Stets auf der Suche nach neuen Wegen
Möglichkeiten sind dazu da, um realisiert zu werden – das findet Peter Buss seit je. Kein Wunder, dass er sein Projekt StiftungSchweiz zum Erfolg brachte.
Aufgezeichnet: Patrick Steinemann / Bilder: Simon Habegger | aus dem Magazin «Meine Vorsorge» 3/2022
«Dass ich vor 35 Jahren das grosse Feld der Non-Profit-Organisationen betreten habe, war eher Zufall: Als junger Anwalt suchte ich Sekretariats-Mandate für mein neu gegründetes Büro. Rasch tat sich mir eine spannende neue Welt auf – ich ahnte damals aber noch nicht gleich, dass Vereine und Stiftungen Schwerpunkte meines beruflichen Wirkens sein würden. Mit dem Aufbau meiner auf NPO spezialisierten Beratungsfirma wuchs auch meine Leidenschaft fürs Thema. Denn dieser Sektor war damals noch kaum entwickelt. Vieles galt es neu aufzubauen. Das hat mich gereizt, da ich seit je gerne neue Wege suche. Den Begriff «Möglichkeiten» verstehe ich dabei durchaus im Wortsinn: Dass man etwas möglich machen kann, wenn man es wirklich will.
Dr. Peter Buss
Der Jurist (*1955) ist Gründer und Geschäftsführer der auf Management Consulting und Fundraising für Non-Profit-Organisationen spezialisierten NonproCons AG in Basel. 2014 lancierte er stiftungschweiz.ch, die erste umfassende Datenbank, die Informationen von über 13'000 in der Schweiz ansässigen gemeinnützigen Stiftungen präsentiert. In diesem Jahr zieht sich Peter Buss als CEO von StiftungSchweiz zurück. Er wird der Philanthropie aber weiterhin verbunden bleiben und einzelne Projekte beratend begleiten.
In unseren Beratungen ging es immer wieder auch darum, geldgebende Förderstiftungen und geldsuchende Projektträger zusammenzubringen. Aus den Einzelmandaten entwickelte sich die Idee, dies zu multiplizieren und auf den ganzen Stiftungssektor auszudehnen. 2014 war es dann soweit: Wir lancierten stiftungschweiz.ch, eine Online-Datenbank, die den Drittmittel suchenden Projektträgern das Auffinden von Förderstiftungen erleichtert. Die Zweifel in der Branche waren anfangs gross und das Echo nach dem Start zunächst auch etwas verhalten. Doch der Erfolg gab uns recht.
Zürcher Kantonalbank als Partnerin
Dass dies möglich wurde, lag auch daran, dass wir 2018 die Zürcher Kantonalbank als Partnerin gewinnen konnten. Über die Jahre entwickelte sich aus der Beteiligung etwas Symbiotisches: Bei StiftungSchweiz profitierten wir davon, dass die Bank einen klaren Fokus auf ein funktionierendes Geschäftsmodell und die Finanzierung unserer angestrebten Entwicklung legte. Im Gegenzug erhielt die Bank durch uns, so denke ich, einen vertieften Zugang zur Welt der Stiftungen, vor allem auch über unser preisgekröntes Magazin The Philanthropist.
Es bleibt stets ein Balanceakt, gewisse finanzielle und unternehmerische Lebensrisiken einzugehen und gleichzeitig die Vorsorge nicht aus den Augen zu verlieren.
Peter Buss
Im Kontakt schätze ich unsere Freiheiten in operativen Fragen und besonders auch das gegenseitige Verständnis, die wertvollen Ideen und die stabile Vertrauensbasis. Das Engagement der Zürcher Kantonalbank ermöglichte es uns dann auch, 2019 eine neue, erweiterte Version von stiftungschweiz.ch zu publizieren. Seither bauten wir diese kontinuierlich zu einem Ökosystem der Philanthropie aus, zum Beispiel mit der Integration einer einzigartigen Spendenplattform.
Berührungspunkte zwischen Stiftungen und dem Thema Vorsorge gibt es einige: So sind etwa alle Pensionskassen Stiftungen. Und auch Familienstiftungen haben häufig den Zweck, das Vermögen nachhaltig zusammenzuhalten. Trotzdem ist die berufliche Vorsorge für Selbstständigerwerbende ein Thema, das oft vernachlässigt wird, wenn das Geld im eigenen Geschäft steckt.
Regelmässig PK-Beiträge bezahlt
Ich hatte aber das Glück, dass meine Frau unsere persönlichen Finanzen immer gut verwaltete und auch regelmässig PK-Beiträge bezahlte – dieses Sicherheitsdenken war mir in jungen Jahren eher fremd gewesen. Heute sind wir beide froh, mit Guthaben in allen drei Vorsorgesäulen insgesamt stabil abgesichert zu sein. Unser Beispiel zeigt aber auch, dass es stets ein Balanceakt bleibt, gewisse finanzielle und unternehmerische Lebensrisiken einzugehen und gleichzeitig die Vorsorge nicht aus den Augen zu verlieren.
Jetzt, da ich mich aus dem operativen Geschäft zurückziehe und an meinen Nachfolger Stefan Schöbi übergebe, freue ich mich, andere Leidenschaften wie Reisen und Fotografieren stärker pflegen zu können. Ganz loslassen werden mich die Themen Philanthropie und Stiftungen aber auch künftig nicht: Solange ich noch etwas Relevantes beizutragen habe und mir jemand zuhören mag, gebe ich mein über die Jahre erlangtes Wissen gern weiter und begeistere andere für das, was mich immer motiviert hat: Möglichkeiten zu nutzen und neue Wege zu gehen.»