habe ich eingezahlt, sobald ich einer Pensionskasse (PK) angeschlossen war. Dass ich mir dann schon vor 30 eine Eigentumswohnung leisten konnte, zeigt, wie mit kleinen, aber regelmässigen Sparbeträgen viel zu erreichen ist. Aber zugegeben, damals waren die Preise auch noch viel tiefer als heute.
Nicht jede und jeder denkt aber schon mit 20 an die persönliche Vorsorge …
Das ist völlig normal. Es gibt noch andere Ziele, die finanzielle Mittel erfordern, etwa ein eigenes Auto oder eine Weltreise. Als Bank haben wir stets das Ziel, dass unsere Kundinnen und Kunden ihre Träume verwirklichen können. Wir unterstützen sie deshalb beim Aufbau der dafür nötigen finanziellen Mittel. Die Vorsorge ist dabei ein wesentlicher Baustein.
Roman Schwarz
Roman Schwarz hat fast sein gesamtes Berufsleben in den Dienst der Zürcher Kantonalbank gestellt, zuletzt als Marktgebietsleiter für das Zürcher Oberland. Der 44-Jährige ist verheiratet und hat drei Kinder. Privat ist er gerne draussen unterwegs, sei es beim Wandern mit der Familie oder auf dem Rennrad.
Trotzdem nehmen die meisten diesen Baustein erst kurz vor der Pensionierung in die Hand. Genügt das?
Ideal ist es sicher, wenn die konkretere Planung der Pensionierung schon zehn oder 15 Jahre vorher angegangen wird. Es bleibt dann mehr Zeit, um zu sparen – zudem kann der Zinseszinseffekt länger wirken. Da machen ein paar Jahre mehr sehr viel aus.
Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen davon aus, dass quasi automatisch alles geregelt ist: AHV und PK-Beiträge werden vom Lohn abgezogen und im Pensionsalter kommen dann die Renten. Ein Trugschluss?
Geregelt sind die erste und die zweite Säule zwar. Die Frage ist aber: Reichen diese gesetzlichen Minimallösungen auch aus, um im Alter den gewünschten Lebensstandard sowie die persönlichen Pläne und Träume verwirklichen zu können? Wie auch immer die eigenen Vorstellungen aussehen, ein Realitätscheck lohnt sich auf jeden Fall.
Wo besteht denn überhaupt ein persönlicher Spielraum bei der Vorsorge?
Zuerst sollte sichergestellt werden, dass bei der AHV keine Beitragslücken bestehen – diese können etwa in der Studienzeit oder durch einen Auslandaufenthalt entstehen. Der bei der kantonalen Ausgleichskasse bestellte AHV-Kontoauszug legt diese Lücken offen. Sie können bis zu fünf Jahre rückwirkend durch Nachzahlungen geschlossen werden. Dann kann auch in der zweiten Säule, der Pensionskasse, noch zusätzliches Einkaufspotenzial schlummern, etwa aufgrund von Lohnerhöhungen. Das Ganze wird abgerundet von der dritten Säule, also der privaten gebundenen Vorsorge in der Säule 3a und dem persönlichen Sparen in der Säule 3b. Je nach Lebensphase werden die Prioritäten etwas anders aussehen.
Häufig etwas vernachlässigt wird bei der Vorsorge die Nachlassplanung. Kann man sich hier nicht auf die gesetzlichen Bestimmungen verlassen?
Grundsätzlich schon, es kommt aber immer auf die persönliche Situation an. In vielen Fällen passen die Normvorgaben nicht. Hier sollte der Spielraum des Gesetzes genutzt werden. Beispielsweise kann der Ehepartner zusätzlich begünstigt werden. Auch lohnt es sich, etwa im Falle von Wohneigentum, festzulegen, welche unabhängige Instanz den Wert der Immobilie schätzen soll. Dadurch kann die Erblasserin oder der Erblasser Verantwortung übernehmen und allfällige Erbstreitigkeiten vermeiden. Insbesondere nicht verheirateten Paaren empfehlen wir, die Nachlassplanung aktiv anzugehen.
Das Feedback unserer Kundinnen und Kunden ist mir sehr wichtig. Nur so können wir die besten Dienstleistungen anbieten.
Roman Schwarz, Leiter Finanzberatung Zürcher Kantonalbank
Steuern beschäftigen uns zwar jedes Jahr aufs Neue, im Zusammenhang mit der Vorsorge haben wir das Thema eher nicht auf dem Radar. Sollten wir hier besser hinschauen?
Auf jeden Fall, denn Einzahlungen in die zweite und dritte Säule können von den Steuern abgezogen werden. Auch lässt sich dadurch die Steuerprogression brechen. Ebenso empfiehlt sich eine gute Strategie für den Bezug der Vorsorgegelder, die dann – zu einem reduzierten Satz – besteuert werden. Wer hier einen langfristigen Plan hat und sich bei Bedarf beraten lässt, ist sicher im Vorteil.
Ratgeberseiten und Tipps zur Vorsorge finden sich heute online überall. Gibt es da überhaupt noch Gründe, die Finanzberatung einer Bank in Anspruch zu nehmen?
Wenn ich diese Frage verneinen würde, wäre ich wohl in der falschen Position (lacht)! Im Ernst: Ratgeberseiten vermitteln zwar ein gutes Grundwissen, zum bestmöglichen persönlichen Ergebnis verhelfen sie jedoch nicht. Dafür braucht es die Vorsorgeexpertinnen und -experten: Sie schauen jeden Fall individuell an und sorgen mit ihrem Fachwissen dafür, dass die massgeschneiderte Lösung auch funktioniert. Gutgemeinte Tipps von Bekannten hingegen können sich als unzuverlässig erweisen oder gar negative Auswirkungen haben.
Vorsorge ist nicht nur für Private ein Thema, auch Firmen haben bei der Absicherung ihrer Mitarbeitenden meist Möglichkeiten, die sie nicht ganz ausschöpfen.
Für Unternehmen lohnt es sich, die verschiedenen Angebote der Pensionskassen zu vergleichen und die Optionen im Rahmen des Budgets zu prüfen. Die Unterschiede bei Angeboten und Leistungen sind teilweise gross. Sei dies bei der Absicherung von Partnern der Versicherten im Todesfall oder bei den Leistungen im Falle einer vorzeitigen Pensionierung. Wahlpläne für die Mitarbeitenden geben den Firmen zudem die Möglichkeit, sich im Bereich Employer Branding abzuheben von der Konkurrenz. Die Zürcher Kantonalbank bietet Unternehmen in diesem Bereich eine kostenfreie Analyse der bestehenden Pensionskasse sowie einen Vergleich innerhalb der Branche. Die Firmen können dann fundiert und frei entscheiden, welche Lösung sie ihren Mitarbeitenden anbieten wollen.
Wo werden Sie als neuer Leiter der Finanzberatung Prioritäten setzen, von denen auch die Kundinnen und Kunden konkret profitieren können?
Mir ist es vor allem wichtig, nahe am Puls unserer Kundinnen und Kunden zu sein und ihre Bedürfnisse zu kennen. Ich werde deshalb so oft es geht, bei Beratungsgesprächen dabei sein, damit ich so auch direktes Feedback erhalte und wir die besten Dienstleistungen anbieten können. Und ich will auch Mut machen.
Mut machen …?
Zusammen mit meinen Mitarbeitenden will ich unsere Kundinnen und Kunden für Finanz- und Vorsorgethemen sensibilisieren und sie ermutigen, den berühmten ersten Schritt zu gehen. Sie können sich zum Beispiel unser neues TV-Sendeformat «Geld & Vorsorge» auf TeleZüri anschauen und so thematisch Fuss fassen. Viele setzen sich erst mit Vorsorgethemen auseinander, wenn sie es müssen. Dabei würde es sich lohnen, sich zumindest zu Beginn von neuen Lebensphasen mit einzelnen Aspekten zu befassen. Etwa bei einer festen Partnerschaft, wenn Kinder dazukommen; oder bei einem Immobilienkauf. Das Ziel sollte dann immer sein, die Dinge so zu regeln, dass es für alle Betroffenen zum aktuellen Zeitpunkt stimmt. Durch dieses kleine zeitliche Investment können sie Eigenverantwortung übernehmen, und es gibt ihnen die Gewissheit, dass für die Liebsten und sich selbst gesorgt ist.
Darauf kommt es an bei der persönlichen Vorsorge
- 1 Machen Sie den ersten Schritt: Wer sich rechtzeitig um seine Vorsorge kümmert, kann länger vom Zinseszinseffekt profitieren. Auch schon mit kleinen Einzahlungen kann die spätere Rente in den verschiedenen Vorsorgesäulen optimiert werden.
- 2 Sparen Sie Steuern: Einzahlungen in die zweite (Pensionskasse) und dritte Säule (private Vorsorge) können Sie steuerlich in Abzug bringen. Dadurch lässt sich die Steuerprogression brechen. Auch beim (gestaffelten) Bezug von Vorsorgegeldern zahlt sich eine kluge Strategie aus.
- 3 Übernehmen Sie Verantwortung: Sichern Sie sich selbst und Ihre Liebsten ab und ordnen Sie Ihren Nachlass rechtzeitig. Nutzen Sie dabei den Spielraum, den das Gesetz bietet. So können Sie Ihr Erbe nach Ihren Wünschen regeln und vermeiden allfällige Konflikte unter den Hinterbliebenen bestmöglich.
- 4 Holen Sie fundierten Rat: Schnelle Tipps und Informationen sind zwar gut, ersetzen eine fundierte und auf Ihre Situation abgestimmte Beratung aber nicht. Kontaktieren Sie unsere Expertinnen und Experten für Finanzberatung, Steuern oder Erbschaften – und profitieren Sie von jenem Angebot, das Ihren Bedürfnissen entspricht.